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Die Mutter aller Stürme

Die Mutter aller Stürme

Titel: Die Mutter aller Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Barnes
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potentielle Reichweite deiner Arbeit ist
viel größer als die meine, so daß es nur wenige
Menschen mit einer objektiven Sichtweise gibt.«
    »Aber eine Sichtweise wovon?« fragt Berlina.
»Jeder, mit dem ich hier spreche, will mir partout
erzählen, an der Sache wäre nichts dran. Ich habe fast mein
ganzes Budget in Ferngespräche nach Washington investiert, und
auch dort wollte mir niemand etwas sagen.«
    Lamborghini hebt die Hände und dreht die Handflächen
nach vorne, als ob er ein Magier wäre, der sie in eine
Märchenprinzessin verwandeln wollte. »Aber du hast doch das
ganze Material über Leute, die bestreiten, daß etwas im
Gange sei. Und du hast ein Bündel diesbezüglicher
widersprüchlicher Aussagen und genügend externe Belege, die
als Indiz für eine Geschichte ausreichen. Mehr brauchst du doch
gar nicht. Es gibt keinen profitableren Aufhänger für den
Nachrichtenverkauf als ›Warum sagen sie nicht die
Wahrheit?‹. Mädchen, du hast einen Volltreffer gelandet.
Jetzt mußt du die Geschichte nur noch dokumentarisch
aufbereiten und vermarkten.«
    Berlina nickt. »Ich werde es mal versuchen«, sagt sie.
Dann wendet die Konversation sich anderen Themen zu.
    Als sie zum Motel Two zurückkehrt und die Post
durchgeht, stößt sie auf den üblichen Kram –
eine Menge Kurzanrufe von diversen Büros mit der Meldung,
daß sie keine Aussagen hätten, Werbesendungen und
Mahnungen, daß sie sich ihrem Kreditlimit nähert. Die
Daten-Späher haben auch nicht mehr vorzuweisen als
Routinemeldungen – ein widerliches Exemplar dort draußen
versorgt sie immer mit dem Wetterbericht, und bisher ist sie noch
nicht imstande gewesen, den Störer aufzuspüren und zu
eliminieren…
    Diesmal ist aber noch etwas anderes dabei. Eine
Überrangmeldung. Sie setzt sich, hört den vollen Wortlaut
ab und betrachtet das Gespräch auf dem Bildtelefon, kurz bevor
Jesse mit dem Zipline wieder in Tucson eintrifft.
    Zehn Minuten später ruft sie Di Callare an und bittet um
einen Gesprächstermin; er sagt, er würde sich gerne mit ihr
unterhalten, wenn er heute abend mit dem Zipline heimfährt. Sie stellt die Uhr danach. Wenigstens kann sie
jetzt den Nachweis erbringen, daß es mehr Grund zur Sorge gibt,
als bisher thematisiert wurde.
    Sie muß nur darauf achten, daß die Publikation der
Geschichte sie nicht in den finanziellen Ruin treibt, der laut
letzter Mahnung in ungefähr einer Woche eintreten wird. Dennoch
ist es die größte Chance, die sie seit langem hat. Der
trübe, düstere und graue Tag, der auf die trostlose Nacht
gefolgt war, kommt ihr mit einemmal viel freundlicher vor.
     
    Gerade, als Mary Ann Waterhouse sich entkleidet und dabei Synthi
Venture zu imitieren versucht, wenn diese sich für Rock
auszieht, und währenddessen dagegen ankämpft, daß der
Gedanke, dies ist das letzte Mal, das letzte Mal, das letzte Mal,
meine Brüste sind so wund, so wund, bitte, bitte, dies ist das
letzte Mal, sich laut in ihrem Kopf artikuliert und von den
schätzungsweise dreihundertzwölf Millionen Frauen (und ein
paar neugierigen Männern) aufgefangen wird, die sich gerade in
sie eingeloggt haben, und als Jesse mit Rocks Augen zusieht, wie
diese kunstvoll modellierten Brüste bei jedem Stoß aus dem
winzigen Büstenhalter hüpfen, und Rock sich fragt
(unterhalb von Jesses Wahrnehmungsschwelle), ob er danach
überhaupt noch genug Energie für Harry, seinen
langjährigen Freund, aufbringen kann…
    …und als Di schließlich das Diagramm erhält, das
mit seinen Ausgangsdaten übereinstimmt…
    …und als Berlina Jameson feststellt, daß ein
Überrang-Ruf von einem Daten-Späher vorliegt…
    …und bevor Akiri Crandall und Gunnar Redalsen überhaupt
erkannt haben, daß sie ungemütlichen Zeiten
entgegengehen…
    - in diesem Augenblick registriert Glinda Gray, daß eine KI
mutmaßlich auf etwas Wichtiges gestoßen ist.
    Das Problem mit den verdammten Geräten ist, daß sie zu
oft richtig liegen, als daß man sie ignorieren könnte, und
sich zu oft irren, als daß man sich auf sie verlassen
könnte. Sie würde jetzt wirklich lieber gehen; sie hat
Derry versprochen, zum Mittagessen zu Hause zu sein, und jetzt sieht
es eher so aus, daß sie wohl den ganzen Samstag durcharbeiten
muß.
    Nun, wenn sich nach der Überprüfung nichts ergeben hat,
wird sie sofort den Raum verlassen und zu Derry nach Hause fahren,
wobei sie das Dienstfahrzeug benutzt, zu dessen privater Nutzung der
Chef sie ermächtigt hat. Klieg, dieser nette Mensch, sagt
ständig, sie

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