Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
Vom Netzwerk:
n Dramas . Bevo r e r abhob , dachte er : Da s is t de r lächerlichst e Augenblic k meine s Lebens . Dann zwinkert e e r Pozz i zu , ho b a b un d beka m ein e Kar o Vier.
    «Ein e Vier! » schri e Flowe r un d schlu g sic h ungläubi g die Han d a n die Stirn. «Eine Vier! Sie konnten nicht mal meine Siebe n schlagen!»
    Danac h wurd e alle s still . Ei n lange r Augenblic k verging , und schließlic h sagt e Ston e mi t eine r Stimme , di e ehe r lustlo s als triumphierend klang: «Zehntausend Dollar. Es scheint, wir sind ma l wiede r be i de r magische n Zah l gelandet.»
    Flowe r lehnt e sic h au f seine m Stuh l zurück , pafft e ein e Weile an seiner Zigarre und musterte Nashe und Pozzi, als sähe er sie zum ersten mal. Sein Gesichtsausdruck erinnerte Nashe an einen Hig h - Schoo l - Rektor , de r ei n paa r jugendlich e Delinquente n in sei n Bür o bestell t hat . Sein e Mien e verrie t keine n Zorn , sondern ehe r Verblüffung , al s hätt e ma n ih n vo r ei n philosophisches Proble m gestellt , au f da s e r kein e einleuchtend e Antwor t wußte. E r würd e ein e Straf e zumesse n müssen , da s wa r klar , abe r fürs erst e schie n e r kein e Vorstellun g davo n z u haben , wa s fü r eine da s sei n sollte . E r wollt e wede r allz u stren g sei n noc h allzu nachsichtig . E r braucht e etwas , da s de m Vergehe n angemessen war , ein e fair e Strafe , di e auc h eine n erzieherischen Wert haben sollt e – keine Strafe nur um ihrer selbst willen, sondern etwas Kreatives , etwas , da s de n Übeltäter n ein e Lektio n erteilen würde.
    «Ic h glaube , wi r stehe n hie r vo r eine m Dilemma» , sagt e er.
    «Ja», sagte Stone. «Ein echtes Dilemma. Ma n könnt e e s eine dramatisch e Situatio n nennen.»
    «Di e zwe i Type n schulde n un s Geld» , fuh r Flowe r fort , al s ob Nashe und Pozzi gar nicht mehr anwesend wären. «Wenn wir si e gehe n lassen , zahle n si e nicht . Abe r wen n wi r si e nich t gehen lassen , habe n si e kein e Chance , da s un s geschuldet e Geld aufzutreiben.»
    «Schätze, Sie werden uns eben vertrauen müssen», sagte Pozzi . «Ha b ic h recht , Si e Marzipanschwein?»
    Flowe r überhört e Pozzi s Bemerkun g un d wandt e sic h an Stone. «Was meinst du, Willie?» sagte er. «Ziemlich v erzwickt, wie?»
    Währen d e r diese m Gespräc h zuhörte , fie l Nash e plötzlich Juliette s Treuhandvermöge n ein . Sic h zehntausen d Dolla r davon auszahle n z u lassen , dürft e woh l kein e Schwierigkeite n machen, dachte er. Ein Anruf bei der Bank in Minnesota würde die S ache ins Laufen bringen, und am Ende des Tages wäre das Geld bei Flower und Stone auf dem Konto. Eine praktische Lösung, doch al s e r da s Ganz e z u End e dachte , verwar f e r es , entsetzt , da ß er s o etwa s auc h nu r i n Betrach t ziehe n konnte . Di e Gleichun g war z u schrecklich: seine Spielschulden bezahlen, indem er etwas vo n de r Zukunf t seine r Tochte r abzwackte . Da s ka m nich t in Frage, was auch immer passieren mochte. Er hatte sich dieses Proble m eingebrockt , un d jetz t würd e e r di e Supp e auc h selbst auslöffel n müss en . Wi e ei n Mann , dacht e er . E r würd e di e Sache durchstehe n müsse n wi e ei n Mann.
    «Ja» , sagt e Stone , de r noc h übe r Flower s letzt e Bemerkung nachdachte , «wirklic h schwierig . Abe r da s heiß t nicht , da ß uns nich t wa s einfalle n wird. » Fü r zeh n ode r zwanzi g Seku n den verfie l e r i n Gedanken , un d dan n began n sein e Mien e sich langsa m aufzuhellen . «Natürlich» , sagt e er , «hätte n wi r d a noch di e Mauer.»
    «Die Mauer?» sagte Flower. «Was willst du damit sagen?»
    «Die Mauer», wiederholte Stone. «Jemand muß sie doch bauen.»
    «A h…» sagte Flower, als er endlich begriff. «Die Mauer! Ausgezeichnet e Idee , Willie . Be i Gott , ic h glaube , diesma l hast d u dic h wirklic h selbs t übertroffen.»
    «Ehrlich e Arbei t fü r ehrliche n Lohn» , sagt e Stone.
    «Genau» , sagt e Flower . «Un d nac h un d nac h wir d d i e Schuld beglichen.»
    Abe r Pozz i wollt e nicht s davo n wissen . Sobal d ih m aufging, wa s d a vorgeschlage n wurde , klappt e ih m vo r Überraschung buchstäblich die Kinnlade runter. «Das soll wohl ein Witz sein», sagt e er . «Wen n ih r glaubt , da ß ic h d a mitspiele , müß t ihr verrück t sein . Nicht s z u machen . Komm t überhaup t nich t i n die Tüte. » Dan n erho b e r sic h vo n seine m Stuhl , dreht e sic h zu Nash e u m un d sagte : «Komm , Jim , wi

Weitere Kostenlose Bücher