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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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wissen.« Die Muschelsucher. Fort. Das Gefühl, daß ihr und ihrer Familie ein furchtbares Unrecht angetan worden war, ließ eine kalte Wut in ihr aufsteigen. »Sie hat uns immer erzählt, daß sie nicht ohne das Bild leben könne«, sagte sie bitter. »Daß es ein Teil ihres Leben sei.«
    »So war es wohl auch. All die Jahre. Aber ich glaube, sie hat jetzt das Gefühl, daß sie es nicht mehr braucht. Sie möchte es allen zugänglich machen. Sie möchte, daß sich auch andere daran freuen.«
    Olivia war offensichtlich auf Mutters Seite.
    »Und was ist mit uns? Mit ihrer Familie? Mit ihren Enkelkindern? Und Noel? Weiß er es schon?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich glaube nicht. Ich hab ihn nicht mehr gesehen noch von ihm gehört, seit er Antonia nach Podmore’s Thatch gebracht hat.«
    »Ich werde es ihm sagen.« Es klang wie eine Drohung. »Tu das«, sagte Olivia und legte auf.
    Nancy knallte den Hörer auf die Gabel. Diese schreckliche Olivia. Diese furchtbare Person. Sie hob wieder ab und wählte mit zitternden Fingern Noels Nummer. Sie konnte sich nicht erinnern, wann sie zuletzt so außer sich gewesen war. »Noel Keeling.«
    »Ich bin’s, Nancy.« Sie sprach grimmig, im vollen Bewußtsein ihrer Wichtigkeit. Als ob sie einen Familienrat einberiefe. »Hallo.« Es klang nicht sehr begeistert.
    »Ich habe eben mit Olivia gesprochen. Ich hatte versucht, Mutter anzurufen, aber es nahm niemand ab, und deshalb rief ich Olivia an, um zu hören, ob sie weiß, was los ist. Sie weiß es, weil Mutter ihr einen langen Brief geschrieben hat. Olivia hat sie geschrieben, aber sie hat es nicht für nötig gehalten, sich mit dir oder mir in Verbindung zu setzen.«
    »Ich weiß nicht, wovon zu redest.«
    »Mutter ist nach Cornwall gefahren und hat Danus und Antonia mitgenommen.«
    »Meine Güte.«
    »Und sie wohnen im Sands Hotel.« Das weckte seine Aufmerksamkeit.
    »Im Sands? Ich dachte, sie wollte bei Doris wohnen. Und wieso kann sie sich das Sands leisten? Es gehört zu den teuersten Luxusschuppen im Land.«
    »Ich kann dir sagen, wieso. Sie hat die beiden Bilder oben im Flur verkauft. Für hunderttausend Pfund. Ohne mit jemandem von uns darüber zu sprechen, wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf.
    Hunderttausend Pfund, hast du gehört? Die sie allem Anschein nach zum Fenster rauswerfen will. Aber das ist noch nicht alles. Sie hat Die Muschelsucher verschenkt! Sie hat sie dem Museum in Porthkerris gestiftet, wenn dich das interessiert. Einfach so, und der Himmel weiß, was sie wert sein mögen. Ich glaube, sie muß den Verstand verloren haben. Ich glaube nicht, daß sie weiß, was sie tut.
    Ich habe Olivia gesagt, was ich glaube. Daß diese beiden jungen Leute, Antonia und Danus, einen ganz schlechten Einfluß auf sie haben. Du weißt, so was kommt vor. Man liest in der Zeitung oft über solche Fälle. Es ist kriminell. Es müßte verboten sein. Es muß doch irgendwie möglich sein, es rückgängig zu machen. Noel.
    Noel? Bist du noch da?«
    »Ja.«
    »Was sagst du dazu?«
    Noel sagte »Scheiße« und legte auf.
    The Sands Hotel, Donnerstag, 19. April
    Porthkerris
    Cornwall
    Liebe Olivia!
    So, hier sind wir nun, schon seit einem ganzen Tag. Ich kann dir nicht sagen, wie schön es ist. Das Wetter ist wie im Hochsommer, und überall blühen Blumen. Und die Palmen, und die kleinen Gassen mit Kopfsteinpflaster, und das Meer ist unglaublich blau. Ein schöneres, grüneres Blau als das Mittelmeer, und draußen am Horizont ein ganz tiefes Blau. Es ist wie Ibiza, nur noch schöner, weil alles so üppig und grün ist, und abends, wenn die Sonne untergegangen ist, ist alles feucht und riecht nach Erde und Blättern.
    Die Fahrt hierher war herrlich. Ich bin fast den ganzen Weg gefahren, Penelope nur ein kleines Stück und Danus überhaupt nicht, weil er grundsätzlich nicht fährt. Als wir auf der Schnellstraße waren, ging es wie im Nu, und Deine Mutter konnte gar nicht fassen, wie schnell wir vorankamen. Als wir in Devon waren, nahmen wir die alte Landstraße über das Dartmoor und picknickten im Freien auf einem Granitfelsen, von wo aus wir einen herrlichen Blick in alle Richtungen hatten, und ein paar struppige kleine Ponys kamen an und freuten sich über die Brotkrusten, die wir ihnen hinwarfen.
    Das Hotel ist himmlisch. Ich habe noch nie in einem Hotel gewohnt, und Penelope, glaube ich, auch nicht, so daß es eine ganz neue Erfahrung ist. Sie erzählte uns in einem fort, wie angenehm und gemütlich es sein würde, aber als wir

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