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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Viereinhalbliter-Bentley«, antwortete sie. »Er war schon ziemlich alt, aber er konnte sich kein neues Auto leisten, und er wurde sein ganzer Stolz.«
    »Großartig. Wurde die Kühlerhaube mit Lederriemen zugehalten, wie ein Kabinenkoffer?«
    »Genau. Und richtige Trittbretter, und ein Verdeck, mit dem wir nie fertig wurden, so daß wir es nicht einmal dann zumachten, wenn es in Strömen regnete.«
    »Solch ein Auto wäre heute ein Vermögen wert. Was ist daraus geworden?«
    »Ich habe es Mr. Grabney geschenkt, als Papa gestorben war. Ich wußte einfach nicht, was ich sonst damit machen sollte. Und er war immer sehr freundlich zu uns gewesen, hat es den ganzen Krieg über in seiner Garage stehen gehabt und uns nie einen Penny dafür berechnet. Und einmal. als es wirklich wichtig war. hat er mir auf dem schwarzen Markt Benzin besorgt. Ich konnte ihm nie genug dafür danken.«
    »Warum haben Sie es nicht behalten?«
    »Ich konnte es mir nicht leisten, in London ein Auto zu halten, und ich brauchte es nicht wirklich. Ich ging überall zu Fuß und benutzte den Kinderwagen nicht nur für die Babys, sondern auch für meine Einkäufe. Ambrose war außer sich, als er hörte, daß ich den Bentley verschenkt hatte. Es war das erste, wonach er fragte, als ich nach Papas Beerdigung zurückkam. Als ich ihm sagte, was ich damit gemacht hatte, war er eine Woche böse.«
    Danus zeigte Verständnis. »Ich kann es ihm nicht verdenken.«
    »Nein. Der Ärmste. Er war bestimmt furchtbar enttäuscht.« Penelope setzte sich auf und blickte über den Rand der Klippen aufs Meer hinunter. Es war Ebbe, aber das Wasser hatte noch nicht den tiefsten Stand erreicht. Wenn es soweit war, würde das große, von Felsen umschlossene Wasserbecken, von dem sie Danus und Antonia erzählt hatte, wie ein gewaltiges blaues Juwel in der Sonne glänzen und zum Schwimmen und Tauchen einladen. »In einer halben Stunde müßte es soweit sein«, schätzte sie. »Dann könnt ihr baden.«
    Sie lehnte sich wieder an den Rand und schlug die Beine übereinander. Sie trug ihren alten Jeansrock, ein Baumwollhemd, ihre neuen Joggingschuhe und einen schon recht lädierten breitkrempigen Strohhut, den sie zu Haus immer beim Gärtnern aufhatte. Die Sonne strahlte so intensiv, daß sie froh war, ihn mitgenommen zu haben. Antonia, die mit geschlossenen Augen neben ihr lag und anscheinend eingeschlafen war, rührte sich auf einmal, drehte sich auf den Bauch und legte die Wange auf ihre gekreuzten Arme. »Erzähl noch ein bißchen, Penelope. Seid ihr oft hierhergekommen?«
    »Nein, nur manchmal. Es war eine lange Fahrt und ein sehr langer Fußmarsch von dem Farmhaus, wo wir das Auto stehen ließen. Außerdem gab es damals noch keinen Weg über die Klippen, und wir mußten uns zwischen wilden Brombeeren, Stechginster und Adlerfarn hindurchkämpfen, bis wir endlich diese Stelle erreichten. Und außerdem mußten wir es natürlich so abpassen, daß dann gerade Ebbe sein würde, damit Sophie und ich baden konnten.«
    »Ist dein Vater nicht ins Wasser gegangen?«
    »Nein. Er sagte immer, er sei zu alt dazu. Er saß hier oben mit seinem großen Hut auf seinem Klappschemel vor der Staffelei und malte oder zeichnete. Natürlich erst, nachdem er eine Flasche Wein aufgemacht, sich ein Glas eingeschenkt und dann eine Zigarre angezündet hatte und rundum zufrieden war.«
    »Und im Winter? Seid ihr im Winter auch nach Porthkerris gekommen?«
    »Nein, nie. Im Winter waren wir in London. Oder in Paris oder Florenz. Porthkerris und Cam Cottage waren nur für den Sommer.«
    »Perfekt.«
    »Nicht weniger perfekt als das wunderschöne Haus deines Vaters in Ibiza.«
    »Vielleicht. Alles ist relativ, nicht?« Antonia drehte sich auf die Seite und stützte das Kinn in die Hand. »Und du, Danus? Wo seid ihr im Sommer hingefahren?«
    »Ich hatte schon gehofft, daß niemand danach fragen würde.«
    »Ach, sag schon. Zier dich nicht.«
    »Ins nördliche Berwickshire. Meine Eltern haben dort jeden Sommer ein Haus gemietet, und sie spielten Golf, während mein Bruder und meine Schwester und ich mit unserem Kindermädchen am eisigen Strand hockten und im heulenden Wind Burgen bauten.« Penelope zog die Augenbrauen hoch. »Ihr Bruder? Ich wußte nicht, daß Sie einen Bruder haben. Ich dachte, Sie hätten nur eine Schwester. «
    »Nein, ich hatte auch einen Bruder. Er hieß Ian und war der älteste von uns. Er ist mir vierzehn Jahren an Hirnhautentzündung gestorben.«
    »Oh, wie furchtbar, was für eine

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