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Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)

Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)

Titel: Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts
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kaum groß genug, um sich zu viert hineinzuquetschen. Wenn es nicht regnete – was selten vorkam –, saß Alistair auf den Klippen bei der Höhle und starrte über das bewegte Wasser hinüber zur Insel Atticus. Wenn es auch im eigentlichen Sinn kaum eine Insel war, wie Billy Mac gesagt hatte; es sah nach nicht viel mehr als einer Kette von dunklen, zerklüfteten Felsen aus. Er dachte an die Jahre, die seine Eltern an diesem trostlosen Ort verbracht hatten. Jahre, in denen sie wohl längst die Hoffnung auf Begnadigung aufgegeben hatten, und er hatte das dringende Verlangen, sofort aufzubrechen und sie zu befreien. Die Wellen, die unermüdlich an die Küste schlugen, verstärkten seine Rastlosigkeit nur.
    Die anderen schienen mit der Wartezeit besser zurecht zu kommen. Happy erstellte einen Plan zur Wachablösung,sodass sie abwechselnd aufpassten, ob sie eine Bewegung auf dem Weg am anderen Ende des Strandes sahen. Wenn sie keine Wache hatten, schliefen Happy oder Slipper oder studierten die gezeichnete Karte von Atticus, die Tobias Slipper gegeben hatte. Oder sie spielten mit einem zerfledderten Kartenspiel, das sie in der vorderen Rucksacktasche hatten. Tibby Rose, die es nach ihrem abgeschiedenen Aufwachsen gewohnt war, sich selbst zu beschäftigen, nahm die Rolle Nylonzwirn von Billy Mac, um ein Netz zu knüpfen. Sie knotete den Zwirn in regelmäßigen Abständen längs und quer zusammen, dann befestigte sie an einem Ende, den sie Bleisaum nannte, Steine daran, sodass das Netz sank. Jeden Tag watete sie stundenlang durch den seichten Spülsaum und zog ihr Netz durch. Am Abend hatte sie gewöhnlich genug kleine Fische gefangen, um der Suppe, die sie aus Süßwasser von einer Quelle am Fuß der Felsen kochten und mit Wildkräutern würzten, zusätzlich Geschmack und Gehalt zu verleihen.
    Endlich, kurz vor der Abenddämmerung des vierten Tages, eilte Slipper, die gerade Wache hielt, in die Höhle.
    » Es kommt ein Boot « , sagte sie.
    » Ist es Billy Mac? « , fragte Alistair voller Hoffnung.
    Slipper zuckte die Schultern. » Noch nicht zu erkennen. Lasst uns außer Sicht bleiben, bis wir sicher sind. «
    Sie kauerten sich in die Höhle. Ein blaues Boot, das in der Dünung hüpfte, kam ihrem Versteck näher. Erst als es bei den Felsen anlegte, konnten sie die kupferfarbene Gestalt von Billy Mac an Deck erkennen.
    » So « , sagte er, als sie sich auf den Felsen um ihn versammelten, »wer von euch will diesen dämlichen Plan ausführen? «
    Slipper und Happy wechselten einen Blick. » Ich wohl am besten « , sagte Slipper. » Du musst noch auf deinen Knöchel achtgeben, Happy. «
    Happy nickte.
    » Und ich « , sagte Alistair. » Tibby kann nicht schwimmen. «
    Slipper schüttelte den Kopf. » Lieber nicht, Alistair. Es ist zu riskant. «
    »Wenn es jemand riskieren sollte, dann ich « , hielt Alistair dagegen. » Es sind meine Eltern. «
    Slipper mache ein gequältes Gesicht, als wolle sie es ihm verbieten, doch Alistair starrte sie entschlossen an.
    Schließlich hob sie die Schultern und gab nach. » Ich müsste dich wohl fesseln, um dich davon abzuhalten « , sagte sie. » Aber ich bestimme, wie diese Rettungsaktion verläuft, Alistair, verstanden? Ich gebe die Befehle. « Sie sah ihn fest an, bis Alistair zustimmend nickte.
    Slipper setzte sich auf den Felsen und zog ihre langen schwarzen Stiefel aus. Wenn Billy Mac überrascht war, dass die mandelfarbene Maus rötlich braune Beine hatte, ließ er sich das nicht anmerken; er streckte nur seinen kupferfarbenen Arm aus, um ihr an Bord zu helfen. Alistair kletterte nach ihr hinein.
    Er blieb einen Augenblick stehen, um sich an das Schwanken des Bootes zu gewöhnen, dann drehte er sich zu Tibby Rose um, die ganz ruhig zusah, obwohl das Zucken ihresSchwanzes ihre Nervosität verriet. »Viel Glück « , sagte sie.
    » Danke « , erwiderte Alistair. Dann legte das Boot ab und er wandte das Gesicht der abweisenden Silhouette von Atticus zu.
    Die Überfahrt war kurz – das ablaufende Wasser half ihnen dabei – und schon bald erhob sich die Felsenkette, die Alistair tagelang angestarrt hatte, drohend vor ihnen. Von dem berüchtigten Gefängnis war jedoch nichts zu sehen. Es tauchte nicht plötzlich ein Turm auf, als sie sich den dunklen, zerklüfteten Felszähnen, die aus dem Wasser ragten, näherten.
    Als der dritte Felsen von links in Sicht kam, verlangsamte Billy Mac die Fahrt und streckte den Finger aus.
    » Da unten ist es « , sagte er. » Ungefähr einen

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