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Die Musik des Zufalls

Die Musik des Zufalls

Titel: Die Musik des Zufalls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul Auster
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verwirrt e ih n geradezu , mi t welche r Leichtigkei t er sich auf die neuen Umstände einstellte. Er verstand nicht, wie er das alles so schnell hatte aufgeben können. Aber dann fand er heraus, daß er gern im Freien arbeitete, und nach einer Weile schie n d i e Still e de r Wies e ein e beruhigend e Wirkun g au f ihn auszuüben, als hätten das Gras und die Bäume eine Änderung in seinem Stoffwechsel herbeigeführt. Was aber nicht bedeutete, daß er sich dort vollkommen behaglich fühlte. Die Atmosphäre vo n Argwoh n un d Mi ß traue n wollt e nich t weichen , un d Nashe ärgert e sic h übe r di e ständig e Unterstellung , e r un d de r Junge wollte n ihre n Tei l de s Vertrage s nich t erfüllen . Si e hatte n ihr Wor t gegeben , soga r ihr e Unterschrifte n unte r de n Vertrag gesetzt , un d trotzde m wa r da s Ga nz e s o organisiert , al s rechnete ma n mi t eine m Fluchtversuch . E s wurd e ihne n nich t nur verwehrt, mit Maschinen zu arbeiten, Murks kam jetzt auch noc h jede n Morge n z u Fu ß au f di e Wies e – Beweis dafür, daß selbs t de r Jee p al s z u riskant e Versuchun g betrachte t wurde, als würd e desse n schier e Anwesenhei t si e zwangsläufi g dazu verführen , ih n z u stehlen . Dies e Vorsichtsmaßnahme n waren scho n schlim m genug , abe r noc h unheimliche r wa r der Maschendrahtzaun , de n Nash e un d Pozz i a m Aben d nac h ihrem erste n volle n Tagew e r k entdeckten . Si e hatte n nac h de m Essen beschlossen , eine n Tei l de s Walde s z u erkunden . Zunächst ginge n si e an s ander e End e de r Wies e un d folgte n dan n einem offenbar erst vor kurzem angelegten Weg in den Wald hinein. Z u beide n Seite n lage n gefällt e Bäume , un d au s den Reifenspure n i n de m weiche n Lehmbode n schlosse n sie , daß hie r di e Lastwage n entlanggefahre n waren , u m di e Steine anzuliefern . Nash e un d Pozz i ginge n weiter , doc h kur z vo r der Landstraße , di e de n Nordran d de s Grundstück s markierte, wurde n si e v on einem Zaun aufgehalten. Er war fast drei Meter hoch und schloß oben mit einem bedrohlich verschlungenen Stacheldrah t ab . Ei n Abschnit t sa h neue r au s al s de r Rest , was darau f hinzuweise n schien , da ß ma n ein e Durchfahr t fü r die Lastwage n geschaffe n gehab t hatte , abe r i m übrige n ware n alle Spure n eine s Eingang s beseitigt . Si e ginge n a n de m Zaun entlan g un d fragte n sich , o b si e ein e Lück e finde n würden , doch als es anderthalb Stunden später dunkel wurde, waren sie wieder dort angekommen, wo sie losgegangen w aren. Auf ihrem Weg passierten sie auch das steinerne Tor, das sie am Tag ihrer Ankunf t durchfahre n hatten , abe r da s wa r di e einzige Unterbrechung. Der Zaun war überall, er umgab die gesamte Fläch e vo n Flower s un d Stone s Landbesitz.
    Sie taten ihr möglichs t es, das mit einem Lachen zu überspielen , un d sagte n sich , da ß reich e Leut e imme r hinter Zäunen wohnten, konnten aber damit die Erinnerung an das Gesehen e nich t auslöschen . Di e Sperr e wa r z u de m Zweck errichte t worden , irgendwelch e Ding e fernzuhalten ; abe r was hindert e sie , nachde m si e einma l stand , ander e Dinge dazubehalten? Diese Frage barg eine Menge bedrohlicher mögliche r Antworten . Nash e versucht e sein e Phantasi e i m Zaum zu halten, doch erst als am achten Tag ein Brief von Donna eintraf , vermocht e e r s e ine Befürchtungen zu beschwichtigen. Pozz i fan d e s beruhigend , da ß jeman d wußte , w o si e sic h jetzt befanden , abe r wa s Nash e betraf , s o wa r e s wichtig , da ß Murks sei n Verspreche n gehalte n hatte . De r Brie f wa r ei n Zeiche n des Vertrauens , ei n handfeste r Bewe i s dafür , da ß nieman d sie betrüge n wollte.
    Pozzis Betragen während dieser ersten Tage auf der Wiese wa r tadellos . E r wa r offenba r entschlossen , z u Nash e z u halten, un d ta t ohn e z u murren , wa s imme r ma n vo n ih m verlangte . Er erledigt e sein e Arbei t mi t phlegm atische r Bereitwilligkeit , er packt e auc h i m Haushal t mi t a n un d heuchelt e soga r Gefalle n an de r klassische n Musik , di e Nash e jede n Aben d nac h de m Essen spielte . Da ß de r Jung e s o hilfsberei t wäre , hatt e Nash e nicht erwartet, und er war ihm schon dankbar, d aß er es überhaupt versuchte . Abe r tatsächlic h beka m e r j a nu r zurück , wa s er bereits verdient hatte. In der Nacht des Pokerspiels hatte er Pozzi bis zum äußersten geholfen, war über jede vernünftige Grenz e

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