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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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Nash e nach Saratog a un d bezo g ei n Zimme r i m Adelph i Hotel . E s war gerad e Rennsaison , un d ein e ganz e Woch e lan g verbracht e er jede n Nachmitta g au f de r Rennbah n un d setzt e au f Pferde , um sein Geldbündel wieder etwas dicker zu machen. Er war sicher, daß er Glück haben würde, aber von blendenden Erfolgen bei einige n gewagte n Wette n abgesehen , verlo r e r häufi ge r al s er gewann , un d al s e s ih m endlic h gelang , sic h dor t loszueisen , war sei n Vermöge n wiede r u m ei n große s Stüc k kleiner . E r wa r jetzt gena u ei n Jah r un d zwe i Tag e unterwegs , un d ih m bliebe n noch knap p übe r vierzehntausen d Dollar.
    Nashe empfand keine g roß e Verzweiflung , spürt e aber , da ß er sic h darau f zubewegte , da ß ei n ode r zwe i weiter e Monat e ih n in eine ausgewachsene Panik stürzen würden. Er beschloß, nach Ne w Yor k z u fahren , abe r anstat t di e Schnellstraß e z u benutzen, lie ß e r sic h Zei t un d nah m di e Straßen durchs Hinterland. Das eigentlich e Proble m wa r e s jetzt , di e Nerve n z u behalten , sagte e r sich , un d e r wollt e sehen , o b dies e langsam e Ar t de s Reisens ihm nicht helfen könnte, sich zu entspannen. Nach einem frühen Frühstüc k i m Sp a Cit y Dine r brac h e r auf , un d gege n zehn befand er sich irgendwo mitten im Dutchess County. Bis dahin hatt e e r selte n gewußt , w o e r war , abe r d a die s offenba r auch kein e Roll e spielte , hatt e e r sic h ni e di e Müh e gemacht , au f der Kart e nachzusehen . Nich t wei t vo n de r Ortsch a f t Millbroo k ging er auf achtundzwanzig oder dreißig Meilen runter. Er fuhr auf eine r schmale n zweispurige n Straße , di e vo n Pferdefarme n und Weiden gesäumt war, und er hatte schon seit über zehn Minuten kein anderes Auto mehr gesehen. Als er auf dem Gipfel einer sanfte n Anhöh e anka m un d plötzlic h mehrer e hunder t Meter frei e Sich t nac h vor n hatte , erblickt e e r ein e Gestalt , di e sic h am Straßenrand entlangbewegte. Ein sehr störender Anblick in dieser bukolischen Umgebung: ein dünner, verdreckter Mann, de r kr a mpfhaf t herumtaumelte , sic h krümmt e un d schwankte, al s würd e e r gleic h au f di e Nas e fallen . Anfang s hiel t Nash e ihn für einen Betrunkenen, aber dann wurde ihm bewußt, daß es noch zu früh am Morgen war, als daß jemand in einem solchen Zustan d sei n könnte . O bwoh l e r i m allgemeine n kein e Tramper mitnahm , konnt e e r nich t widerstehen , herunterzuschalte n und sic h de n Man n genaue r anzusehen . Da s Geräusc h der Gangschaltun g macht e de n Fremde n au f sein e Gegenwart aufmerksam, und als Nashe sah, wie er sich umdrehte, w a r ihm sofor t klar , da ß de r Man n i n Schwierigkeite n steckte . E r wa r viel jünger , al s e r vo n hinte n ausgesehe n hatte , höchsten s zwe i - oder dreiundzwanzig , un d offensichtlic h wa r e r verprügel t worden. Sein e Kleide r ware n zerrissen , sei n Gesich t wa r mi t Stri e men un d blaue n Flecke n bedeckt , un d so , wi e e r dastand , al s der Wagen näher kam, schien er kaum zu wissen, wo er war. Instinktiv wollte Nashe weiterfahren, aber er brachte es nicht fertig, die Notlage des jungen Mannes einfach zu ignorieren. Eh e e r merkte , was er da tat, hatte er bereits angehalten, das Fenster auf der Beifahrerseite heruntergekurbelt und sich rüber gebeugt , u m de n Fremde n z u fragen , o b e r Hilf e brauche. Un d s o wa r Jac k Pozz i i n Nashe s Lebe n getreten . Z u welchem End e auc h immer , dami t hatt e eine s schönen Spätsommermorgen s di e Sach e angefangen.
     
     

2
     
    Pozz i nah m da s Angebo t wortlo s an , nickt e nur , al s Nashe ih m sagte , e r fahr e nac h Ne w York , un d klettert e i n de n Wagen. Daran , wi e e r au f de m Sit z zusammensackte , wa r erkennbar , daß er überallhin m itgefahre n wäre , da ß fü r ih n nu r ein s zählte, nämlic h vo n dor t wegzukommen . E r wa r verletzt , sa h abe r auch verängstig t aus , un d e r verhiel t sich , al s rechnet e e r mit irgendeine r neue n Katastrophe , mi t eine m neue n Angrif f der Leute, die hinter ihm her ware n . Als Nashe Gas gab, schloß Pozzi stöhnend die Augen, doch selbst nachdem sie auf fünfzig oder fünfundfünfzig Meilen beschleunigt hatten, blieb er weiter stum m un d schie n kau m Noti z vo n Nash e z u nehmen . Nashe vermutete , e r stünd e unte r Schock , un d lie ß ih n i n Ruhe , aber da s Schweige n wa r trotzde m seltsam , ei n beunruhigender Auftakt.

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