Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
Hoffnung auf Rettung von draußen und wenig Hoffnung auf Flucht hatten.
»Wo ist unser besseres Schicksal, unsere Gelegenheit, Skua?« Ethan konnte die Bitterkeit nicht ganz aus seiner Stimme verdrängen, obwohl auch ihm bewußt war, daß ein Kampf im Thronsaal schon vor Stunden seinen Tod bedeutet hätte.
»Wir sind noch am Leben, Jungchen«, erwiderte September gleichmütig. »Du kannst geduldig sein, wenn du nicht optimistisch sein willst. Was mich betrifft – ich war schon in schlimmerer Lage. Einmal mit meinem Bruder…« Er hielt einen Augenblick lang inne, ehe er fortfuhr. »Wir leben hier unten, das ist besser, als oben tot zu sein.«
»Ro-Vijar steckte die ganze Zeit dahinter: die Prügelei in der Kneipe in Arsudun, der Angriff auf das Floß, und jetzt lügt er diesem Rakossa etwas vor, damit der seine Morde für ihn begeht.«
»Du mußt doch bewundern, wie gut das alles eingefädelt ist«, sagte September. »Wenn ein Friedensschützer herumschnüffelt, kann Ro-Vijar unser Hinscheiden auf diesen Rakossa schieben, bei dem ich nicht den Eindruck habe, als würde er mit beiden Füßen tanzen.«
»Aber wie konnte er Rakossa denn so schnell auf seine Seite ziehen?« fragte Ethan mürrisch.
»Ich fürchte, das ist gar nicht so schwer einzusehen. Sieh, mein Kopf.« Hunnar, der inzwischen wieder zu sich gekommen war, lehnte müde an einer kalten Mauer. »Ro-Vijar ist selbst Landgraf. Wenn er das einem anderen Herrscher, wie diesem Rakossa, beweisen konnte, wie es offenbar der Fall ist, verleiht das seinen Behauptungen natürlich Glaubwürdigkeit. Man hat dann seiner Meinung großen Respekt entgegengebracht. Um so mehr, da er ja älter ist als Rakossa.
Außerdem ist er Tran. Es schmerzt mich zwar, das zugeben zu müssen, aber mein Volk neigt eher dazu, seinesgleichen zu glauben, als einem fremden Wesen, wie du es bist, Freund Ethan, der ebenso gut ein Dämon oder ein Diener des Finsteren sein könnte.« Er zuckte die Achseln und war plötzlich müde.
»Dann fällt es auch nicht schwer, sich vorzustellen, daß dieser Ro-Vijar jenem Rakossa einen Anteil an dem Handel Arsuduns mit der Außenwelt angeboten hat. Nach seiner Art zu denken, ist er also doppelt gesichert. Er scheint mir ehrgeizig und ein wenig verrückt zu sein.«
»Das braucht er nicht einmal«, sagte September. »Rakossa besitzt bereits die Slanderscree. Oh, Ro-Vijar wird erklären, daß sie gerechterweise ihm gehört, aber er wird sich das dann wieder von Rakossa ausreden lassen, und uns dafür töten. Dieser Ro-Vijar hat größere Ziele. Vergiß nicht, er hat drei moderne Handstrahler. Sie sind auf diesem Planeten viel mehr wert als zwei Eisklipper.«
Hunnar kroch an das Zellengitter, stand auf und trat gegen die Stangen. Sein scharfer Chiv erzeugte nur drei parallele Kratzer im Holz. Es gab hier viele ähnliche Kratzer.
»Was machen wir jetzt?« Ethan konnte einfach nicht mit ansehen, wie Hunnar stur und hoffnungslos seine Kräfte an den Stangen vergeudete.
»Jungchen, ich weiß es nicht.«
Der Hüne ging in eine Ecke. Obwohl die Zelle von beträchtlicher Größe war, hatte man den Boden mit Pika-Pina-Stücken ausgelegt. September streckte sich darauf aus, legte die Hände unter den Kopf und starrte zur Decke.
»Für den Augenblick werde ich mich schlafen legen.«
»Wie kommt es eigentlich«, fragte Ethan erstaunt, »daß du immer schlafen kannst, wenn dein Leben in Gefahr ist?«
September schloß die Augen und verdrängte damit Zelle und Gefährten. »Nun, wenn die sich diesen Augenblick aussuchen, um dich umzubringen, Junge, dann merkst du überhaupt nicht, wie es passiert ist.«
Ethan wollte Einwände erheben, war aber ebenso erschöpft wie entmutigt.
Die Pika-Pina-Matten erwiesen sich als unerwartet bequem.
9
»Aufwachen!«
Ethan rollte sich zur Seite und schlug ein Auge auf. Er lag ganz alleine in der Nähe des Zellengitters. Wer redete denn mitten in der Nacht mit ihm?
»Aufwachen!« Diesmal klang die Stimme eindringlicher.
Trockene Pika-Pina-Fasern knisterten, als er sich etwas unsicher in kniende Position erhob und in den schwach erleuchteten Korridor hinausstarrte. Fackeln beleuchteten die Zellen und die Laufgänge dazwischen.
Die Stimme hatte nicht wie die des Zellenwärters geklungen, eines phlegmatischen Tran, der in regelmäßigen Abständen auftauchte, um sich zu überzeugen, daß die ausländischen Dämonen sich nicht mittels irgendwelcher magischer Künste befreit hatten. Aber in der Nähe drückte sich eine
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