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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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hatte, was los war. das war schlimm. Ich dachte, er hätte mich satt und wünschte mich weit fort und wäre lieber allein zu seinem Freund gefahren. Es war furchtbar. Ist ein solches Mißverständnis nicht das Schrecklichste, was es gibt? Ich werde alles tun, damit mir so etwas nie wieder passiert. Und ich weiß, daß es zwischen Danus und mir nie wieder passieren kann.«
    »Es war ebensosehr seine Schuld wie deine. Aber ich glaube, seine Verschlossenheit ist etwas. etwas, was er zum Teil von seinen Eltern geerbt hat, und der andere Teil ist anerzogen.«
    »Er hat mir gesagt, das sei das, was ihm an dir am besten gefiele. Daß du stets bereit gewesen seist, über einfach alles zu sprechen. Und dir vor allem alles anzuhören. Er sagte, er habe als Kind nie richtig mit seinen Eltern geredet und sich ihnen nie wirklich nahe gefühlt. Ist das nicht traurig? Sie haben ihn bestimmt vergöttert und es einfach nicht über sich gebracht, es ihn merken zu lassen.«
    »Antonia, wenn er in Edinburgh bleiben muß, um sich behandeln zu lassen, oder wenn er sogar eine Zeitlang ins Krankenhaus muß. Hast du dir schon überlegt, was du in der Zeit tun möchtest?«
    »Ja. Wenn ich darf, würde ich gern noch ein oder zwei Wochen bei dir bleiben. Bis dahin werden wir wissen, was los ist. Und wenn es länger dauert, werde ich Olivia anrufen und ihr sagen, daß ich ihr Angebot gern annehmen würde. Nicht, daß ich gern Fotomodell werden möchte. Ich glaube, es gibt keine Arbeit, die mir weniger zusagt, aber wenn sie wirklich Geld einbringt, kann ich etwas zurücklegen und sparen, und wenn Danus wieder gesund ist, haben wir wenigstens einen Grundstock. Und das ist ein Ziel, für das zu arbeiten lohnt. Auf diese Weise werde ich nicht das Gefühl haben, daß ich meine Zeit verschwende.«
    Als sie den Höhenzug erreichten und die Küste in der Ferne verschwand, hatte sich der Nebel gelichtet, die Sonne schien auf Felder, Farmen und Moorland, und alte Fördertürme von stillgelegten Zinngruben ragten wie Zähne in den wolkenlosen Frühlingshimmel.
    Penelope seufzte. »Wie sonderbar«, sagte sie. »Was ist sonderbar?«
    »Zuerst war es mein Leben. Und dann Olivias. Dann kam Cosmo. Und dann du. Und nun sprechen wir über deine Zukunft. Eine sonderbare Abfolge.«
    »Ja.« Antonia zögerte, ehe sie weiterredete. »Übrigens, über eines brauchst du dir keine Sorgen zu machen. So krank ist Danus nun auch wieder nicht. Ich meine, er ist nicht impotent oder so.«
    Es dauerte einen Moment, bis Penelope die tiefere Bedeutung dieser Worte erfaßte. Sie wandte den Kopf und sah Antonia an. Antonias Blick war fest auf die Straße gerichtet, so daß sie nur ihr zartes Profil sah, aber eine zarte Röte überzog ihre Wangen.
    Sie schaute wieder aus dem Fenster und lächelte leise vor sich hin.
    »Das freut mich sehr«, sagte sie.
    Die Kirchturmuhr von Temple Pudley schlug fünf, als sie durch das Tor von Podmore’s Thatch fuhren und hielten. Die Haustür stand offen, und Rauch kräuselte aus einem der Schornsteine. Mrs. Plackett war da und erwartete sie. Das Wasser im Kessel summte, und sie hatte Teekuchen gebacken. Kein Empfang hätte willkommener sein können.
    Mrs. Plackett wußte nicht, was sie lieber wollte, alles hören, was sie erlebt hatten, oder alles erzählen, was ihr inzwischen widerfahren war. Sie kämpfte kurz mit sich und öffnete die Schleusen ihrer Beredsamkeit.
    »Oh, sieh einer an, wie braun Sie geworden sind! Sie müssen genauso gutes Wetter gehabt haben wie wir. Mr. Plackett hat die Gemüsebeete gießen müssen, so ausgetrocknet war der Boden. Und vielen Dank für die Karte, Antonia. War es Ihr Hotel, ich meine das mit den vielen Fahnen? Kam mir vor wie ein Palast. Auf dem Friedhof haben Rowdys gehaust, alle Blumenvasen zerbrochen und mit Sprühfarbe widerliches Zeug auf die Grabsteine geschrieben. Ich hab Ihnen was zu essen mitgebracht, Brot, Butter, Milch und ein paar Koteletts zum Dinner. Hatten Sie eine gute Fahrt, ja?« Endlich konnten sie berichten, daß sie tatsächlich eine gute Fahrt gehabt hatten, daß kaum Verkehr geherrscht hatte und daß sie schrecklichen Durst auf eine Tasse Tee hatten. Erst jetzt ging Mrs. Plackett auf, daß nur zwei Personen aus Cornwall zurückgekommen waren, obgleich drei dorthin aufgebrochen waren. »Wo ist Danus? Haben Sie ihn bei den Sawcombes abgesetzt?«
    »Nein, er ist nicht mit zurückgekommen. Er mußte nach Schottland. Er ist gestern mit der Bahn hingefahren.«
    »Nach Schottland? Das war wohl

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