Die Muse des Mörders (German Edition)
Portemonnaie.
»Sind Sie noch dran, Greve?«
»Ja.« Dominik zählte die wenigen Scheine und startete den Wagen. »Hören Sie, diese Morde werden aufhören, das garantiere ich Ihnen. Ich werde alles dafür tun. So schnell wie möglich.«
»Das habe ich schon so oft gehört.«
»Diesmal habe ich einen Plan.«
»Sie haben eine Woche. Danach folgen Sie Treger und ich betraue jemand anderen mit dem Fall.« Reinhardt atmete schwer. »Ich warne Sie wirklich, sich nicht auf den Lorbeeren auszuruhen, die Ihnen die Giftaffäre beschert hat. Wenn ich erkennen muss, dass Sie nur Durchschnitt sind, dann werde ich anfangen, Sie wie Durchschnitt zu behandeln.«
»Eine Woche ist aber …« Ein Knacken in der Leitung. Reinhardt hatte aufgelegt. Dominik rammte das Portemonnaie zurück in seine Jackentasche, kämpfte seine Wut nieder und trat auf das Gaspedal. Das Auto raste so abrupt los, dass die Tauben erschrocken aufflatterten.
Es hatte eine halbe Stunde gedauert, bis er zum Raimundhof zurückgekehrt war. Er hatte sich umgezogen, trug seinen alten Hochzeitsanzug, in dessen Innentasche die Glock steckte, und hatte sich die dunklen Haare nach hinten gegelt. Außerdem lag ein Bund dunkelroter Rosen auf dem Beifahrersitz. Dominik stieg aus und schlenderte pfeifend auf die kleine Goldschmiede zu. Er hoffte, dass er damit nicht zu dick auftrug, aber was hatte er schon zu verlieren?
Nach einem kurzen Blick auf die wenigen, seiner Meinung nach viel zu teuren Schmuckstücke im Schaufenster, betrat er den Laden. Er musste all seine Willenskraft aufbringen, um sich nicht umzusehen. Irgendwo hier, irgendwo in der Nähe dieses altmodisch anmutenden Juweliergeschäfts, musste der Killer lauern, um seine Opfer auszukundschaften.
»Guten Tag.«
Dominik sah auf und direkt in das Gesicht eines jungen Mannes. Dieser sah aus, als wäre er höchstens gerade volljährig, also vermutete er, dass es sich um Kardos’ Sohn handelte. Der Junge hatte etwas zu lange und zu unordentliche Haare, um wirklich seriös auszusehen und in das Schmuckgeschäft zu passen. Er musterte Dominik mit einer Mischung aus Verwunderung und Angst.
»Kann ich Ihnen helfen?«
Dominik entging die Unsicherheit in seiner Stimme nicht. Trotzdem ging er darüber hinweg, ohne nachzuhaken. Vielleicht erkannte der Junge ihn wegen der Berichte in den Medien als Polizisten. Eine Tatsache, die viele Menschen nervös werden ließ.
»Ich suche etwas für meine Frau. Freundin. Ist der Meister zu sprechen?«
»Tut mir leid, er ist noch in der Werkstatt. Er müsste aber gleich hier sein.«
»Wer sind Sie?«
»Oliver Brunner. Ich bin … ich lerne hier, also …«
»Ihr Vater ist sicher stolz auf Sie. Dass Sie in den Familienbetrieb einsteigen.« Dominik wandte sich der Auslage zu und tat so, als würde er einen breiten Goldring betrachten. In Wahrheit hatte er den seltsamen Jungen genau im Auge und achtete auf seine Reaktion.
»Oh nein, nein.« Oliver fuhr sich mit der Hand durch die Haare. »Er ist mein Schwiegervater. Also … fast. Der Vater meiner Freundin.«
»Also fast ein Familienbetrieb, was?« Dominik lachte.
»Ja. Genau.« Oliver nickte und für einen kurzen Moment war sein Blick ins Leere gerichtet, dann riss er sich sichtlich zusammen und kam um den Verkaufstresen. »Mag Ihre Freundin lieber dezenten Schmuck oder darf es ruhig etwas Extravagantes sein?«
»Ich dachte da eher an etwas …« Dominik drehte sich zu Brunner um und grinste verschwörerisch. »… ganz Besonderes, verstehen Sie, Oliver? Etwas Einzigartiges. Ein Unikat.«
»Unsere Stücke werden auf der ganzen Welt verkauft. Touristen kommen von überall her, um hier einzukaufen. Es ist also unwahrscheinlich, dass Ihnen jemand mit der gleichen Kette oder dem gleichen Ring begegnet. Es ist quasi so oder so ein Unikat.« Olivers Blick wanderte unruhig umher und Dominik musste jetzt pokern.
»Danke, aber ich glaube so ein Massenwarenprodukt …«
»Fünf«, sagte der Junge schnell. »Wir produzieren nie mehr als fünf gleiche Stücke. Wenn Sie also …«
»Danke, nein. Ich brauche ein Einzelstück. Für eine einzigartige Frau.« In seinem Kopf mischte sich Hannahs Gesicht mit dem von Rebecca und wurde zu einer wirklich einzigartigen Frau. Dominik schüttelte das Bild des seltsamen Mischwesens ab und versuchte es noch ein letztes Mal. »So etwas stellen Sie wirklich nicht her? Unikate?«
»Doch, natürlich tun wir das.«
Dominik hob den Kopf und stellte fest, dass eine zweite Gestalt hinter
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