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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Privatleben erzählt hat. Wenn du das geglaubt hast, bist du dümmer, als ich dachte.«
    Nancy spürte, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. »Aber. aber ich dachte.«
    »Was hast du gedacht?«
    »Oh, George, sie ist so unattraktiv.«
    »Nein«, antwortete George. »Nein, meine Liebe, sie ist nicht unattraktiv. «
    »Aber ich dachte, du magst sie nicht.«
    »Das stimmt«, sagte George und schlug die Zeitung auf, um das Gespräch zu beenden.
    Es sah George nicht ähnlich, so nachdrücklich Stellung zu beziehen. Es sah ihm auch nicht ähnlich, soviel Instinkt zu beweisen, doch als Nancy rückblickend über diese Wendung der Ereignisse nachgedacht hatte, war sie schließlich zu dem Ergebnis gekommen, daß er wahrscheinlich recht hatte, was Olivia betraf. Als sie einmal mit der Situation ins reine gekommen war, fiel es ihr nicht weiter schwer, sie zu ihrem Vorteil zu gestalten. Nun fand sie es interessant und mondän -fast wie in einem Stück von Noel Coward - , eine so unkonventionelle Schwester zu haben, und Olivias sündiges Verhältnis mit Cosmo Hamilton lieferte guten Gesprächsstoff bei Dinnerpartys. »Olivia, du weißt doch, meine erfolgreiche Schwester, sie ist einfach zu romantisch. Sie hat alles für einen Mann aufgegeben. Sie lebt jetzt in Ibiza. ein Traumhaus.« Ihre Phantasie eilte der Realität voraus zu wunderbaren und hoffentlich kostenlosen Möglichkeiten. »Vielleicht fliegen George und ich und die Kinder nächsten Sommer für ein paar Wochen zu ihr. Aber es hängt natürlich vom Reitclub ab, nicht wahr? Wir Mütter sind Sklaven des Reitclubs.«
    Obgleich Olivia ihre Mutter einlud und Penelope die Einladung mit Freuden annahm und über einen Monat bei ihr und Cosmo verbrachte, wurden die Chamberlains nicht gebeten, und das war etwas, was Nancy ihrer Schwester nie verziehen hatte.
    Im Restaurant war es sehr warm. Nancy wurde auf einmal furchtbar heiß. Sie wünschte, sie hätte eine Bluse angezogen und nicht den Pullover, aber sie konnte den Pullover nicht ausziehen und trank statt dessen noch einen großen Schluck von dem kühlen Wein. Sie merkte, daß ihre Hände trotz der Hitze zitterten. Olivia sagte: »Hast du Mama kürzlich gesehen?«
    »O ja.« Sie stellte das Glas hin. »Im Krankenhaus.«
    »Wie ging es ihr?«
    »In Anbetracht der Umstände gut.«
    »Sind die Ärzte sicher, daß es ein Herzanfall war?«
    »Ja. Sie war ein oder zwei Tage auf der Intensivstation. Dann verlegten sie sie auf ein normales Zimmer, und dann ist sie von sich aus gegangen.«
    »Das hat dem Arzt bestimmt nicht sehr gefallen.«
    »Nein, er war sehr ärgerlich. Er rief mich deshalb an, und sagte mir bei der Gelegenheit auch, daß es nicht gut wäre, wenn sie weiter allein lebt.«
    »Hast du daran gedacht, einen Spezialisten hinzuzuziehen?« Nancy reckte sich kerzengerade auf. »Olivia, er ist ein sehr guter Arzt.«
    »Ein Allgemeinmediziner in einem Kreiskrankenhaus.«
    »Er wäre sehr beleidigt.«
    »Unsinn. Ich finde, man sollte erst dann etwas wegen einer Gesellschafterin oder Haushälterin unternehmen, wenn sie einen Spezialisten aufgesucht hat.«
    »Du weißt, daß sie das nie tun würde.«
    »Dann laß sie. Warum sollten wir sie zwingen, sich irgendeine dumme Person ins Haus zu holen, wenn sie allein leben möchte? Die nette Mrs. Plackett kommt dreimal in der Woche, und ich bin sicher, daß die Leute im Dorf sich um sie kümmern und ein Auge auf sie haben werden. Sie wohnt jetzt schon fünf Jahre dort, und alle kennen sie.«
    »Aber wenn sie nun einen zweiten Anfall hat und stirbt, nur weil niemand da ist, der ihr hilft? Oder wenn sie die Treppe hinunterfallt. Oder einen Autounfall hat und jemanden tötet.« Olivia lachte unverzeihlicherweise. »Ich wußte gar nicht, daß du eine so blühende Phantasie hast. Überleg doch mal, wenn sie einen Unfall hat, kann ihr die Haushälterin auch nicht helfen. Ich glaube wirklich nicht, daß wir uns den Kopfzerbrechen sollten.«
    »Aber wir müssen uns den Kopfzerbrechen.«
    »Warum?«
    »Es geht nicht nur um eine Haushälterin. wir müssen noch andere Dinge bedenken. Zum Beispiel den Garten. Über dreitausend Quadratmeter, und sie hat ihn immer ganz allein gemacht. Umgraben und Gemüse pflanzen und den Rasen mähen. Sie darf sich einfach nicht mehr soviel anstrengende Arbeit zumuten.«
    »Das wird sie auch nicht«, sagte Olivia, und Nancy runzelte die Stirn. »Ich habe neulich abend lange mit ihr telefoniert.«
    »Das hast du mir nicht erzählt.«
    »Du hast mir ja kaum

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