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Die Muse des Mörders (German Edition)

Die Muse des Mörders (German Edition)

Titel: Die Muse des Mörders (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Wedler , Nadine d'Arachart
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wieder los, Marie.« 
    »Schwöre es.«
    »Ich schwör’s.« Er küsste sie auf die Stirn. »Ich schwöre dir alles, was du willst.«
     
     
     

30.
    Manchmal war es ein einziger Hinweis, ein Satz oder eine beiläufige Bemerkung, der die Ermittlungen in eine völlig neue Richtung trieb. In die richtige Richtung, auf die Zielgerade, geradewegs auf den Sieg zu. 
    Heute kam dieser Hinweis von Thomas Steigermann. Dominik hatte ihn in seiner Wohnung besucht und war von dem Regisseur wenig begeistert, aber trotzdem freundlich in Empfang genommen worden. Manchmal half es, einem Zeugen wieder und wieder die gleichen Fragen zu stellen. Irgendwann verhedderte er sich in Widersprüchen oder knickte einfach ein. Bei Steigermann hatte Dominik zunächst kein Glück. Er antwortete ihm geduldig, ohne dabei neue Erkenntnisse zu liefern. Als Dominik sich gerade verabschieden wollte, senkte Steigermann Kopf und Stimme und fragte ihn kleinlaut »nach dem Schmuck«. Sofort schrillten bei Dominik alle Alarmglocken und er musste sich zügeln, um Steigermann nicht mit all den Fragen gleichzeitig zu bombardieren, die in seinem Kopf herumschwirrten.
    »Wovon sprechen Sie?«
    Steigermann war die Situation sichtlich unangenehm. Er haderte mit sich selbst, dann wandte er sich ab und trat ans Fenster. 
    »Vergessen Sie es. Das war eine blöde Idee. Er gehörte schließlich ihr.«
    »Ich frage Sie jetzt noch einmal: Wovon sprechen Sie?«
    »Von dem Schmuck. Die Kette und die Ohrringe. Gold mit blutroten Rubinen.« Steigermann kam ins Schwärmen. »Die Kette war so fein geschmiedet, dass ich Angst hatte, sie könnte zerbrechen, wenn ich sie Tabea um den Hals lege. Die Ohrringe waren elegante Stecker mit grazilen Fassungen, die die Rubine umklammerten wie starke Hände. Sie waren das Vermögen wert, das ich für sie hingeblättert habe, das sage ich Ihnen.«
    »Was ist mit diesem Schmuck?«
    »Das wollte ich doch von Ihnen wissen.« Steigermann drehte sich um.
    »Von mir? Bedaure. Wir haben keinen Schmuck gefunden. Sind Sie sicher, dass Tabea Rabe ihn noch hatte?«
    »Ich bitte Sie, natürlich! Niemand, der ein Unikat von Kardos besitzt, gibt es einfach weg. Tabea hat den Schmuck ständig getragen. Nur zu Auftritten, bei denen er nicht zu ihrer Rolle passte, hat sie ihn abgelegt. Sonst niemals.«
    »Sie sind sich ganz sicher?«
    »Hundertprozentig. Sagen Sie, könnte ich den Schmuck zurückhaben, falls Sie ihn finden? Schließlich …«
    »Nein.« Dominik zückte ein Notizbuch. »Kardos, sagten Sie? Der Goldschmied im sechsten Bezirk?« Kardos. Der Name sagte ihm etwas. Er war der einzige Goldschmied, der sogar seine pragmatische Frau mit seiner Kunst beeindrucken konnte. 
    Steigermann nickte verhalten. 
    »Haben Sie eine Rechnung? Irgendeinen Beleg, dass es diesen Schmuck tatsächlich gegeben hat?«
    »Natürlich.« Steigermann wirkte ein wenig beleidigt, als er Dominik Quittung und Garantieschein aushändigte. »Kann ich ihn wirklich nicht zurückbekommen?«
    Dominik überging die Frage und drückte Steigermann seine Visitenkarte in die Hand. 
    »Rufen Sie mich an, wenn Ihnen noch etwas einfällt.«
     

31.
    Er ließ die Tür hinter sich zufallen und floh wieder einmal aus seinem eigenen Zuhause. Vor Nervosität war ihm heiß und er war froh, dass er nur eine dünne Jacke trug, die ihm als Ersatz dienen musste, bis er den Mantel von Blut und Dreck gereinigt hatte. 
    Er rammte seine Hände in die Hosentaschen und stampfte los. Es war Mittwoch, aber die Straßen waren so leer wie an einem Feiertag, Ostern oder Weihnachten vielleicht. Bei dem Anblick musste er an die Weihnachtsfeiertage seiner Kindheit zurückdenken. 
    Ab seinem zwölften Lebensjahr hatte er am Heiligabend mit seinem Vater Bourbon trinken dürfen. Das hatte vieles vereinfacht, denn Weihnachten war bei ihnen immer besonders schlimm gewesen. Seine Eltern waren jedes Mal in Selbstmitleid versunken, das zu später Stunde in Wut und Hass umgeschlagen war. 
    Als er mit vierzehn am ersten Weihnachtstag mit dem Kater seines Lebens erwacht war, hatte er sich geschworen, es besser zu machen, wenn er selbst Kinder hatte. Mittlerweile wusste er, dass es dumm war, etwas zu schwören, egal ob sich selbst oder anderen. Niemand wusste, was die Zukunft brachte. Schwüre waren nichts als verkappte Hoffnungen und wer Hoffnung hatte, war ein verblendeter Idiot.
    Er blieb von sich selbst genervt stehen und atmete tief durch. Er sollte nicht in so finsterer Stimmung sein, nicht nachdem seine

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