Die Mutter der Königin (German Edition)
Decke mit den rußgeschwärzten Balken und die brennenden Fackeln in den Wandhalterungen ringsum. Einige Männer trinken im Stehen Bier, andere sitzen an aufgebockten Tischen. Manche stehen beim Anblick meines Gemahls auf und lüften die Kappen. Am oberen Ende der Halle sitzen sie am Kopf des Tisches erhöht auf einem Podest, hinter sich ein Banner mit der weißen Rose Yorks: der Earl of Salisbury, sein Sohn, der Earl of Warwick, und der junge Edward, Earl of March, der Sohn von Richard, Duke of York.
«Wir betrachten Euch als Kriegsgefangene und werden uns überlegen, unter welchen Bedingungen Ihr aus der Haft entlassen werden könnt», beginnt der Earl of Warwick feierlich wie ein Richter.
«Das war keine kriegerische Handlung, da ich unter dem Kommando des Königs von England stehe. Eine Maßnahme gegen mich ist Rebellion und Verrat gegen meinen König», sagt Richard mit tiefer und sehr lauter Stimme. Die Männer erstarren bei diesem trotzig herausfordernden Ton. «Und ich warne Euch, dass sich jeder, der Hand an mich, meinen Sohn oder meine Gemahlin legt, der Rebellion, des Verrats und der illegalen Körperverletzung schuldig macht. Wer meiner Gattin etwas zuleide tut, hat seinen Namen nicht verdient. Wenn Ihr Krieg gegen Frauen führt, seid Ihr nichts als Wilde und solltet wie Wilde behandelt werden. Euer Name wird für alle Zeiten geschmäht sein. Ich bemitleide jeden Mann, der meine Gemahlin beleidigt, eine königliche Herzogin und Erbin des Hauses Luxemburg. Ihr Name und ihr Ruf schützen sie, wohin sie auch geht. Mein Sohn steht unter meinem Schutz und unter dem ihren, wie wir ein treuer Untertan des geweihten Königs. Wir sollten frei unserer Wege gehen dürfen. Ich verlange eine sichere Überfahrt nach England. Im Namen des Königs von England, das verlange ich!»
«So viel zu der ‹linden Antwort, die ihren Zorn stillt›», sagt Anthony leise zu mir. «So viel zu Kapitulation und Haftaussetzung. Mein Gott, sieh dir nur Salisburys Gesicht an!»
Der alte Graf sieht aus, als wollte er explodieren. «Ihr!», brüllt er. «Ihr wagt es, so mit mir zu sprechen?»
Die yorkistischen Lords sitzen auf dem Podest, und Richard muss zu ihnen aufsehen. Sie erheben sich von ihren Stühlen und funkeln ihn von oben an. Er zeigt nicht die geringste Reue. Er geht auf das Podest zu und baut sich davor auf, die Hände in die Hüften gestemmt. «Ja. Natürlich. Warum auch nicht?»
«Ihr verdient nicht einmal unsere Anwesenheit! Ihr habt kein Recht zu sprechen, wenn Ihr nicht dazu aufgefordert werdet. Wir sind von königlichem Geblüt, und Ihr seid ein Niemand.»
«Ich bin ein Angehöriger des englischen Hochadels, und ich habe unter meinem König in Frankreich, Calais und England gedient, ihm nie den Gehorsam verweigert und ihn nie verraten», gibt Richard sehr laut und klar zurück.
«Anders als die da», ergänzt Anthony schadenfroh an mich gewandt.
«Ihr seid ein Emporkömmling, ein Niemand, der Sohn eines Haushofmeisters», schreit Warwick. «Ein Nichts. Ihr wärt gar nicht hier, wenn Ihr nicht solch eine Ehe eingegangen wärt.»
«Die Herzogin hat sich erniedrigt», sagt der junge Edward of March. Ich sehe, dass Anthony diese Beleidigung durch einen jungen Mann seines Alters gegen den Strich geht. «Sie hat sich zu Euch herabgelassen, und Ihr seid nur durch sie emporgestiegen. Man sagt, sie sei eine Hexe, die Euch mit der Sünde der Lust angesteckt hat.»
«So wahr mir Gott helfe, das ist unerträglich», flucht Anthony und will nach vorne stürmen, aber ich halte ihn am Arm zurück.
«Wage es nicht, dich vom Fleck zu rühren, oder ich ramme dir persönlich ein Messer zwischen die Rippen!», fahre ich ihn aufgebracht an. «Wage es nicht, irgendetwas zu sagen oder zu tun. Stillgestanden, Junge!»
«Es ist nicht angemessen, dass Ihr Euch unter uns aufhaltet», sagt Salisbury.
«Siehst du denn nicht, was sie vorhaben? Sie legen es darauf an, dass du nicht mehr an dich halten kannst», sage ich leise zu Anthony. «Sie hoffen, dass du auf sie losgehst, denn dann können sie dich abstechen. Erinnere dich daran, was dein Vater dir gesagt hat. Bleib ruhig.»
«Sie beleidigen dich!» Anthony schwitzt vor Wut.
«Sieh mich an!»
Er wirft mir einen grimmigen Blick zu, dann zögert er. Trotz meiner hastigen Worte an ihn ist mein Gesicht vollkommen ruhig. Ich lächele sogar. «Ich bin nicht auf dem Marktplatz von Ludlow zurückgelassen worden, als mein Gemahl geflohen ist», flüstere ich ihm zu. «Ich war schon
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