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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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lange warten mußten, John.«
    »Macht mir nichts aus, wo ich warten muß, Mr. Stern.« Er hielt die Tür auf, und Lawrence zwängte sich auf den Beifahrersitz. Penelope stieg hinten ein. John nahm seinen Platz am Steuer ein, und sie fuhren los. Aber sie fuhren nicht sehr schnell, denn John Tonkins mißtraute dem Wagen seines Arbeitgebers und fuhr, als wäre dieser eine Zeitbombe, die explodieren könne, wenn sie eine höhere Geschwindigkeit als fünfundvierzig Stundenkilometer erreiche. Um sieben Uhr rumpelten sie endlich die Zufahrt durch den beneidenswerten Garten des Generals hoch, zwischen einer Fülle von Rhododendren, Azaleen, Kamelien und Fuchsien, und hielten auf dem Kiesplatz vor der Eingangstür, wo bereits drei oder vier andere Wagen standen. Penelope erkannte den alten Morris der Trubshots, aber den khakifarbenen Stabswagen mit den Insignien der Königlichen Marineinfanterie hatte sie noch nie gesehen. Ein junger Marineinfanterist saß am Steuer und vertrieb sich die Zeit mit der Lektüre der Picture Post. Sie lächelte unwillkürlich, als sie aus dem Rover stieg.
    Sie gingen hinein. Vor dem Krieg hätte ein Hausmädchen in schwarzem Kleid und weißer Schürze aufgemacht und sie hineingeführt, aber nun war niemand da. Die Diele war leer, und sie folgten dem Summen des angeregten Gesprächs durch das Wohnzimmer in den Wintergarten des Generals, wo die anderen Gäste bereits vollzählig versammelt waren.
    Es war ein sehr großer und wunderschön proportionierter Wintergarten, den die Watson-Grants hatten anbauen lassen, als der General den Abschied von der Army genommen hatte und sie Indien endgültig verlassen mußten, und sie hatten ihn mit Topfpalmen, bequemen Rattansesseln, Schemeln, Tigerfellen und einem zwischen den Stoßzähnen eines längst verblichenen Elefanten hängenden Messinggong eingerichtet.
    »Oh, da sind Sie ja endlich!« Mrs. Watson-Grant hatte sie erblickt und eilte auf sie zu, um sie zu begrüßen. Sie war eine kleine, dünne Frau mit einem Herrenschnitt und einer von der unbarmherzigen indischen Sonne wie Leder gegerbten Haut, eine Kettenraucherin und leidenschaftliche Bridgespielerin. Sie hatte in Quetta, wenn man den Gerüchten Glauben schenken konnte, die meiste Zeit auf dem Pferderücken verbracht, und als sie einmal von einem Tiger angegriffen worden war, hatte sie nicht etwa die Flucht ergriffen, sondern kaltblütig gewartet und ihn erlegt. Nun blieb ihr nichts anderes mehr übrig, als das lokale Rote Kreuz zu leiten und in ihrem Gemüsegarten für den Sieg zu graben, aber der gesellschaftliche Trubel der alten Tage fehlte ihr, und es war typisch für sie, daß sie, sobald sie ein paar Flaschen Gin organisiert hatte, als erstes eine Party gab. »Wie immer zu spät«, fügte sie hinzu, denn sie hatte noch nie ein Blatt vor den Mund genommen. »Was trinken Sie? Gin mit Orangensaft oder Gin mit Limone? Und. Sie kennen natürlich alle hier, außer vielleicht Colonel Mellaby und Major Lomax.« Penelope sah sich um. Sie sah die Springburns aus St. Enedoc und die hagere, einem Gespenst gleichende Erscheinung von Mrs. Trubshot, die in lila Chiffon gehüllt war und einen riesigen Hut mit einer Samtschleife und einer Spange trug. Neben Mrs. Trubshot stand Miss Pawson breitbeinig in Schnürschuhen mit enorm dicken Gummisohlen. Sie sah Colonel Trubshot, der sich einen Herrn vorgeknöpft hatte, der Colonel Mellaby sein mußte, und ohne Pause auf ihn einredete. Sicher teilte er ihm mit, was er von der Kriegsführung hielt. Der Colonel von der Königlichen Marineinfanterie war einen halben Kopf größer als Colonel Trubshot, ein gutaussehender Mann mit schütterem Haar und einem borstigen Schnurrbart, und mußte sich etwas nach unten beugen, um zu hören, was ihm dargelegt wurde. Nach seinem aufmerksamen und zugleich höflich-gelangweilten Gesichtsausdruck zu urteilen, war es nicht sehr fesselnd. Sie sah Richard am anderen Ende des Raums stehen, mit dem Rücken zum Garten. Er unterhielt sich mit Miss Preedy. Miss Preedy trug eine bestickte Zigeunerbluse und einen grobgewebten Rock mit einem Bauernmuster und sah aus, als würde sie jeden Moment einen Satz machen und anfangen, einen Gopak zu tanzen. Er sagte etwas zu ihr, und sie brach in ein verschämtes Kichern aus und legte dabei züchtig den Kopf zur Seite, und er sah auf, begegnete Penelopes Blick und zwinkerte ihr kaum merklich zu.
    »Penelope.« Plötzlich stand General Watson-Grant neben ihr. »Haben Sie schon etwas zu trinken? Gott sei

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