Die Moulokin-Mission: Science Fiction-Roman
Teeliam lachen. »Ich tue das ein paar Mal im Jahr, Himmelsausländer Ethan. Jedes Mal fängt man mich wieder, oder kauft mich von jenen zurück, die mich finden. Was Rakossa dann mit mir macht, vertreibt auf Tage alle Gedanken an Flucht. Wie es jetzt ohne Zweifel wieder geschehen wird. Wenn ich mich ihm nicht widersetzte, würde er meiner müde werden und mich töten, denn niemand darf eine Frau besitzen, die Rakossa einmal gehabt hat. Und wenn ich mich widersetze, dann… arbeitet seine Fantasie.«
»Das wird nicht wieder geschehen, Frau«, sagte eine tiefe, ärgerliche Stimme. September war hinter Ethan getreten und musterte Teeliam mitfühlend. Er hatte Elfa bereits untersucht und zog es vor, sie nicht mehr anzusehen.
»Das hat nichts zu bedeuten. Ich hätte das getan, und wäre es nur, um ihn zu ärgern, gleichgültig, was ihr für euch oder mich tut, ganz egal, was man ihr angetan hat.« Sie deutete auf Elfa, die sich die ganze Zeit nicht bewegt hatte. »Diese widerlichen Sadisten.
Dann ist da noch etwas. Ich glaube, Ihr werdet diese hier gern haben wollen. Ich habe sie gestohlen.« Sie holte einen kleinen Beutel, den sie auf dem Rücken getragen hatte, und brachte ihre Strahler zum Vorschein.
»Wie lange dauert es noch, bis der neue Zellenmeister seinen Dienst antritt?« Ethan schnallte sich seine Waffe um und versuchte, sich in der pechschwarzen Finsternis zu orientieren. Teeliam nannte einige Tranzeiteinheiten. »Vielleicht reicht das aus, um die Treppe hinaufzuschleichen und uns den Weg zu unserem Schiff freizukämpfen.«
»Seid ihr Außenweltler wirklich solche Narren, wie Ro-Vijar behauptet?« Teeliam musterte ihn ungläubig. »Ihr könnt nicht durch die Burg zurück. In jedem Stockwerk stehen Soldaten. Ihr könntet nicht einmal den Hof erreichen, ehe sämtliche Krieger auf der ganzen Insel versammelt wären. Ich glaube nicht, daß eure Zauberwaffen, von denen Ro-Vijar Rakossa zugeflüstert hat, ausreichen würden, um tausend oder mehr Kämpfer zu besiegen.«
»Da hat das Mädchen recht.« September beugte sein weißmähniges Haupt. »Was schlagt Ihr als Alternative vor?«
»Ich werde ihm das Gesicht meines Vaters in den Rücken schneiden, und er wird seine Mannheit verfluchen«, sagte eine Stimme, die so kalt war, wie die Luft über dem Eismeer. Jetzt sprach Elfa endlich.
»Ohne Zweifel wirst du das.« Sir Hunnar war schon eine ganze Weile im Schatten gestanden und hatte Elfa beobachtet. Jetzt trat er ins Licht und sprach mit sanfter Stimme, während er nach ihrem Arm griff. »Aber nicht jetzt, später. Zuerst müssen wir uns befreien.«
Sie versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen. Einen Augenblick lang schob sich ihr grüner Umhang zur Seite. Ethan sah Schrammen und tiefe Wunden an ihrem Leib und hätte sich gewünscht, sie nie gesehen zu haben.
»Den Pelz werde ich ihm abziehen, ein Haar nach dem anderen«, fuhr sie mit einer Stimme fort, die Ethans Herz zum Gefrieren brachte. Sie machte keine Anstalten, sich zu bedecken.
»Ja, aber später, später. Ich verspreche es.« Hunnar legte ihr den Mantel zurecht. Wie er es fertigbrachte, mit gleichmäßiger Stimme zu sprechen, war etwas, das Ethan nie begreifen würde. Dann legte er ihr den Arm um die Schultern.
Teeliam hatte einige Mühe, Septembers Frage zu beantworten. »In dieser Richtung liegt eine schwache Hoffnung.« Sie setzte sich durch den Korridor in Bewegung, auf die Zellen zu, die am weitesten von der Treppe entfernt waren. Ethan und September folgten ihr. Von Hunnar gestützt, taumelte Elfa mit glasigen Augen hinter ihnen her.
Am anderen Ende der Verliese fanden sie eine weitere Tür. Sie war für einen Tran niedrig, dazu mit Mauerwerk gesichert und mit Pika-Pina-Kabeln verhängt.
»Es heißt, daß in alten Zeiten die schlimmsten Gesetzesbrecher hier durchgeschickt wurden. Dahinter liegt ein Tunnel. Keiner spricht davon, wohin er führt. Jedenfalls ist es ein weit von hier entfernter Ort.«
»Das reicht mir«, sagte September und billigte damit den Plan. »Warum ist der Gang abgeschlossen?«
»Vor vier Landgrafen, so heißt es in der Geschichte, kam man zu dem Schluß, daß die Strafe selbst für Kindsmörder zu schwer war.«
»Ausgezeichnet«, murmelte Ethan und musterte die Tür, als könnte jeden Augenblick irgendein unvorstellbares Schreckenswesen durch die Steine hervorbrechen und sie verschlingen.
»Wohin führt der Weg?« Eine prosaische Frage, gestellt von dem widerstrebenden, stets neugierigen Kapitän der
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