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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Wagen und hielt die Beifahrertür auf. Der Colonel stieg vorne ein, und Penelope und Richard hinten. Die Limousine setzte sich feierlich in Bewegung, aber der junge Marineinfanterist war nicht annähernd so furchtsam wie John Tonkins, so daß sie das alte White Caps Hotel im Nu erreichten und wieder ausstiegen. »Ihr beide geht jetzt essen? Wenn Sie wollen, können Sie den Wagen und meinen Fahrer nehmen.«
    »Vielen Dank, Sir, aber wir gehen zu Fuß. Es ist ein sehr schöner Abend.«
    »Das kann man wohl sagen. Na, dann wünsche ich viel Spaß.« Er schenkte ihnen ein väterliches Nicken, entließ seinen Fahrer, machte auf dem Absatz kehrt und ging die Stufen hinauf, um durch die Tür zu verschwinden. Richard sagte: »Gehen wir?«
    Es war in der Tat ein wunderschöner Abend, ein Abend wie Samt, und das Meer unter ihnen wirkte ganz durchscheinend und schimmerte wie das Innere einer Muschel. Die Sonne war untergegangen, aber das Abendrot färbte den westlichen Horizont noch rosarot. Sie gingen auf verlassenen Bürgersteigen an geschlossenen Läden vorbei in den Ort hinunter.
    Es waren nur wenige Menschen unterwegs, und zwischen den Einheimischen sahen sie dann und wann einige Ranger, die mit ihrem Urlaubsschein im Gürtel ziellos herumspazierten und offenbar nicht wußten, was sie mit ihrer freien Zeit anfangen sollten. Zwei oder drei hatten ein Mädchen kennengelernt, eine kichernde Sechzehnjährige, die an ihrem Ellbogen hing. Andere standen vor dem Kino an und warteten darauf, daß die Vorstellung begann, während andere mit ihren weichbesohlten Stiefeln durch die Straßen gingen und einen akzeptablen Pub suchten. Einige der Ranger bogen rasch in eine Seitengasse, als sie Richard näher kommen sahen. Penelope sagte: »Die armen Jungs.«
    »Sie fühlen sich ganz wohl.«
    »Es wäre schön, wenn man sie auch zu Partys einladen könnte.«
    »Ich glaube nicht, daß sie sich sehr angeregt mit General Watson-Grants Gästen unterhalten könnten.«
    »Es war ihm ein bißchen peinlich. Sie zu einem Treffen von lauter schrulligen alten Leuten eingeladen zu haben.«
    »Hat er das gesagt? Ich habe es nicht so empfunden. Ich fand sie alle sehr interessant.«
    Das schien nun doch ein wenig übertrieben. »Ich mag die Springburns sehr. Sie haben eine Farm drüben bei St. Enedoc. Und natürlich die Watson-Grants.«
    »Was ist mit Miss Pawson und Miss Preedy?«
    »Sie sind lesbisch.«
    »Das habe ich vermutet. Und die Trubshots?«
    »Sie sind ein Kreuz, das wir alle gemeinsam tragen. Sie ist gar nicht so übel, aber er geht jedem auf die Nerven. Er leitet hier den Zivilluftschutz und zeigt alle paar Tage jemanden an, weil er abends die Tür aufgemacht hat, ohne vorher das Licht zu löschen, und dann gibt es eine Verhandlung, und sie bekommen eine Geldstrafe.«
    »Ich gebe zu, das ist nicht die beste Art, die Leute dazu zu bringen, das Richtige zu tun, aber ich nehme an, er verrichtet nur seine Arbeit. «
    »Sie haben viel mehr Verständnis für ihn als Papa und ich. Wir können auch nicht begreifen, warum eine solche halbe Portion von Mann eine solche Riesin geheiratet hat. Er reicht ihr kaum bis zur Taille.«
    Richard dachte darüber nach. Dann sagte er: »Ein Freund meines Vaters, der auch sehr klein war, hat genau das gleiche gemacht. Als mein Vater ihn fragte, warum er sich nicht eine Frau ausgesucht habe, die ungefähr so groß sei wie er, sagte er, er habe es nicht getan, weil es dann immer geheißen hätte: ›Da kommen die beiden Liliputaner‹. Vielleicht hat Mr. Trubshot sich aus einem ähnlichen Grund für Mrs. Trubshot entschieden.«
    »Ja, vielleicht. So habe ich es noch nicht gesehen.« Sie führte ihn auf dem kürzesten Weg, durch Seitengassen, über einige kleine Plätze mit Kopfsteinpflaster und einen sehr steilen Hügel, zum Nordstrand. Der gewundene, an vielen Stellen von Stufen unterbrochene Weg, der den Hang hinunterführte, mündete auf die geschwungene Straße am Wasser. Eine Reihe geduckter, weißgetünchter Häuser war dem Strand, der Bucht und der weißen Brandungslinie zugewandt.
    Er sagte: »Ich habe die Bucht ziemlich oft vom Wasser aus gesehen, aber hier bin ich noch nie gewesen.«
    »Ich mag diesen Strand lieber als den anderen. Hier kommen nie viele Leute her, weil die Wellen höher sind, und er wirkt noch fast unberührt. Ich finde ihn deshalb schöner. So, wir sind gleich da. Es ist das kleine Haus dort mit dem Schild und den altmodischen Schiebefenstern.«
    »Wer ist Gaston?«
    »Ein richtiger

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