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Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)

Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition)

Titel: Die mutigsten Mäuse der Welt: Das Wiedersehen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances Watts
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und die alte Maus tanzend in den Lehmboden gezeichnet hatten.
    » Hoffentlich ist Althea heil nach Hause gekommen. Es klang ja, als ob sie einen langen Weg vor sich hatte. «
    So wie sie auch. Ohne die gespannte Erwartung, die ihn auf dem Hinweg angetrieben hatte, kamen Alistair die unterirdischen, meilenweiten Gänge endlos vor. Die meiste Zeit ging Tibby neben ihm, und obwohl sie nicht viel redeten, war ihre Anwesenheit doch tröstlich. Seine Verzweiflung lag wie eine schwere Last auf ihm, die sich nie hob und ihn bisweilen zu erdrücken drohte.
    » Es ist, als ob meine Eltern ein zweites Mal gestorben sind « , vertraute er Tibby an. Seine Stimme klang gepresst durch die Beklemmung in seiner Brust.
    Sie erwiderte nichts, sondern legte ihm nur ihre kleine warme Hand auf die Schulter, bis er wieder leichter atmen konnte.
    Zwei Tage lang gingen sie die unterirdischen Gänge entlang. Die dunklen Tunnel passten zu Alistairs düsterer, schwermütiger Stimmung. Kleine Merkmale, die sie auch schon vor Tagen während ihrer ersten Stunden im Tunnel entdeckt hatten, sagten ihnen schließlich, dass sie sich der Höhle im Umkreis der Quelle näherten: ein spitzer Fels, der in Kniehöhe mitten aus dem Weg ragte; eine Ausbuchtung mit fächerartigen Baumwurzeln, die durch die Tunneldecke wuchsen und über ihre Köpfe strichen. Slipper sprach die Frage aus, die auch Alistair im Sinn gehabt hatte, die er jedoch nicht hatte äußern wollen.
    » Ob Oswald wohl auf uns wartet? «
    Denn wenn Oswald nicht an dem vereinbarten Ort sein würde, gab es keinen sicheren Weg zurück nach Stetson – und keiner von ihnen wusste, ob Oswald den Adlerangriff überlebt hatte.
    » Kommt Zeit, kommt Rat « , sagte Happy.

    Endlich, endlich erreichten sie die Höhle, in der der Tunnel begann. Nacheinander quetschten sie sich durch die Öffnung in die stille, warme Abendluft hinaus.
    Alistair blinzelte im ungewohnten Licht. Es wurde ihm gleich leichter ums Herz, als er die Brise vom Winns einsog.Hier war die Luft so viel lieblicher, verglichen mit dem Kellergeruch unter der Erde. Die Baumwipfel am anderen Ufer waren goldgerändert vom Schein der untergehenden Sonne und der Himmel darüber zeigte ein klares, wolkenloses Blau. Er spiegelte sich in dem breiten Fluss, sodass das Gefühl von Luft und Weite endlos schien nach der Enge im Tunnel.
    Während Alistair dieses Bild betrachtete, hatte er das seltsame Gefühl, dass die Zeit stehen geblieben war, während sie fort waren; dass alles – der Tunnel, Althea und Billy Mac, der beängstigende Tauchgang und die schrecklichen Ereignisse auf Atticus – ein schlimmer Traum gewesen war. Er wandte sich nach dem Bergzug um, der hinter ihnen lag. Die letzten Sonnenstrahlen glitten über den Kamm. Und während er alles betrachtete, sah er, wie ein goldener Schein über die Felswand flutete und wie der Busch in Flammen auszubrechen schien.
    Sie machten sich nach Norden auf, zurück zur Quelle. Alles sah fast genauso aus, wie sie es verlassen hatten – das Schilf wiegte sich, die Zikaden summten unverdrossen, das alte Steinhaus schlummerte vor sich hin – bis sie schließlich die Quelle des Winns erreichten. Alistair rieb sich das Fell an den Armen, denn aus dem Quellbecken stieg kühle Luft herauf. Die Sonne war hinter dem Kamm verschwunden und der Himmel war tief violett. Schwarz hoben sich die Pinien davor ab.
    » Oswald? « , rief Slipper Pink leise. Wie zur Antwort raschelte es im Laub der Baumkronen. Doch es kam kein Eulenruf, kein Flügelrauschen eines herabschwebenden großen braunen Vogels.
    Slipper stieß schwer die Luft aus, was sehr nach einem verzweifelten Seufzen klang, doch Happy sagte: »Warte zumindest, bis der Mond aufgegangen ist, ehe wir Oswald aufgeben, Slips. Du weißt doch, wie gerne Oswald in der Gesellschaft des leuchtenden Mondes reist. Alistair, Tibby Rose, könnt ihr zwei nicht mal etwas Holz sammeln? «
    Die beiden rotbraunen Mäuse verschwanden im Wald am nördlichen Ende der Lichtung und suchten Holz zum Anfeuern.
    »Was machen wir wohl, wenn Oswald nicht kommt? « , fragte Tibby halblaut.
    Alistair brach einen langen Stock in zwei Hälften und legte ihn in die ausgestreckten Arme seiner Freundin. » Ich weiß nicht, Tib. Ich weiß nicht mal, ob es einen anderen Weg gibt. « Ein Zweig verfing sich in den Enden seines Schals; er zupfte den Zweig heraus und dabei kam ihm eine Idee. » Es sei denn – « Gerade wollte er vorschlagen, dass es ja vielleicht einen geheimen Weg gab,

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