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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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immer
aufgesteckte VR-Penisaufsatz in die Höhe steigt.
    Householder zuckt leicht zusammen. Die Pistole brüllt auf.
Blut spritzt.
    Mein Gott, denkt Diem, was für ein Abgang. Er schaut noch
immer auf das Blut, das aus seinem zerfetzten Geschlechtsteil
strömt, und ergötzt sich an den Qualen, während er
sich die Lippen blutig beißt; dann trifft Householders zweiter
Schuß ihn zwischen die Augen.
    Randy Householder setzt sich hin und wartet auf die Polizei. Er
hat das Sicherheitssystem aufgescheucht, wobei das Signal obendrein
noch aus dem Haus des höchsten Beamten des Weißen Hauses
kommt; das dürfte ganz schnell beträchtliche Aufmerksamkeit
erregen.
    Er hat sich gerade hingesetzt und einen Orangensaft aufgemacht,
als die Tür aufgeht, aber die Männer, die hereinkommen,
tragen Strumpfmasken. Er hat keine Zeit, auch nur
»Was…« zu sagen, als er schon von Kugeln durchsiebt
wird; er stürzt zu Boden, sein Bauch schmerzt höllisch, es
wird dunkel um ihn herum, er hört Schüsse und – kein
Zweifel – Granatenexplosionen. Es hört sich an wie ein
Scheißkrieg, irgendwie hat Randy einen Scheißkrieg
ausgelöst.
     
    Der Zipline jagt weiter in Richtung North Carolina, und Di
unterbricht die Lektüre des Schlächters in Gelb, um
ein wenig über die Zukunft nachzudenken. Der größte
Teil ihres Besitzes wurde schon vor Wochen nach Westen
abtransportiert, aber Lori und die Jungen sind in dem fast leeren
Haus zurückgeblieben. Lori hat sich richtig renitent verhalten
– sie würde nicht ohne ihn gehen -; also wird Di sie jetzt
überlisten… er wird sie in einen Zipline nach Westen
setzen und sie bis zum letzten Moment im Glauben lassen, daß er
mitfahren wird. Er glaubt nicht, daß Lori die Jungen in die
Gefahrenzone zurückschickt, wenn sie ihr erst einmal
glücklich entronnen sind.
    Trotz allem wird das nicht einfach sein. Di ist eigentlich nicht
der Typ, der seine Frau anlügt. Andererseits will er sie auch
nicht sterben lassen, und darauf würde es hier hinauslaufen.
    Polizisten, Bergarbeiter, Feuerwehrleute,
Marineinfanteristen… das sind die Berufe, in denen man sich nach
einer Frau umsehen muß, die bereit ist, mit der
Möglichkeit zu leben, daß man nicht zurückkommt.
Meteorologen zählen eigentlich nicht zu dieser Kategorie. Nicht
einmal Angestellte im öffentlichen Dienst.
    Lori ist schön, talentiert und intelligent, und deswegen
behält sie in Krisensituationen einen kühlen Kopf. Aber sie
versteht nicht im geringsten, daß Di noch etwas anderem als
seiner Familie Loyalität entgegenbringt. Für sie endet das
moralischen Universum mit ihrer Familie.
    In was für einer Welt leben sie denn jetzt, daß eine
solche Einstellung als schlecht gilt?
    Ein Anruf von Carla reißt ihn aus seinen Gedanken. Sie
versucht, ihm einen Gedankenanstoß zu geben.
    ›Clems‹ Fallstrom zieht sich wie ein dünner
Tentakel über die Landenge von Tehuantepec an der
Pazifikküste bis zur Bucht von Campeche am Golf von Mexico.
Dieser Fallstrom wird jeden Moment abreißen –
›Clem‹ befindet sich schon auf dem Rückzug – und
dann eine Tiefdruck-Zelle zurücklassen.
    Die Temperatur des Oberflächenwassers im südlichen
Abschnitt des Golfs von Mexiko beträgt 38° C –
wärmer als menschliches Blut. Di erachtet das als ausreichend
für die Entstehung eines überschallschnellen Hurrikans, und
Carla ist sich da sogar ganz sicher.
    Zumindest ist damit die Frage beantwortet, ob er sich aus dem
Staub machen soll.
    Während der restlichen Reise nimmt Di keine
Telefongespräche mehr entgegen. Als er nach Hause kommt, wartet
seine Familie mit gepackten Sachen auf ihn, und als er das
Gepäck ins Auto wirft, erklärt er Lori die Situation so
schnell wie möglich. »Wir müssen wenigstens über
die Appalachen kommen, und am besten wäre es noch, wenn wir es
bis in die Rockies schaffen würden«, sagt er.
    Sie steigen ins Auto; Nahum schnieft, Mark ist mürrisch, aber
in Anbetracht der Umstände halten sie sich ganz tapfer.
Fünfzehn Minuten bis zur Zipline- Station. Zehn Minuten,
um die Fahrkarten zu kaufen. Schlimmstenfalls eine halbe Stunde
Wartezeit, dann werden sie unterwegs sein…
    Acht Minuten später stehen sie in einem endlosen Stau; es
geht nicht mehr voran. Nahum schluchzt leise, Mark quengelt und Lori
knetet die Hände.
    »Was, glaubst du, ist da passiert?« fragt sie.
    »Nun, da müßte ich raten… heutzutage, wo es
Datenspäher und solche Sachen gibt, bleibt nichts lange geheim.
Als ich es herausgefunden hatte,

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