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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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machen.»
    Murk s dacht e kur z darübe r nac h un d schüttelt e dan n den Kopf . «Tu t mi r leid . Ic h dar f dic h nich t in s Hau s bringen. Besonder e Anweisung.»
    «Wi e war’ s mi t eine m Telegramm ? Wen n ic h Ihne n de n Text aufschreibe , könnte n Si e ih n selbs t durchgeben.»
    «Nein , kan n ic h nich t . D a hätte n di e Boss e wa s dagegen . Aber wen n d u willst , kanns t d u j a ein e Postkart e schicken . Di e werf ic h ger n fü r dic h ein.»
    «Sagen wir, einen Brief. Sie können mir in der Stadt etwas Papie r un d Umschläg e kaufen . Wen n ic h de n Brie f morgen abschicke , wir d e r woh l noc h rechtzeiti g be i ih r ankommen.»
    «Okay , Papie r un d Umschläge . Wir d erledigt.»
    Al s Murk s mi t de m Jee p losgefahre n war , dreht e Pozz i sic h zu Nash e u m un d sagte : «Meins t du , e r wir d ih n abschicken?»
    «Keine Ahnung. Wenn ich darauf wetten sollte, würde ich sagen , di e Chance n stehe n nich t schlecht . Abe r siche r kan n man kau m sein.»
    «So oder so, man kann nie wissen. Er wird dir erzählen, er hätt e ih n abgeschickt , abe r deswege n kanns t d u ih m noc h lang nich t glauben.»
    «Ic h werd e mein e Schweste r u m Antwor t bitten . Schreib t sie nicht , wisse n wir , da ß unse r Freun d Murk s geloge n hat.»
    Pozz i steckt e sic h ein e Zigarett e a n un d scho b da s Päckchen Marlboro über den Tisch. Nashe überlegte kurz, bevor er auch ein e nahm . Bei m Rauche n merkt e er , wi e müde , wie vollkomm en entkräftet er war. Nach drei oder vier Zügen drückt e e r si e au s un d sagte : «Ic h glaube , ic h le g mic h ein bißche n hin . Z u tu n gib t e s sowies o nichts , d a kan n ic h auch mei n neue s Bet t ausprobieren . Welche s Zimme r wills t d u haben, Jack ? Ic h nehm e dan n da s andere.»
    «Mi r egal» , antwortet e Pozzi . «Suc h di r ein s aus.»
    Al s Nash e aufstand , verrutschte n di e Holzfigürche n i n seiner Tasche . Si e drückte n unangeneh m a n sei n Bein , un d zum ersten mal , sei t e r si e gestohle n hatte , erinnert e e r sic h überhaupt a n ihr e Anwes enheit. «Sieh mal», sagte er, zog Flower und Stone aus der Tasche und stellte sie auf den Tisch. «Unsere zwei kleine n Freunde.»
    Pozzi zog ein finsteres Gesicht, aber als er dann die winzigen, lebensechten Männer genauer betrachtete, begann er allmählich z u lächeln . «W o zu m Teufe l has t d u den n di e her?»
    «Wa s meins t d u wohl?»
    Pozz i sa h mi t seltsamer , ungläubige r Mien e z u Nash e auf.
    «D u has t si e doc h nich t etw a geklaut?»
    «Abe r natürlich . Wi e solle n si e den n sons t i n mein e Tasche gekomme n sein?»
    «Bis t d u eigen tlich bescheuert? Du bist ja noch bescheuerter, al s ic h gedach t habe.»
    «E s schie n mi r nich t richtig , ohn e ei n Souveni r dort wegzugehen» , sagt e Nash e lächelnd , al s hab e ma n ih m ein Komplimen t gemacht.
    Pozzi lächelte zurück, offenbar beeindruckt von Nashes Dr eistigkeit . «Si e werde n nich t allz u glücklic h sein , wen n sie dahinterkommen» , sagt e er.
    «Pec h fü r sie.»
    «Tja» , sagt e Pozz i un d ho b di e beide n Winzling e vo m Tisch, u m si e noc h genaue r z u studieren , «Pec h fü r sie.»
    In seinem Zimmer zog Nashe die Rollos heru n ter , streckte sich auf dem Bett aus, und die Geräusche der Wiese lullten ihn ein. Vögel sangen in der Ferne, der Wind fuhr durch die Bäume, i m Gra s unte r de m Fenste r tickt e ein e Zikade . Al s letztes , bevor e r da s Bewußtsei n verlor , dacht e e r a n Juliett e un d ihren Geburtstag . De r 12 . Oktobe r wa r noc h sechsundvierzi g Tage entfernt , sagt e e r sich . Wen n e r di e nächste n fünfzi g Nächt e in diesem Bett schlief, konnte er es nicht schaffen. Er hatte ihr versproche n z u kommen , abe r nu n würd e e r a m Ta g ihre r Party noc h in Pennsylvania sein.
    A m nächste n Morge n erfuhre n Nash e un d Pozzi , da ß de r Bau eine r Maue r ga r nich t s o einfac h war , wi e si e sic h da s vorgestellt hatten . Eh e de r eigentlich e Ba u beginne n konnte , ware n alle möglichen Vorkehrungen zu treffen. Sie mußten Sc h nüre ziehen , eine n Grabe n aushebe n un d ein e glatt e Grundfläche anlegen . «Ma n kan n nich t einfac h Stein e d a hinschmeiße n und au f da s best e hoffen» , sagt e Murks . «Ma n mu ß e s richtig anfangen.»
    Al s erste s mußte n si e di e beide n entgegengesetzte n Ecke n der Wies e mit zwei parallelen Schnüren verbinden und so Breite und Verlauf der Mauer festlegen.

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