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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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könnte, ihr das Leben zu bieten, das sie verdient. Sie ist achtzehn. Ihr stünde alles offen, und sie könnte jeden Mann haben. Sie braucht nur Olivia anzurufen, und in wenigen Monaten wäre sie auf der Titelseite aller Illustrierten. Ich kann erst dann zulassen, daß sie sich an mich bindet, wenn ich irgendeine Zukunft für uns beide sehe. Es gibt wirklich keine andere Möglichkeit.«
    Penelope seufzte. Doch sie mußte widerstrebend zugeben, daß er recht hatte. »Wenn ihr eine Weile getrennt sein müßt, ist es vielleicht besser für sie, wenn sie nach London zu Olivia zurückkehrt. Sie kann nicht einfach bei mir in Podmore’s Thatch herumhängen. Sie würde vor Langeweile sterben. Es wäre besser, wenn sie Arbeit hätte. Neue Freunde. Neue Interessen.«
    »Werden Sie denn allein zurechtkommen, wenn sie nicht mehr da ist?«
    »Aber sicher.« Sie lächelte. »Armer Danus, es tut mir so leid für Sie. Krank zu sein ist schrecklich, egal woran man erkrankt. Ich bin auch krank. Ich hatte einen Herzinfarkt, aber ich wollte es vor niemandem zugeben. Ich habe mich einfach selbst aus dem Krankenhaus entlassen und meinen Kindern gesagt, die Ärzte seien alle Idioten. Ich behauptete steif und fest, mir fehle nichts. Aber das stimmt nicht. Wenn ich mich aufrege, spielt mein Herz verrückt und hüpft wie ein Gummiball, dann muß ich eine Tablette nehmen. Es kann jeden Moment aufhören zu schlagen, und dann liege ich da und laufe blau an. Aber bis es soweit ist, fühle ich mich einfach besser, wenn ich so tue, als ob nichts passiert wäre. Sie und Antonia dürfen sich keine Sorgen darum machen, wie es mir ergehen wird, wenn ich wieder allein bin. Ich habe ja meine gute Mrs. Plackett. Andererseits sollte ich nicht so tun, als ob ich euch beide nicht vermissen würde. Wir haben schöne Zeiten miteinander verbracht. Und in dieser letzten Woche hätte ich mir keine liebere Gesellschaft wünschen können. Ich danke euch dafür, daß ihr mitgekommen seid. An diesen Ort, der mir wichtiger ist als alle anderen.«
    Er schüttelte lächelnd und verwirrt den Kopf. »Ich werde wohl nie herausbekommen, warum Sie von Anfang an so unglaublich freundlich und großzügig zu mir gewesen sind.«
    »Das ist leicht zu erklären. Sie waren mir auf Anhieb sympathisch, schon wegen Ihres Aussehens. Sie haben eine verblüffende Ähnlichkeit mit einem Mann, den ich während des Krieges kannte. Es war wie ein Wiedersehen nach vielen Jahren. An dem Abend, als Sie und Antonia mich bei Doris Penberth abgeholt haben, ist Doris die Ähnlichkeit auch aufgefallen. Doris, Ernie und ich sind die einzigen, die sich an ihn erinnern. Er hieß Richard Lomax, und er ist am Morgen der Invasion in der Normandie gefallen. Es klingt wie das banalste aller Klischees, wenn man sagt, jemand sei die einzige wahre Liebe seines Lebens gewesen, aber genau das war er für mich. Als er starb, starb auch etwas in mir. Es hat nie jemand anderen gegeben.«
    »Aber Ihr Mann?«
    Penelope seufzte und zuckte die Achseln. »Ich fürchte, unsere Ehe ist nie sonderlich befriedigend gewesen. Wenn Richard den Krieg überlebt hätte, hätte ich Ambrose verlassen und wäre mit Nancy zu Richard gegangen. Aber so kehrte ich zu Ambrose zurück. Es schien meine einzige Wahl. Außerdem fühlte ich mich ihm gegenüber schuldig. Ich war jung und egoistisch, als wir heirateten, und wir wurden gleich wieder getrennt. Unsere Ehe hatte nie eine Chance. Ich meinte, Ambrose zumindest diese Chance schuldig zu sein. Außerdem war er Nancys Vater. Und ich wollte noch mehr Kinder haben. Zudem war ich mir über eines im klaren. Ich würde nie wieder uneingeschränkt lieben können. Es konnte nie einen zweiten Richard geben. Da schien es das Vernünftigste zu sein, das Beste aus dem zu machen, was ich hatte. Ich muß zugeben, daß unser Zusammenleben nicht gut klappte, aber ich hatte Nancy, und dann kam Olivia, und dann Noel. Kleine Kinder sind zwar sehr anstrengend, können aber ein großer Trost sein.«
    »Haben Sie Ihren Kindern je von diesem anderen Mann erzählt?«
    »Nein, nie. Nicht einmal seinen Namen habe ich erwähnt.
    Ich habe vierzig Jahre lang mit niemandem über ihn gesprochen. Bis vor ein paar Tagen, als ich bei Doris war und sie anfing, von ihm zu reden, als wäre er eben aus dem Zimmer gegangen. Das war sehr schön. Nicht mehr traurig. Ich habe so lange mit dieser Trauer gelebt. Und mit einer Einsamkeit, die nichts und niemand lindern konnte. Aber im Lauf der Jahre bin ich mit den Ereignissen zu

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