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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Dank, daß Sie da sind. Ich fürchtete schon, Sie würden nicht kommen.«
    »Ich weiß. Wir sind zu spät. Wir haben den armen Tonkins warten lassen.«
    »Macht nichts. Ich hatte nur ein bißchen Mitleid mit unseren Königlichen Marineinfanteristen. Die armen Burschen, werden zu einer Party eingeladen, und stehen dann auf einmal in einem Raum mit lauter schrulligen alten Leuten. Ich hätte gern noch mehr passende Gesellschaft für sie eingeladen, aber mir ist niemand eingefallen. Nur Sie.«
    »Ich würde mir keine Sorgen machen. Sie scheinen sich sehr gut zu unterhalten.«
    »Ich werde Sie vorstellen.«
    »Wir kennen Major Lomax schon.«
    »Ach? Wann haben Sie ihn kennengelernt?«
    »Papa hat neulich im Museum mit ihm gesprochen.«
    »Scheinen nette Burschen zu sein.« Seiner Pflichten als Gastgeber eingedenk, blickte er in die Runde. »Ich werde Mellaby erlösen. Er hat Trubshot jetzt schon zehn Minuten ganz allein genießen müssen, und das ist genug für jeden.«
    Er ließ sie so unvermittelt stehen, wie er gekommen war, und Penelope trat zu Miss Pawson, um sich etwas über ihre Handspritzen anzuhören. Die Party nahm ihren Lauf. Richard sah sie einige Zeit nicht an und traf auch keine Anstalten, mit ihr zu reden, aber das spielte keine Rolle, denn es verlängerte nur die Vorfreude, irgendwann vor ihm zu stehen und wieder mit ihm zusammen zu sein. Sie umkreisten einander, nie in Hörweite, wie bei einem merkwürdigen rituellen Tanz, lächelten in andere Gesichter und unterhielten sich mit anderen. Als Penelope schließlich an der offenen Tür stand, die zum Garten des Generals führte, drehte sie sich um, um ihr Glas hinzustellen, hielt jedoch in der Bewegung inne, weil der Garten ihre Aufmerksamkeit fesselte. Goldenes Licht fiel auf den abschüssigen Rasen, und im dunklen Schatten der Bäume tanzten Schwärme winziger Mücken. Die unbewegte Luft war erfüllt von den Gerüchen des warmen Septemberabends, und im Gehölz hinter dem Grundstück gurrten Waldtauben. »Hallo.« Er war zu ihr getreten und stand neben ihr. »Hallo.«
    Er nahm ihr das leere Glas aus der Hand. »Möchten Sie noch einen Drink?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Nein, danke.«
    Er entdeckte auf einem Tisch mit einer Topfpalme genügend freien Platz und stellte das Glas dorthin. »Ich habe eine halbe Stunde lang tausend Ängste ausgestanden, weil ich dachte, Sie würden vielleicht nicht kommen.«
    »Wir kommen immer und überall zu spät.«
    Er blickte sich um. »Dieser herrliche Wintergarten verzaubert mich förmlich. Wir könnten in Poona sein.«
    »Ich hätte Sie warnen sollen.«
    »Warum? Es ist wunderbar.«
    »Ich finde, ein Wintergarten ist der schönste Raum, den es gibt. Wenn ich jemals ein Haus haben sollte, das sich dafür eignet, werde ich auch einen anbauen lassen. So groß und luftig und sonnig wie der hier.«
    »Werden Sie ihn auch mit Tigerfellen und Messinggongs dekorieren?«
    Sie lächelte. »Papa sagt, es fehlt nur noch der indische Boy mit dem Zimmerfächer.«
    »Oder vielleicht eine Horde von Derwischen, die plötzlich aus dem Gebüsch hervorstürzen, um die Fremdlinge zu verjagen. Glauben Sie, daß der Teppich von unserem Gastgeber geschossen worden ist?«
    »Eher von seiner Frau. Im Wohnzimmer hängen zehn oder zwölf Fotos von ihr im Jagdkostüm, mit Tropenhelm und den erlegten wilden Tieren zu ihren Füßen.«
    »Haben Sie Colonel Mellaby schon kennengelernt?«
    »Noch nicht. Er wird von allen Damen umlagert. Ich konnte nicht bis zu ihm vordringen.«
    »Kommen Sie, ich werde Sie mit ihm bekannt machen. Ich vermute, er wird dann sagen, daß es Zeit ist für uns zu gehen. Er wird uns mit dem Stabswagen bis zum Hauptquartier mitnehmen, und dann müssen wir zu Fuß gehen. Macht es Ihnen etwas aus?«
    »Kein bißchen.«
    »Und Ihr Vater.?«
    »Tonkins wird ihn nach Hause bringen.« Er hob die Hand an ihren Ellbogen. »Kommen Sie. « Es kam genauso, wie er gesagt hatte. Nachdem er Penelope mit dem Colonel bekannt gemacht hatte, verwickelte dieser sie in ein belangloses kleines Gespräch, blickte dann auf seine Uhr und meinte, es sei Zeit zu gehen. Sie verabschiedeten sich von den anderen. Penelope vergewisserte sich, daß ihr Vater nach Cam Cottage zurückgebracht werden würde und gab ihm einen Gutenachtkuß. Der General brachte die drei zur Tür, und Penelope nahm ihre Stola von dem Stuhl, auf den sie sie vorhin gelegt hatte. Als sie draußen waren, schob der Fahrer hastig seine Illustrierte ins Handschuhfach, sprang aus dem

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