Die Mütze
in starker Erregung, »ich kann das eigentlich nicht ganz verstehen. Wenn Katze weniger gilt als Kaninchen, warum bekomme ich dann Katze ? Ich bin immerhin Kriegsveteran. Ich bin Träger verschiedener Kampfauszeichnungen. Ich bin seit achtzehn Jahren Mitglied des Schriftstellerverbandes. Ich habe elf Bücher geschrieben.«
»Das ist ja auch sehr gut«, sagte der Direktor und verstummte.
»Gestern war Konstantin Baranow bei Ihnen. Er ist ebenfalls Mitglied des Schriftstellerverbandes, aber er hat nur ein Buch veröffentlicht und ich elf. Ihm haben Sie doch Kanin bewilligt. Wieso bekommt Baranow Kanin und ich Katze?«
»Ich kenne keinen Baranow, und ich weiß nicht, was ich ihm bewilligt habe. Ich habe drei Schriftstellerlisten - und Sie stehen in keiner. Für die in den Listen nicht geführten habe ich nur noch Katzen. Ich kann Ihnen nichts anderes anbieten.«
Efim versuchte zu kämpfen. Er versuchte, den Direktor zu überzeugen, daß es sich nur um ein Versehen handeln könne, wenn er nicht auf einer der Listen stehe, pochte auf seine langjährige Mitgliedschaft, auf die Zahl seiner Veröffentlichungen und auf seine heroische Vergangenheit, aber Andrej Andrejewitsch verschränkte die Arme über der Brust und wartete, daß sein Besucher ausreden und gehen würde.
Angesichts solcher Unerschütterlichkeit wurde Efims Mienenspiel immer mitleiderregender, er weigerte sich, seinen Antrag mitzunehmen, murmelte etwas von Beschwerde und ging zur Tür, aber als er den Griff in der Hand hatte, fiel ihm etwas ein, er begriff, daß er unbedacht gehandelt hatte, und wollte seinen Fehler umgehend korrigieren.
Er drehte sich auf dem Absatz um und ging zu dem Schreibtisch zurück, wobei er versuchte, seinen Gesichtsausdruck von »mitleiderregend« auf »freundlich« und sogar »großmütig« umzustellen, aber das Mitleiderregende wollte nicht weichen und überwog auch noch, als er der Aktentasche ein Exemplar der Lawine im Kunstledereinband entnahm und es vor den Direktor auf den Schreibtisch legte.
»Ich habe es völlig vergessen«, sagte er lächelnd und mit einem Kopfnicken, das wie eine Verbeugung ausfiel. »Für Sie.«
»Was ist das ?« Andrej Andrejewitsch lehnte sich zurück und starrte befremdet und erstaunt das Buch wie einen noch nie gesehenen Gegenstand an.
»Für Sie.« Efim lächelte noch gewinnender und schob das Buch dem Direktor zu. »Das ist mein Buch.«
»Das ist nicht nötig«, sagte der Direktor und schob das Buch vorsichtig mit beiden Händen von sich weg, als handele es sich um ein außerordentlich schweres und möglicherweise explosives Objekt. »Ich habe meine eigenen Bücher.«
»Oh, Sie haben mich nicht verstanden.« Efim redete ihm zu wie einem kleinen Kind. »Das ist kein beliebiges Buch, das ist mein Buch, ich habe es geschrieben.«
»Ich verstehe, aber das ist nicht nötig.«
»Aber ich bitte Sie, ich bitte Sie!« sagte Efim aufgeregt. »Das ist doch keine Bestechung, das ist nur eine symbolische Geste des Autors, zum Zeichen aufrichtiger Hochachtung und Zuneigung, zumal ich Ihnen eine Widmung hineingeschrieben habe, so daß dieses Exemplar sowieso so gut wie wertlos ist.«
»Ich brauche«, beharrte der Direktor, »keine fremden Sachen, weder wertvolle noch wertlose.«
»Aber das ist doch keine Sache!« Nun schrie Rachlin beinahe hysterisch auf. »Das ist ein Buch, ein geistiger Wert, zumal mit dem Autograph des Autors. So etwas schlägt man nicht aus. Ich habe sogar schon einmal einem Minister ein Buch geschenkt ...«
»Es interessiert mich nicht, wem Sie etwas geschenkt haben. « Auch der Direktor hob die Stimme. Er stand auf, beugte sich über den Tisch und steckte das Buch in Efims offene Aktentasche. »Nehmen Sie es wieder mit, und stören Sie mich nicht länger bei der Arbeit.«
Erniedrigt, beleidigt, gedemütigt verließ Efim das Zimmer.
»Nun, wie steht's?« fragte ihn Serafima Borisowna.
»Ausgezeichnet«, antwortete Efim mit kläglichem Lächeln und trat auf die Straße hinaus. Inzwischen war es kälter geworden. Einzelne trockene Schneeflocken wirbelten durch die Luft. Er ging dahin wie ein alter, kranker Mann und schleppte mühsam die schwere Aktentasche, vollgestopft mit Büchern über gute Menschen, die niemand haben wollte.
»Fima, Fima«, hörte er eine aufgeregte Stimme hinter seinem Rücken.
Er drehte sich um. In aufgeknöpftem Pelz, die Mütze in der Hand, stapfte Mylnikow hinter ihm her. An seiner Miene konnte man ablesen, daß es sich um etwas Wichtiges handelte.
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