Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
Vom Netzwerk:
vielen Dank. Halten Sie mich auch bitte nicht für unhöflich, aber ich muß zurückfahren und durch all die steilen Kurven manövrieren. Ich trinke besser nichts.« Ernie schüttelte traurig den Kopf und schraubte den Verschluß wieder auf die Flasche. Die Party war zu Ende. Es war Zeit zu gehen. Penelope stand auf, strich ihren Rock glatt, vergewisserte sich, daß ihre Haarnadeln noch fest steckten.
    »Ihr wollt doch nicht schon gehen?« Doris hätte gern weitergefeiert.
    »Wir müssen, Doris, obgleich ich gern noch bleiben würde. Aber ich bin lange genug dagewesen.«
    »Wo haben Sie den Wagen geparkt?« fragte Ernie, zu Danus gewandt.
    »Oben auf dem Hügel«, erwiderte Danus. »Hier in der Nähe war überall Halteverbot.«
    »Idiotisch, nicht wahr? Lauter Regeln und Vorschriften. Ich gehe besser mit rauf und dirigiere beim Wenden. Es ist ziemlich eng, und Sie wollen sicher keine Auseinandersetzung mit einer Granitmauer. «
    Danus nahm das Angebot dankend an. Ernie setzte seine Mütze auf und zog seine Arbeitsstiefel wieder an. Danus und Antonia verabschiedeten sich von Doris, und sie sagte: »War nett, Sie kennengelernt zu haben«, und dann gingen die drei zum Volvo hoch. Doris und Penelope waren wieder allein. Aber das Lachen war nun aus irgendeinem Grund fort. Ein Schweigen senkte sich auf sie, als wäre ihnen, da sie zuviel geredet hatten, urplötzlich der Gesprächsstoff ausgegangen. Penelope spürte, daß Doris sie anblickte, wandte den Kopf und erwiderte den steten, ruhigen Blick. Doris sagte: »Wo hast du ihn gefunden?«
    »Danus?« Sie versuchte, ganz leichthin zu antworten. »Ich hab’s dir doch schon erzählt. Er arbeitet für mich. Als Gärtner.«
    »Scheint was Besseres zu sein, jedenfalls für einen Gärtner.«
    »Ja.«
    »Er sieht aus wie Richard.«
    »Ja.« Der Name war heraus. Laut ausgesprochen. Sie sagte: »Ist dir bewußt, daß er der einzige ist, von dem wir nicht gesprochen haben? Wir haben uns an alle erinnert, aber nicht an ihn.«
    »Schien nicht viel Sinn zu haben. Ich hab ihn eben nur deshalb erwähnt, weil dieser junge Mann ihm so ähnlich sieht.«
    »Ich weiß. Es ist mir auch aufgefallen, schon als ich ihn zum erstenmal gesehen habe. Es. Ich brauchte einige Zeit, um mich daran zu gewöhnen.«
    »Ist er irgendwie mit Richard verwandt?«
    »Nein, ich glaube nicht. Er ist aus Schottland. Die Ähnlichkeit ist sicher nur einer von diesen merkwürdigen Zufällen.«
    »Magst du ihn deshalb so sehr?«
    »O Doris. Das klingt so, als wäre ich eine unbefriedigte alte Frau, die sich einen Gigolo genommen hat.«
    »Aber er könnte dich um den kleinen Finger wickeln, stimmt’s?«
    »Ich mag ihn sehr. Ich mag ihn wegen seines Aussehens und wegen seiner ganzen Art. Er ist ein guter Mensch. Ich bin gern mit ihm zusammen. Er bringt mich zum Lachen.«
    »Ihn hierher mitbringen. nach Porthkerris.« Doris sah ihre Freundin besorgt an. »Du versuchst doch nicht, die Vergangenheit zurückzuholen, oder?«
    »Nein. Ich habe meine Kinder gefragt, ob sie mitkommen wollten. Ich habe sie alle nacheinander gefragt, aber sie konnten oder wollten nicht. Nicht mal Nancy. Ich wollte es dir eigentlich nicht sagen, aber jetzt habe ich es getan. An ihrer Stelle sind Danus und Antonia mitgekommen.«
    Doris bemerkte nichts dazu. Sie schwiegen eine Weile, und jede von ihnen hing ihren eigenen Gedanken nach. Dann sagte Doris. »Ich weiß nicht. Daß Richard auf diese Weise sterben mußte. Es war grausam. Ich fand es immer schwer, Gott zu verzeihen, daß er diesen Mann ums Leben kommen ließ. Wenn es je einen Menschen gab, der leben sollte. Ich werde nie vergessen, wie es damals war, ich meine, an dem Tag, als wir es erfahren haben. Es gehört zu den schlimmsten Dingen, die im Krieg passiert sind. Und ich mußte immer denken, daß er einen Teil von dir mitgenommen hat, als er starb, und keinen Teil von sich dagelassen hat.«
    »Er hat einen Teil von sich dagelassen.«
    »Aber nichts, was du berühren oder fühlen oder in den Armen halten konntest. Es wäre besser gewesen, wenn du ein Kind von ihm bekommen hättest. Dann hättest du einen guten Vorwand gehabt, nicht wieder zu Ambrose zurückzukehren. Du und Nancy und das Baby wärt sehr gut allein zurechtgekommen.«
    »Ich habe oft das gleiche gedacht. Ich habe damals nichts getan, um kein Kind von Richard zu bekommen. Ich bin einfach nicht schwanger geworden. Und Olivia war mein großer Trost. Sie war das erste Kind, das ich nach dem Krieg bekam, und sie war das Kind von

Weitere Kostenlose Bücher