Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
Vom Netzwerk:
aßen zu Abend. Nach dem Essen fuhren sie ein bißchen in Southsea herum, und da sie spätestens um halb zehn wieder im Quartier sein mußte, brachte er sie dann zurück.
    Sie sagte: »Ich danke Ihnen vielmals«, aber die höfliche Floskel konnte nicht im entferntesten die Dankbarkeit ausdrücken, die sie dafür empfand, daß er mit ihr ausgegangen war und - mehr noch - gerade in dem Moment gekommen war, in dem sie einen Menschen gebraucht hatte, und daß sie nun einen Freund hatte und sich nicht mehr einsam fühlen würde. Er fragte: »Haben Sie Sonnabend frei?«
    »Ja.«
    »Ich habe Karten für ein Konzert. Möchten Sie mitkommen?«
    »Oh.« Sie spürte, daß sie unwillkürlich über das ganze Gesicht zu strahlen begann. »Ja, sehr gern.«
    »Ich hole Sie ab. Gegen sieben. Oh, Penelope. Lassen Sie sich einen Ausgehschein bis halb elf geben.«
    Das Konzert war in Southsea. Anne Zeigler und Webster Booth sangen Schlager wie Only a Rose und If You Were the Only Girl in the World .
    Nie werd ich ihn vergessen,
    Den Hügel im Mondschein,
    Wo ich dich besessen.
    Ambrose hielt ihre Hand. Als er sie diesmal zurückbrachte, hielt er ein kleines Stück vor dem Hilfskorps-Quartier entfernt in einer stillen Seitenstraße, nahm sie trotz Mottenpelz und allem in die Arme und küßte sie. Es war das erste Mal, daß sie von einem Mann geküßt wurde, und sie mußte sich daran gewöhnen, aber nach einer Weile fand sie es kein bißchen unangenehm. Seine Nähe, seine männliche Ausstrahlung und der frische Geruch seiner Haut lösten vielmehr eine körperliche Reaktion in ihr aus, die sie noch nie erlebt hatte. Eine Unruhe tief in ihr. Einen Schmerz, der nicht weh tat. »Penelope, Liebes, du bist das tollste Mädchen, das es gibt.« Doch über seine Schulter hinweg konnte sie die Uhr am Armaturenbrett erkennen, und sie sah, daß es fünf vor halb elf war. Sie gab sich innerlich einen Ruck und rutschte ein Stück zur Seite, löste sich aus seiner Umarmung und strich sich mit einer instinktiven Handbewegung ihr in Unordnung geratenes Haar glatt. Sie sagte: »Ich muß gehen. Ich darf nicht zu spät kommen.« Er seufzte und ließ sie widerstrebend los. »Verdammte Uhr. Verdammte Zeit.«
    »Tut mir leid.«
    »Ist nicht deine Schuld. Wir müssen uns einfach was anderes einfallen lassen.«
    »Was anderes?«
    »Ich habe Sonnabend und Sonntag frei. Wie ist es? Könntest du Urlaub bekommen?«
    »Nächstes Wochenende?«
    »Ja.«
    »Ich könnte es versuchen.«
    »Wir könnten nach London fahren. Eine Show sehen. Die Nacht über bleiben.«
    »Oh, das wäre wunderbar. Ich habe bis jetzt noch keinen Urlaub gehabt. Ich bin sicher, daß es klappt.«
    »Das einzig Blöde ist.« Er machte ein besorgtes Gesicht. »Meine Mutter hat ihre Wohnung an einen Kerl von der Army vermietet, da können wir also nicht hin. Ich könnte ja in meinen Club gehen, aber.«
    Es war herrlich, daß sie in der Lage war, seine Probleme zu lösen. »Wir können zu mir.«
    »Zu dir?«
    Penelope fing an zu lachen. »Nicht nach Porthkerris, du Narr. Wir haben doch ein Haus in London.«
    »Ein Haus in London?«
    »Ja. In der Oakley Street. Es ist ganz einfach. Ich habe einen Schlüssel und kann jederzeit hin.«
    Es war ganz einfach. »Aber es ist doch nicht dein Haus?« Sie lachte immer noch. »Natürlich nicht. Es gehört Papa.«
    »Aber werden sie auch nichts dagegen haben? Ich meine, deine Eltern. «
    »Dagegen haben? Warum sollten sie denn was dagegen haben?« Er dachte daran, ihr den Grund zu sagen, beschloß dann aber, es nicht zu tun. Eine französische Mutter und ein Maler als Vater. Künstler. Bohemiens. Er hatte noch nie eine Bohemienne gekannt, aber er wurde sich bewußt, daß nun eine neben ihm saß. »Nur so«, beteuerte er hastig. Er konnte sein Glück kaum fassen. »Aber du siehst so überrascht aus.«
    »Vielleicht war ich es«, gab er zu, und dann lächelte er so charmant er konnte. »Aber ich sollte vielleicht aufhören, überrascht über dich zu sein. Vielleicht sollte ich mir einfach vornehmen, mich nicht mehr von dir überraschen zu lassen, egal, was du tust.«
    »Ist das gut?«
    »Es kann nicht schlecht sein.«
    Dann brachte er sie zurück zum Quartier, sie küßten sich zum Abschied, und sie stieg aus und ging ins Haus und war so verwirrt und glücklich, daß sie vergaß, sich in das Buch einzutragen, und von der Wachhabenden, die sehr schlechte Laune hatte, weil der Vollmatrose, dem sie schöne Augen machte, mit einem anderen Mädchen ins Kino gegangen war,

Weitere Kostenlose Bücher