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Die Mumie

Die Mumie

Titel: Die Mumie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Rice
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Nadel hoch. Sie schrie ihn an.
    Ein Schwall lateinischer Flüche ergoß sich über ihn. »Mach, daß die Musik weiterspielt.«
    »Ja, aber ich möchte dir zeigen wie«, sagte er ihr. Er kurbelte die Maschine wieder an und setzte die Nadel wieder auf der Schallplatte auf. Erst dann verschwand die zügellose Wildheit aus ihren Zügen. Sie stöhnte im Takt der Musik, dann preßte sie die Hände an den Kopf und schloß die Augen.
    Sie fing an zu tanzen und wiegte sich hektisch von einer Seite auf die andere. Es entsetzte ihn, sie so zu sehen. Er wußte, er hatte diesen Tanz schon einmal gesehen. Er hatte ihn bei geistig zurückgebliebenen Kindern beobachtet – er war eine primitive Reaktion auf Rhythmus und Klang.
    Sie merkte nicht, wie er sich davonstahl, um ihr etwas zu essen zu holen.

    Ramses kaufte am britischen Kiosk eine Zeitung und ging langsam weiter durch den überfüllten Basar.

    MORD IM MUSEUM
    MUMIE GESTOHLEN, PUTZFRAU ERMORDET

    Darunter stand in kleineren Lettern:

    GEHEIMNISVOLLER ÄGYPTER
    WEGEN BRUTALEN MORDES GESUCHT

    Er überflog den Artikel, dann knüllte er die Zeitung zusammen und warf sie weg. Er ging mit gesenktem Kopf und gefalteten Händen weiter. Hatte sie diese Frau ermordet? Wenn ja, warum hatte sie es getan? Und wie hatte sie entkommen können?
    Natürlich war es möglich, daß die Polizei nicht die Wahrheit sagte, aber das schien unwahrscheinlich. Um einen derart klugen Schachzug vorzubereiten, war nicht genügend Zeit gewesen. Sie hatte entkommen können, weil die Wachen damit beschäftigt waren, ihn wegzubringen.
    Er versuchte, sich noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, was er in dieser dunklen Halle gesehen hatte – das schreckliche Ungeheuer, das er in dem Sarg erweckt hatte. Er sah das Ding auf sich zustapfen, er hörte die heiseren, fast kehligen Laute. Er sah den Ausdruck des Leids auf dem halb wegge-fressenen Gesicht!
    Was sollte er tun? Heute morgen hatte er zum ersten Mal, seitdem er ein sterblicher Mann gewesen war, an seine Götter gedacht. Als er im Museum über ihrem Leichnam gestanden hatte, waren ihm uralte Gesänge wieder eingefallen, uralte Worte, die er zusammen mit Priestern in verdunkelten Tempeln und vor dem Volk gesprochen hatte.
    Und jetzt flüsterte er diese alten Gebete auf der heißen, dichtgedrängten Straße noch einmal.

    Julie saß auf dem kleinen weißen Sofa im Wohnzimmer ihrer Hotelsuite. Sie war froh, daß Alex ihre Hand hielt. Samir stand stumm neben dem einzigen freien Stuhl. Zwei britische Beamte saßen ihr gegenüber. Miles Winthrop stand neben der Tür, die Hände hinter dem Rücken verschränkt, und sah kläglich drein. Der ältere der beiden Beamten, ein Mann namens Pe-terson, hielt ein Telegramm in der Hand.
    »Aber Sie müssen doch verstehen, Miss Stratford«, sagte er mit einem unterwürfigen Lächeln, »mit einem Todesfall in London und einem Todesfall hier in Kairo…«
    »Woher wollen Sie wissen, daß da ein Zusammenhang besteht?« fragte Samir. »Dieser Mann in London. Sie sagen, er war ein illegaler Geldverleiher.«
    »Tommy Sharples, ja, das war sein Beruf.«
    »Nun, was hätte Mr. Ramsey mit dem zu tun haben sollen?«
    fragte Julie. Wie seltsam, daß ich mich so ruhig anhöre, dachte sie, wo ich doch glaube, den Verstand zu verlieren.
    »Miss Stratford, die Münze der Kleopatra, die in der Tasche dieses Mannes gefunden wurde, ist die Verbindung zwischen diesen beiden Morden. Sie stammt mit Sicherheit aus Ihrer Sammlung. Sie ist identisch mit den fünf katalogisierten Münzen.«
    »Aber es handelt sich nicht um eine dieser fünf Münzen. Das haben Sie mir selbst gesagt.«
    »Ja, aber sehen Sie, wir haben hier im Shepheard Hotel noch einige mehr gefunden.«
    »Ich kann Ihnen nicht folgen.«
    »In Mr. Ramseys Zimmer.«
    Schweigen. Samir räusperte sich. »Sie haben sein Zimmer durchsucht?«
    Miles antwortete:
    »Julie, ich weiß, er ist ein guter Freund, und die ganze Situation ist schmerzlich. Aber Sie müssen verstehen, diese Morde –
    sie sind verwerflich. Und Sie müssen uns alles erzählen, was uns helfen könnte, diesen Mann zu verstehen.«
    »Er hat in London niemanden umgebracht!«
    Miles fuhr mit nervtötender Höflichkeit fort, als hätte er gar nicht gehört, was sie gesagt hatte.
    »Und der Earl, wir müssen auch mit dem Earl sprechen, aber im Augenblick wissen wir nicht, wo er sich aufhält.« Er sah Alex an.
    »Ich weiß nicht, wo mein Vater ist«, sagte Alex hilflos.
    »Und Henry Stratford, wo finden wir den?«

    Die

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