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Die Muschelsucher

Die Muschelsucher

Titel: Die Muschelsucher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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gefunden.«
    »Natürlich nicht. In all dem Gerumpel würde man nicht mal einen Elefanten finden.«
    »Hat Mama gewußt, was du gesucht hast?«
    »Nein.«
    »Du bist ein alter Gauner, Noel. Warum mußt du immer alles heimlich und hinter dem Rücken aller machen?«
    »Weil sie ebensowenig weiß, was auf dem Dachboden ist, wie sie damals wußte, was auf dem Speicher in der Oakley Street war.«
    »Und was ist auf dem Dachboden?«
    »Alles mögliche. Kisten und Kartons, Truhen mit Klamotten, Stöße von Briefen, Schneiderpuppen, Kinderwägen, alte Fußschemel, Beutel mit Stickgarn, Waagen, Holzbaukästen, Illustriertenjahrgänge, Strickmuster, Bilderrahmen. was du willst. Wenn das mal Feuer fängt, geht das Haus in ein paar Minuten in Flammen auf. Vor allem wegen des Strohdachs. Der Wind braucht nur einen Funken aus dem Schornstein in die falsche Richtung zu wehen. Wir können nur hoffen, daß Ma noch genug Zeit haben wird, um aus dem Feuer zu springen. Übrigens, die Quiche ist super. Hast du sie selbstgemacht?«
    »Ich mache nie was, ich kaufe alles im Supermarkt.« Sie entfernte sich vom Kamin und ging zu dem hinter ihm stehenden Bartisch. Er hörte, wie sie sich ein Glas einschenkte, und gestattete sich ein feines Lächeln, denn er wußte, daß er ihre Befürchtungen geweckt und sie damit vielleicht ein Stückchen weiter auf seine Seite gezogen hatte. Sie kam zum Kamin zurück und setzte sich, das Glas mit beiden Händen haltend, ihm gegenüber aufs Sofa. »Noel, glaubst du wirklich, daß es gefährlich ist?«
    »Ja. Im Ernst. Verdammt gefährlich.«
    »Was sollen wir deiner Meinung nach tun?«
    »Den ganzen Krempel ausräumen und zur nächsten Müllhalde transportieren lassen.«
    »Das würde Mama nie zulassen.«
    »Na, dann soll sie wenigstens all das wegwerfen, was sie bestimmt nie mehr braucht. Die Hälfte des Gerumpels ist sowieso nur noch fürs Feuer gut, zum Beispiel die alten Illustrierten, die Strickmuster und das Stickgarn.«
    »Wieso ausgerechnet das Stickgarn?«
    »Es wimmelt von Motten.«
    Dazu sagte sie nichts. Er hatte die Quiche aufgegessen und machte sich nun über den Käse her, einen besonders guten Brie. »Noel. Übertreibst du vielleicht nicht schamlos, weil du einen Vorwand brauchst, um dort oben herumzuschnüffeln? Wenn du diese Skizzen oder etwas anderes Wertvolles findest, solltest du daran denken, daß das Haus samt allem Inventar Mama gehört.« Er blickte sie mit einer Mischung von Entrüstung und Verständnislosigkeit an. »Du glaubst doch wohl nicht, daß ich sie stehlen würde?«
    »Ich fürchte, du wärst dazu imstande.«
    Er beschloß, es zu überhören. »Wenn wir die Skizzen fänden. Hast du eine Ahnung, was sie wert wären? Mindestens viertausend Pfund das Stück.«
    »Warum redest du darüber, als ob du wüßtest, daß sie da sind?«
    »Ich weiß nicht, ob sie da sind. Aber sie könnten da sein. Wichtiger ist, daß der Dachboden ein einziger potentieller Brandherd ist, und ich finde, wir sollten etwas dagegen tun.«
    »Meinst du, wir sollten das ganze Haus noch einmal von der Versicherung taxieren lassen, wo wir schon mal dabei sind?«
    »George Chamberlain hat sich um all das gekümmert, als er das Haus für Ma gekauft hat. Vielleicht solltest du mal mit ihm reden. Und ich habe am Wochenende nichts vor. Ich werde Freitag abend hinfahren und die Sisyphusarbeit in Angriff nehmen. Ich rufe Ma an und sage ihr, daß ich komme.«
    »Wirst du sie nach den Skizzen fragen?«
    »Findest du, ich sollte es tun?«
    Olivia antwortete nicht gleich. Dann sagte sie: »Nein, lieber nicht.« Er sah sie ein bißchen überrascht an. »Ich fürchte, es könnte sie aufregen, und ich möchte nicht, daß sie sich aufregt. Wenn du sie findest, können wir es ihr immer noch sagen, und wenn nicht, spielt es ohnehin keine Rolle. Aber sag bitte kein Wort mehr davon, daß sie die Bilder verkaufen soll. Es geht dich wirklich nichts an.« Er legte die Hand aufs Herz.
    »Ehrenwort.« Er lächelte. »Ich sehe, du hast dich meinem Standpunkt angeschlossen.«
    »Du bist ein hinterlistiger alter Gauner, und ich werde mich deinem Standpunkt nie anschließen.«
    Er reagierte nicht darauf, sondern aß den Käse schweigend zuende und erhob sich, um sich noch einen Drink zu holen. Sie sagte zu seinem Rücken: »Willst du wirklich hin? Ich meine, nach Podmore’s Thatch?«
    »Es wäre das beste.« Er kehrte zu seinem Sessel zurück. »Warum?«
    »Du könntest mir einen Gefallen tun.«
    »Ach?«
    »Sagt dir der Name Cosmo

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