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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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täglic h werde n Si e di e Maue r ei n Stück weiterwachse n sehen . E s wir d außerordentlic h befriedigend sein , denk e ich : di e greifbare n Frücht e Ihre r Arbei t z u sehen, zurücktreten und die gemachten Fortschritte betrachten zu können . S o begleiche n Si e nac h un d nac h Ihr e Schulden , und wen n dan n di e Zei t de s Abschied s kommt , werde n Si e nich t nur als freie Männer von hier weggehen, sondern auch etwas Bedeutsame s zurücklassen.»
    «Wa s denke n Sie , wi e lang e wi r brauche n werden? » fragte Nashe.
    « D as kommt darauf an», antwortete Stone. «Sie bekommen soundso viel pro Stunde. Sobald Ihr Gesamtverdienst zehntausen d Dolla r erreich t hat , könne n Si e gehen.»
    «Un d wen n di e Maue r ferti g wird , bevo r wi r di e zehntausend Dolla r angesammel t haben?»
    «I n diese m Fa l l» , sagt e Flower , «werde n wi r di e Schul d als voll beglichen betrachten.»
    «Un d wa s wolle n Si e un s zahlen , fall s wi r nich t fertig werden?»
    «Das soll der Aufgabe angemessen sein. Sie bekommen den fü r solch e Arbei t übliche n Lohn.»
    «Da s wäre?»
    «Fünf , sech s Doll a r di e Stunde.»
    «Da s is t zuwenig . Unte r zwöl f komm t ga r nicht s i n Frage.»
    «E s geh t hie r nich t u m Gehirnchirurgie , Mr . Nashe . Da s ist ungelernt e Arbeit . Eine n Stei n au f de n andere n legen . Dafür brauch t ma n kei n große s Studium.»
    «Trotzdem, für sechs Dollar d ie Stunde machen wir das nicht. Wen n Si e nich t noc h wa s drauflegen , könne n Si e ebensogut auc h gleic h di e Polize i rufen.»
    «Als o acht . Mei n letzte s Angebot.»
    «Imme r noc h zuwenig.»
    «Dickköpfig , wie ? Un d wen n ic h au f zeh n erhöhe ? Wa s sagen Si e dann?»
    «Rechne n wir’ s aus , dan n werde n wi r sehen.»
    «Schön . Geh t j a gan z schnell . Zeh n Dolla r pr o Nas e macht zwanzig Dollar die Stunde für Sie beide. Gehen wir von durchschnittlic h zeh n Stunde n pr o Ta g au s – blo ß u m die Rechnun g z u vereinfache n –, dan n verdiene n Si e tägli c h zweihunder t Dollar . Zehntausen d durc h zweihunder t is t fünfzig. Da s heißt , Si e werde n ungefäh r fünfzi g Tag e brauchen . Jetzt haben wir Ende August, irgendwann Mitte Oktober wären Sie dan n soweit . Geh t doc h schnell . Wen n di e Blätte r sich verfärben , sin d Si e fertig.»
    Nach und nach freundete Nashe sich mit dem Gedanken an un d akzeptiert e di e Maue r al s einzige n Auswe g au s seiner Zwangslage. Dabei mochte Erschöpfung eine Rolle gespielt habe n – Schlafmangel und die Unfähigkeit, noch klar zu denken –, abe r da s gl a ubt e e r nich t s o recht . W o sollt e e r auc h sons t hin?
    Sei n Gel d wa r weg , sei n Aut o wa r weg , sei n Lebe n wa r ein Scherbenhaufen . Immerhi n würde n dies e fünfzi g Tag e ih m die Chanc e geben , Bilan z z u ziehen , zu m ersten m al sei t übe r einem Jah r i n alle r Ruh e übe r s eine nächsten Schritte nachzudenken. Es erleichterte ihn geradezu, daß ihm die Entscheidung aus der Han d genomme n wurde , z u wissen , da ß e r endlic h i n seinem Lauf gestoppt worden war. Die Mauer wäre eher eine Kur als ein e Strafe , ei n direkte r We g zurüc k au f den Boden der Tatsachen.
    Abe r de r Jung e wa r auße r sic h un d gab , entgeister t über Nashes Nachgiebigkeit und die irrsinnige Feilscherei, während de s ganze n Gespräch s gereizte , mürrisch e Laut e vo n sich . Bevor Nashe die Sache mit Flower per Handschlag festma c he n konnte, packt e Pozz i ih n a m Ar m un d verkündete , e r müss e unte r vier Auge n mi t ih m reden . Ohn e ein e Antwor t abzuwarten , zo g er Nash e vo m Stuhl , zerrt e ih n au f de n Flu r un d knallt e mi t dem Fu ß di e Tü r zu.
    «Los» , sagt e er , noc h imme r a n Nashe s Ar m ziehen d . «Gehen wir . Zei t z u verschwinden.»
    Aber Nashe schüttelte Pozzis Hand ab und wich nicht von der Stelle . «Wi r könne n nich t weg» , sagt e er . «Wi r schulde n den beide n Geld , un d ic h bi n nich t i n de r Stimmung , mic h abführen z u lassen.»
    «Di e bluffe n doc h nur . D i e könne n d a unmöglic h di e Bullen einschalten.»
    «Irrtum , Jack . Leut e mi t sovie l Gel d könne n tun , wa s sie wollen . Ei n Anru f vo n ihnen , un d scho n steh t di e Polize i da . Wir würde n e s kein e halb e Meil e wei t schaffen.»
    «D u has t woh l Schiß , Jimbo . Kei n gute s Zei c hen . Läß t dich al t aussehen.»
    «Ic h hab e keine n Schiß . Ic h bi n nu r klug.»
    «D u meinst , verrückt . Mac h nu

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