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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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hoc h – zeh n Reihe n z u je tausen d Steinen . Kein e Kurve n un d Winkel , kein e Böge n und Säulen , kei n bißche n Schnickschnack . Einfac h ein e ganz normal e g erad e Mauer.»
    «Zweitausen d Fuß» , sagt e Nashe . «Als o meh r al s ein e Drittel Meile.»
    «Da s versuch e ic h euc h j a gerad e beizubringen . Diese s Baby is t ei n Riese.»
    «Das schaffen wir nie», sagte Pozzi. «So ein Ding können zwe i Männe r unmöglic h i n fünfzi g Tage n auf bauen.»
    «S o wi e ic h da s sehe» , sagt e Murks , «brauch t ih r da s auch nicht . Ih r arbeite t einfac h eur e Zei t ab , tut , sovie l ih r könnt , und dami t ha t sich’s.»
    «D u hast’ s erfaßt , Opa» , sagt e Pozzi . «Dami t ha t sich’s.»
    «Wi r werde n sehen , wi e wei t ih r kommt» , sag t e Murks. «Es heißt ja, der Glaube kann Berge versetzen. Na, vielleicht können Muskel n e s auch.»
    Di e Plän e zeigte n di e Maue r al s Diagonal e zwische n der Nordost - un d de r Südwesteck e de r Wiese . Wi e Nash e beim Studiu m de r Zeichnun g herausfand , wa r die s di e ein zige Möglichkeit , ein e Maue r vo n zweitausen d Fu ß Läng e i n dieses rechteckige Feld (das etwa zwölfhundert Fuß breit und achtzehnhundert Fuß lang war) einzupassen. Aber daß die Diagonal e ein e mathematisch e Notwendigkei t war , macht e sie nicht zu einer schlec h ten Wahl. Soweit Nashe darüber nachdachte , mußt e selbs t e r zugeben , da ß ei n schräge r Verlauf eine m rechtwinklige n vorzuziehe n war . S o – indem sie die Wies e i n Dreieck e un d nich t i n Käste n aufteilt e – würd e die Maue r eine n vie l stärkere n visuelle n Eindruc k machen , und woz u auc h imme r e s gu t sei n mochte , e s gefie l ihm , da ß keine ander e Lösun g möglic h war.
    «Zwanzi g Fu ß hoch» , sagt e er . «D a werde n wi r ei n Gerüst brauchen , wie?»
    «Wen n e s sowei t ist» , sagt e Murks.
    «Un d we r sol l da s bauen ? Wi r doc h hoffentlic h ni c ht.»
    «Kümmer dich nicht um Dinge, zu denen es vielleicht nie kommt», sagte Murks. «Über ein Gerüst brauchen wir erst nachzudenken, wenn ihr an die dritte Lage kommt. Das sind zweitausend Steine. Wenn ihr das in fünfzig Tagen schafft, kann ic h euc h ziemlic h schnell was bauen. Das kostet mich höchstens ei n paa r Stunden.»
    «Un d wa s is t mi t de m Zement? » fragt e Nashe . «Bringe n Sie un s ein e Maschine , ode r müsse n wi r de n selbs t mischen?»
    «Ic h brin g euc h Säck e au s de m Lade n i n de r Stad t mit . Im Werkzeugschuppe n ste h en eine Menge Schubkarren. In einer davo n könn t ih r da s Zeu g anrühren . Ih r werde t nich t viel brauche n – blo ß a b un d z u ma l eine n Klack s a n de r richtigen Stelle . Dies e Stein e sin d massiv . Wen n di e einma l liegen , bringt si e nicht s meh r runter.»
    Murk s rollt e die Pläne zusammen und schob sie in die Röhre zurück. Dann folgten ihm Nashe und Pozzi nach draußen; die dre i stiege n i n de n Jee p un d fuhre n an s ander e End e de r Wiese. Murk s erklärte , da s Gra s se i s o kurz , wei l e r e s gerad e vo r ein paa r Tage n gemäh t habe , un d e s roc h tatsächlic h gut , es verströmt e eine n Duft , de r Nash e a n längs t vergangen e Dinge erinnerte . Da s versetzt e ih n i n ein e angenehm e Stimmung , und am Ende der kurzen Fahrt ließ er sich nicht mehr von den Einzelheite n de r Arbei t behelligen . Dafü r wa r de r Ta g z u schön, und mit der wärmenden Sonne im Gesicht schien es lächerlich, sic h übe r irgen d e twas Sorge n z u machen.
    Nimm’s einfach, wie’s kommt, sagte er sich. Sei einfach froh, da ß d u a m Lebe n bist.
    Vo n weite m hatt e e r di e Stein e nu r gesehen , abe r al s er jetzt davorstand , mußt e e r si e unbeding t auc h berühren , mi t den Hände n übe r si e hinstreiche n un d herausfinden , wi e si e sich anfühlten . Pozz i schie n genaus o z u reagieren , un d i n de n ersten Minute n ginge n di e beide n einfac h zwische n de n Granithaufen umhe r und befühlten zaghaft die glatten grauen Blöcke. Sie wirkten ehrfurchtgebietend, strahlten eine schier furchterregende Ruh e aus . Di e Stein e ware n s o massiv , lage n s o küh l a n der Haut ; kau m z u glauben , da ß si e einma l z u eine m Schlo ß gehört hatten . Si e fü h lte n sic h z u al t a n dafü r – al s wäre n si e au s den tiefste n Schichte n de r Erd e ausgegrabe n worden , al s wäre n sie Relikt e au s eine r Zeit , i n de r vo m Mensche n noc h nich t einmal i m Trau m di e

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