Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
Gestalt, die er nur silhouettenhaft sehen konnte, gegen die Gitterstangen. Das war ein Tran, wie zu erwarten gewesen war. Aber es war auch eine Frau, und das war nicht zu erwarten gewesen. Gelbe Katzenaugen glühten im Fackellicht.
»Bitte«, sagte die Stimme ängstlich, und dann fuhren die Augen herum, um kurz in den Korridor zu spähen. »Der Zellenmeister wird in Kürze abgelöst. Jede Minute ist wichtig.«
Nachdem er entschieden hatte, daß dies kein Traum sein konnte, erhob sich Ethan. Als er auf das Gitter zuging, erkannte er die Sprecherin.
Das war ein noch größerer Schock als alles Bisherige.
»Aber Ihr seid doch Rakossas Königin…«
Das Mädchen spuckte aus und setzte ein Schimpfwort hinzu. »Er nennt mich seine Konkubine. Der Hof bezeichnet mich als Prinzgemahlin. In Wirklichkeit bin ich sein Chiv-Hocker, weil der Idiot sich die Füße an mir abwischt.« Aus ihrer Stimme klang mehr Haß und Bitterkeit, als Ethan für möglich gehalten hätte. Jedes Wort war förmlich mit Vitriol durchtränkt, jeder Satz voll Gift. Und doch sprach sie ganz ruhig und kontrolliert.
»Ich heiße Teeliam Hoh, Ausländer. Man hat mich erworben als eine Art Haustier. Königin?« Die Wut hinderte sie am Lachen. »Ich bin ein Ding, das er benutzt, mit dem er spielt, wie mit einem Lieblingsschwert, nur daß man das Schwert besser pflegt und besser behandelt als mich.«
Ethan blickte jetzt selbst den Korridor hinunter. »Ihr erwähntet, daß der Zellenmeister abgelöst wird. Was ist mit dem, der jetzt Dienst hat? Er wird…«
»Nein, er wird nicht«, unterbrach sie ihn. »Er und der andere Posten sind tot. Ich habe ihnen die Kehle durchschnitten.«
Ihre Hände machten sich an dem alten, eisernen Schloß zu schaffen, das die Zelle sicherte. Hinter Ethan erhob sich ein Murmeln, als die anderen aufwachten.
»Ihr glaubt uns also«, sagte Ethan erregt und sah zu, wie sie den Schlüssel ins Schloß schob. »Ihr wißt, daß Ro-Vijar ein Lügner ist.«
»Ich weiß nur, daß der Landgraf von Arsudun eine Spur wie ein Dungkriecher hinterläßt, wenn er sich überfressen hat.«
»Wenn Ihr nicht wißt, ob er lügt, warum tut Ihr das dann für uns?«
Ihre gefletschten Zähne blitzten. »Ihr glaubt, daß ich das für euch tue? Für sie tue ich das.« Sie deutete den Korridor hinauf und machte sich dann wieder am Schloß zu schaffen.
Ethan blickte in die Richtung, in die sie gewiesen hatte, und erkannte dort eine zweite Silhouette. »Elfa.« Etwas klickte, und die Tür öffnete sich. Die Tran in den anderen Zellen waren jetzt wach und sahen zu. Sie murmelten erregt. Teeliam beeilte sich, auch sie zu befreien.
Ethan ging auf Elfa zu und lächelte. Aber einen Meter vor ihr blieb er stehen und starrte sie an. Starrte sie bloß an. Was er sah, war so unglaublich, daß er nicht einmal fluchen konnte.
Das schöne Katzengesicht war zerkratzt und entstellt, ein Auge fast zugeschwollen. Große Stücke ihres glatten Dans fehlten, und einige Stellen waren versengt und geschwärzt wie von Feuer. Elfa lächelte nicht. Ihre ganze Aufmerksamkeit schien dem Boden zu gelten, aber in Wirklichkeit war ihr Blick ganz woanders. Sie hielt beide Arme dicht an sich gepreßt, die Kleidung, die sie trug, war ganz einfach; es war nicht die, die sie getragen hatte, als man sie von den anderen trennte.
Teeliam Hoh hatte die Schlüssel den anderen gegeben und stand jetzt neben Ethan. Er sah sie wortlos und mit offenem Mund an.
»Ich kenne die inneren Gänge der Burg«, sagte sie, jetzt nicht mehr ganz so verbittert. »Ich wußte, daß man einen von euch zum Verhör geschleppt hatte. Durch eine Ritze in der Wand sah ich, wie dieser Ro-Vijar Fragen stellte, wie nichts, was er sagte oder tat, auf einen echten Landgrafen und Beschützer hinwies.
Ich konnte nicht wissen, ob das, was er über euch sagte, die Wahrheit war oder nicht, aber ich wußte, daß alles andere, was er behauptete, als Lüge betrachtet werden mußte, denn er lebt, und das ist eine Unwahrheit in sich.« Ihr Blick löste sich von ihm, wanderte zum Boden und dann zu Elfa.
»Rakosse war bei ihm und sah zu und genoß das Schauspiel. Nach einer Weile ließ er sich dazu herab, daran teilzunehmen.« Sie schauderte. »Ich mußte seine schmutzige Fantasie jetzt schon zwei Jahre lang erdulden. Wenn ich nur den Verstand hätte verlieren können.«
»Warum.« Ethan schluckte und versuchte es noch einmal. »Warum seid Ihr hier geblieben? Warum habt Ihr nicht versucht, ihm zu entfliehen?«
Jetzt konnte
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