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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Hamilton etwas?«
    »Cosmo Hamilton? Natürlich. Dein Lover aus Ibiza. Sag bloß nicht, er ist wieder in dein Leben getreten.«
    »Nein, er hat es für immer verlassen. Er ist tot.« Dieses eine Mal war Noel wirklich erschrocken, ja entsetzt. »Tot?« Olivias Gesicht war gefaßt, aber sehr blaß und verkrampft, und er bereute seine dumme Bemerkung von eben. »Oh, das tut mir leid. Wie ist das passiert?«
    »Ich weiß nicht. Er ist im Krankenhaus gestorben.«
    »Wann hast du es erfahren?«
    » Letzten Freitag.«
    »Aber er war doch noch relativ jung.«
    »Sechzig.«
    »Daß es immer die Falschen erwischen muß.«
    »Ja. Aber es geht um etwas anderes. Er hat eine Tochter, Antonia. Sie kommt morgen von Ibiza nach Heathrow und wird ein paar Tage hier bei mir bleiben und dann nach Podmore’s Thatch fahren, um Mama ein bißchen Gesellschaft zu leisten.«
    »Weiß Ma schon Bescheid?«
    »Selbstverständlich. Wir haben es Sonnabend besprochen.«
    »Sie hat mir gar nichts davon erzählt.«
    »Vielleicht hat sie es nicht für nötig gehalten.«
    »Wie alt ist dieses Mädchen. diese Antonia?«
    »Achtzehn. Ich hatte sie eigentlich selbst hinbringen und das Wochenende über bleiben wollen, aber ich habe hier jemand am Hals.«
    Noel, nun wieder ganz der alte, zog eine Augenbraue hoch. »Arbeit oder Vergnügen?«
    »Arbeit. Ein französischer Designer, total überdreht.«
    »Und?«
    »Na ja, wenn du Freitag abend nach Gloucestershire fährst, könntest du sie vielleicht mitnehmen. Ich wäre dir sehr dankbar.«
    »Ist sie hübsch?«
    »Hängt deine Antwort davon ab?«
    »Nein, aber ich wüßte es gern.«
    »Mit dreizehn war sie sehr niedlich.«
    »Nicht dick und pickelig?«
    »Kein bißchen. Als Mama uns in Ibiza besucht hat, war sie auch da. Die beiden wurden dicke Freundinnen. Und seit Mama den Herzanfall gehabt hat, liegt Nancy mir ständig in den Ohren, daß sie nicht mehr allein in Podmore’s Thatch wohnen solle. Wenn Antonia bei ihr ist, ist sie nicht allein. Ich dachte, es sei eine gute Idee.«
    »Du schlägst zwei Fliegen mit einer Klappe, nicht?« Olivia ignorierte den Hieb. »Nimmst du sie mit?«
    »Natürlich.«
    »Wann kommst du sie abholen?«
    »Freitag abend.« Er überlegte. »Gegen sechs.«
    »Ich sehe zu, daß ich bis dahin von der Redaktion zurück bin. Und, Noel.« Sie lächelte plötzlich. Sie hatte den ganzen Abend über nicht gelächelt, aber nun tat sie es, und einen Augenblick lang war zwischen ihnen eine echte Zuneigung, eine liebevolle Kameradschaft, wie zwischen Geschwistern, die sich aufrichtig mögen und gerade eine unterhaltsame Stunde zusammen verbracht haben. »Vielen Dank.«
    Am nächsten Morgen rief Olivia ihre Mutter vom Büro aus an. »Mama.«
    »Olivia!«
    »Mama, hör zu, ich muß meine Pläne ändern. Ich kann am Wochenende nun doch nicht kommen, ich muß mich hier um einen verrückten Franzosen kümmern, der mir nur Sonnabend und Sonntag einen Termin geben will. Es tut mir schrecklich leid.«
    »Aber was ist mit Antonia?«
    »Noel bringt sie mit. Hat er dich noch nicht angerufen?«
    »Nein.«
    »Dann tut er es sicher noch. Er kommt Freitag abend und wird ein paar Tage bleiben. Wir hatten gestern abend einen langen Familienrat und sind zu dem Schluß gekommen, daß du den Dachboden ausräumen lassen solltest, ehe das ganze Haus in Flammen aufgeht. Ich wußte gar nicht, daß du so ein altes Eichhörnchen bist und alles aufbewahrt hast, was sich seit dem Krieg angesammelt hat. Du hättest vorsichtiger sein sollen.«
    »Ein Familienrat?« Penelope klang überrascht, was sie auch war. »Du und Noel?«
    »Ja, er ist gestern abend vorbeigekommen, und hat bei mir zu Abend gegessen. Er hat mir erzählt, daß er bei dir auf dem Dachboden gewesen ist, um irgendwas zu suchen, und daß dort oben soviel Gerumpel herumsteht, lauter feuergefährliche Sachen. Wir hielten es deshalb für das beste, wenn er am Wochenende zu dir fährt und dir beim Sortieren hilft. Keine Angst, wir wollen dich wirklich nicht bevormunden, wir machen uns nur Sorgen, und er hat versprochen, daß er ohne deine Zustimmung nichts wegwerfen oder verbrennen wird. Ich finde, es ist sehr nett von ihm. Und er hat von sich aus gesagt, daß er es machen will, sei also bitte nicht eingeschnappt und sag nicht, daß wir dich wie eine entmündigte Greisin behandeln.«
    »Ich bin kein bißchen eingeschnappt, und ich finde es auch sehr nett von ihm. Ich habe mir seit fünf Jahren jeden Winter vorgenommen, da oben aufzuräumen, aber es ist eine

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