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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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vorsichtig , umkreiste n sic h wi e Boxe r i n de r Frühphas e eines Kampfs , prüfte n einande r mi t kurze n Gerade n un d Kopffinten un d gewöhnte n sic h allmählic h a n di e Atmosphär e i m Ring. Flowe r zündet e sic h ein e neu e Zigarr e an , Ston e kaut e au f einem Stüc k Doublemint - Kaugumm i herum , un d Pozz i hiel t ständig eine brennende Zigarette zwischen den Fingern seiner Linken. All e ware n nachdenklic h un d reserviert , un d Na s he begann sich langsa m übe r ih r Schweige n z u wundern . E r hatt e Poke r immer mi t derbe n Frotzeleie n i n Verbindun g gebracht , mi t dem Austausc h vo n zotige n Witze n un d freundschaftlichen Beleidigungen , abe r dies e dre i agierte n gan z geschäftsmäßig, und schon ba l d spürt e Nash e echt e Feindseligkei t i m Zimmer aufkommen . Al s wär e alle s ander e ausgelösch t worden , hört e er nu r noc h di e Geräusch e de s Spiels : da s Klapper n de r Chips , das Klatschen der steifen Karten beim Mischen vor jeder Runde, die trockene n Ansage n vo n Einsätze n un d Erhöhungen , di e totale Stille dazwischen. Schließlich begann Nashe sich aus Pozzis Päckche n au f de m Tisc h Zigarette n z u nehme n – unbewußt zündet e e r si e an , ohn e z u merken , da ß e r zu m ersten m al seit übe r fün f Jahre n wiede r rauchte.
    E r hofft e au f ei n frühe s Debakel , au f ei n Massaker , abe r in den ersten zwei Stunden konnte Pozzi sich lediglich halten, gewan n etw a ei n Dritte l de r Einsätz e un d ka m praktisc h keinen Schritt voran. Die Karten kamen einfach nicht richtig, und imme r wiede r wa r e r gezwu ngen , nac h de n Einsätze n au f die erste n dre i ode r vie r Karte n z u passen , wobe i e r sei n Pech gelegentlich zu einem siegreichen Bluff nutzte, diese Taktik abe r offenba r nich t z u wei t treibe n wollte . Zu m Glüc k ware n die Einsätz e anfang s ziemlic h niedrig , d a niemand mehr als einhundertfünfzig oder zweihundert zu bieten wagte, und so blieb der Schaden auf ein Minimum begrenzt. Pozzi ließ auch keinerlei Panik erkennen. Das beruhigte Nashe, und im weiteren Verlau f beschlic h ih n di e Ahnung , da ß di e Gedul d de s Jung e n ihne n a m End e de n Sie g bringe n würde . Seine n Trau m von eine m schnelle n Debake l mußt e e r freilic h aufgeben , un d das war schon eine rechte Enttäuschung. Es würde eine sehr ernste, zermürbend e Angelegenhei t werden , merkt e er , un d dami t war klar , da ß Flowe r un d Ston e nich t meh r s o spielte n wi e damals, als Pozzi sie in Atlantic City kennengelernt hatte. Vielleicht war der Unterricht bei Sid Zeno für diesen Wandel verantwortlich. Ode r si e ware n scho n imme r gu t gewese n un d hatte n da s andere Spie l mi t Pozz i nu r d az u benutzt , ih n fü r diese s jetz t z u ködern.
    Nash e fan d dies e zweit e Möglichkei t wesentlich beunruhigende r al s di e erste.
    Dan n tra t ei n Wande l zu m Gute n ein . Kur z vo r el f kassierte de r Jung e mi t Asse n un d Dame n eine n Dreitausen d - Dolla r - Topf ein , un d i n de r nächste n Stund e lie f e s wi e geschmiert : er gewan n dre i Vierte l alle r Spiel e un d agiert e seh r siche r und geschickt. Nashe konnte sehen, wie die beiden anderen zusammensackten , al s krümmt e sic h ih r Will e un d gäb e sichtlich unter der Attacke nach. Um Mitter n ach t kauft e Flowe r für weiter e zehntausen d Dolla r Chips , un d fünfzeh n Minute n später holt e Ston e noc h einma l fünf . Da s Zimme r wa r inzwischen volle r Qualm , un d al s Flowe r schließlic h eine s de r Fenste r einen Spaltbrei t öffnete , erschra k Nash e übe r de n Lär m d e r draußen i m Garte n zirpende n Grillen . Pozz i hatt e z u diese m Zeitpunkt siebenundzwanzigtausen d Dollar , un d zu m ersten m al a n diesem Aben d erlaubt e Nash e seine n Gedanken , vo n de m Spiel abzuschweifen, denn er spürte, daß seine Konzentration irgendwie nicht m eh r erforderlic h war . I m Augenblic k wa r alles unter Kontrolle, und es konnte nichts schaden, sich ein bißchen treiben zu lassen, sich kleinen Träumereien über die Zukunft hinzugeben . S o ungereim t ih m da s späte r vorkam , e r begann soga r z u überlegen , o b e r s ic h irgendw o niederlasse n sollte: nac h Minnesot a ziehe n un d vo n de m gewonnene n Gel d ei n Haus kaufen . Di e Preis e i n diese r Gegen d ware n niedrig , un d er meinte , da s Hau s ohn e weitere s i n ba r bezahle n z u können. Anschließen d würd e e r mi t Donn a darübe r reden , ob

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