Die Muschelsucher
keine Lust habt mitzukommen, habe ich Antonia und Danus eingeladen. Danus zögerte zuerst, die Einladung anzunehmen. Sie kam für die beiden buchstäblich aus heiterem Himmel, und er war verlegen und dachte vielleicht, ich hätte irgendwie Mitleid mit ihm und spielte die wohlhabende Gönnerin, die beschlossen hat, ihrem armen Gärtner eine Freude zu machen. Ich glaube, er ist ein sehr stolzer junger Mann. Schließlich konnte ich ihn aber davon überzeugen, daß er uns einen Gefallen täte, da wir einen Mann brauchten, der mit dem Gepäck, den Trägern und den Oberkellnern fertig wird. Zuletzt erklärte er sich bereit, mit seinem Chef zu reden und zu sehen, ob er eine Woche Urlaub bekommen könnte. Antonia und ich werden uns am Steuer abwechseln. Wir werden nicht bei Doris wohnen, da sie in ihrem kleinen Haus keine drei Gäste unterbringen kann, ich habe Zimmer im Sands Hotel bestellt, und wir werden über Ostern dort sein. Ich habe mich für das Sands entschieden, weil ich es als unprätentiös und gemütlich in Erinnerung habe. Als ich klein war, haben dort in den Sommerferien immer Familien aus London gewohnt. Sie kamen jedes Jahr, und sie brachten ihre Kinder, ihren Chauffeur, ihr Kindermädchen und ihren Hund mit, die Direktion veranstaltete jeden Sommer ein Tennisturnier, und am Abend gab es eine große Party, bei der die Erwachsenen in Dinner Jacketts und Ballkleidern Foxtrott tanzten, und die Kinder spielten Sir Roger de Coverley und bekamen Luftballons. Im Krieg wurde es dann in ein Lazarett verwandelt und war voll von armen verwundeten Jungs in roten Wolldecken, und hübsche junge Lazaretthelferinnen mit weißen Hauben brachten ihnen bei, wie man Körbe flicht.
Als ich Danus aber sagte, wo wir wohnen würden, blickte er ein bißchen überrascht drein. Das Sands hat sich anscheinend zu einem Luxushotel gemausert, und ich glaube, er sorgte sich, auf seine sehr nette und zurückhaltende Art, um die Kosten. Mir ist es natürlich ganz gleich, was es kostet. Dies ist das erste Mal in meinem Leben, daß ich diesen Satz zu Papier gebracht habe. Ich habe ein sehr sonderbares Gefühl dabei, und ich komme mir vor, als wäre ich auf einmal ein anderer Mensch. Ich habe aber nichts dagegen und bin aufgeregt wie ein Kind. Antonia und ich sind gestern nach Cheltenham gefahren und haben eingekauft. Die neue Penelope hat gesiegt, und Du hättest Deine sparsame Mutter nicht wiedererkannt, aber ich glaube, Du wärst einverstanden gewesen. Wir steigerten uns in einen richtigen Kaufrausch hinein. Kleider für Antonia, eine wunderschöne cremefarbene Seidenbluse und Jeans, Baumwollpullis, gelbes Ölzeug und vier Paar Schuhe. Dann verschwand sie in einem Schönheitssalon, um ihren Pony schneiden zu lassen, und ich zog allein weiter und gab eine Menge Geld für herrlich überflüssige Dinge aus. Segeltuchschuhe, Puder, eine Riesenflasche Parfüm. Filme und Gesichtscreme und einen veilchenfarbenen Kaschmirpullover. Dann kaufte ich noch eine Thermosflasche und eine große karierte Wolldecke (für Picknicks) und einen Stoß Taschenbücher, um etwas zu schmökern zu haben (darunter Fiesta - es ist Jahre her, seit ich Hemingway gelesen habe). Außerdem noch ein Buch über heimische Vögel und ein anderes mit vielen schönen Karten. Als die Kauforgie zu Ende war, ging ich zur Bank, und dann leistete ich mir eine Tasse Kaffee und holte Antonia ab. Sie hatte sich nicht nur die Haare schneiden, sondern auch die Wimpern färben lassen. Sie sah ganz anders aus als vorher. Zuerst war sie ein bißchen verlegen, aber inzwischen hat sie sich daran gewöhnt, und manchmal ertappe ich sie dabei, wie sie vor dem Spiegel steht und sich bewundernd betrachtet. Ich bin lange Zeit nicht mehr so rundum glücklich gewesen. Morgen kommt Mrs. Plackett, um sauberzumachen und das Haus abzuschließen, nachdem wir abgefahren sind. Wir kommen Mittwoch, den 25. zurück.
Noch etwas. Die Muschelsucher sind fort. Ich habe sie zum Gedenken an meinen Vater dem Museum in Porthkerris gestiftet, das Papa mit gegründet hat. Es klingt merkwürdig, aber ich brauche sie auf einmal nicht mehr, und ich möchte gern, daß andere Leute - ganz normale Leute - auch die Freude und Begeisterung empfinden können, die sie mir immer geschenkt haben. Mr. Brookner hat den Transport nach Cornwall arrangiert, und dann kam prompt ein Lieferwagen, und sie wurden abgeholt. Die leere Stelle über dem Kamin fällt sehr auf, aber ich werde irgendwann etwas anderes dafür finden. Inzwischen
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