Die Mutanten kommen
murmelte er. »Integrität ist mein Motto. Die Agentur basiert auf Vertrauen. Was wäre das für ein Service, wenn ich meine Klienten hintergehen würde?«
»Schöner Service. Sie wissen nicht einmal, um was es geht. Die Nation ist in Gefahr.«
»Wären fünftausend zuviel verlangt?«
»Machen wir sechs daraus, Henderson. Nennen Sie mich Morgan, den Großzügigen. Mit dem Geld könnten Sie Ihr Büro neu ausstaffieren und hätten noch genug für ein Abendessen im Ritz übrig. Ist das ein Angebot?«
Henderson schüttelte den Kopf.
»Werter Herr«, sagte er. »Wenn Sie mir genug zahlten, um mein Büro ins Plaza zu verlegen, könnte ich's mir überlegen. Aber solange ich in diesem Viertel bleiben muß, lege ich Wert auf meinen Kopf.«
»Das verstehe ich. Nur bin ich ein recht kleiner Fisch in diesem Spiel, das ist die Wahrheit. Sechstausend sind mein letztes Angebot.«
»Tut mir aufrichtig leid, Mr. Morgan, aber das ist einfach nicht genug.«
Ich seufzte. »Nun, man kann nicht sagen, ich hätte es nicht versucht.«
Ich erhob mich.
»Aber Mr. Morgan, was ist mit meinem Vorschlag? Sie werden ihn doch nicht vergessen haben?«
Ich zuckte die Schultern.
»Wie könnte ich? Mit fünfundzwanzigtausend Krediten kann man eine Menge anfangen. Aber wie Sie schon sagten, Henderson, es ist nicht das Plaza. Wenn ich das Zeug verjubelt hätte, stünde ich wieder am Anfang. Nur daß mein Name nichts mehr wert wäre. Wahrscheinlich bekäme ich nicht einmal mehr einen Job bei der Schnellservice-Agentur, stimmt's?«
»Ich würde mich für Sie verwenden.«
»Danke, aber das ist nicht nötig. Tut mir leid, Henderson, aber Ihr anonymer Wohltäter wird sich jemand anderen suchen müssen.«
»Sie machen einen Fehler.«
»Es wäre nicht mein erster, Mr. Henderson.«
Die Röhre war immer noch außer Betrieb. Also nahm ich die Treppe. Von unten ertönten Geräusche. Schritte, die sich rasch näherten. Sie gehörten mehr als einer Person. Ich lauschte auf ein Gespräch, konnte aber nichts hören. Das roch nach Ärger. Flugs machte ich auf dem Absatz kehrt.
In diesem Moment hörte ich weitere Schritte, die von oben erklangen. Ich konnte mich des unbehaglichen Gefühls nicht erwehren, daß man nach mir suchte.
Wie ich es haßte, gejagt zu werden!
Ich entschied, das Nachdenken auf später zu verschieben und mich erst einmal aus dem Staub zu machen. Einige wenige Stufen, und ich hatte den fünften Stock des Gebäudes erreicht. Hastig öffnete ich eine Tür und betrat einen langen, finsteren Korridor.
Die ersten beiden Büros waren verschlossen, doch beim dritten hatte ich Glück.
Die Aufschrift auf der Milchglasscheibe lautete: Astrologische Voraussagen.
Ich trat ein.
Ein Sekretär mit Backenbart blickte von seinem Monitor auf.
»Ja?« fragte er. »Womit kann ich dienen?«
Angestrengt dachte ich nach.
»Ich hätte gern ein paar Postkarten«, sagte ich und sah mich im Zimmer um.
»Tut mir leid«, erwiderte der Knabe. »Aber die Poststelle ist ein Stockwerk tiefer.«
»Eigentlich will ich auch gar keine Postkarten«, meinte ich.
»Ach ja?«
Der Knabe wirkte gelinde interessiert.
»In Wirklichkeit«, fuhr ich fort, »suche ich einen Ort, an dem ich mich verstecken kann.«
»Wie bitte?«
»Zum Beispiel dort drinnen.« Ich deutete auf eine Tür hinter ihm.
»O nein«, erwiderte der Knabe. »Das ist das Büro von Mrs. Shafer. Ich glaube nicht, daß sie das gern sehen würde.«
Entschlossen ging ich an ihm vorbei.
»Fragen wir sie doch einfach.«
Mrs. Shafers Tür öffnete sich. Eine Brünette mit erstaunlichen Proportionen stand vor mir. Sie war Ende zwanzig, kurvenreich und äußerst apart. Aber was meine Aufmerksamkeit fesselte, war ihre Größe. Ich hätte tausend zu eins wetten mögen, daß sie keinen Zentimeter kleiner als zwei Meter zehn war. Sie äugte mich durch eine randlose Brille an.
» Was wollten Sie mich fragen?«
»Dieser Herr ...«, begann der Sekretär, als auch schon die Außentür geöffnet wurde.
Die furchtbaren Vier standen im Rahmen. Meine beiden Spezis aus Fultons Büro und ihre Helfer.
»Na, mein Guter«, sagte der Kleinere des Teams. »Wir haben dich gesucht.«
Der Größere meinte: »Du hättest nicht einfach so weglaufen sollen. Damit hast du unsere Gefühle verletzt.«
»Das macht er immer, Greg«, klärte der Kleinere der beiden seinen Gefährten auf.
»Nicht gerade die feine Art«, erwiderte Greg.
Die Vier starrten mich an.
Mrs. Shafer setzte ihre Brille ab und legte sie sorgfältig auf dem Schreibtisch ab.
»Ich weiß nicht,
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