Die Mutter der Königin (German Edition)
Tochter des Grafen von Luxemburg, als Cecily Neville nichts war als ein hübsches Mädchen auf einer Burg irgendwo im Norden. Ich bin die Nachfahrin der Göttin Melusine. Du bist mein Sohn. Wir entstammen einer Adelslinie, die auf eine Göttin zurückgeht. Sie können hinter meinem Rücken sagen, was sie wollen, sie können es mir auch ins Gesicht sagen. Ich weiß, wer ich bin. Ich weiß, wozu du geboren wurdest. Zu mehr, viel mehr als sie.»
Anthony zögert. «Lächele», befehle ich ihm.
«Was?»
«Lächele sie an.»
Er hebt den Kopf, er kann den Mund kaum zu einem Lächeln verziehen, aber er tut es.
«Ihr habt keinen Stolz!», spuckt Edward of March aus. «Hier gibt es nichts zu lächeln.»
Anthony neigt den Kopf, als habe ihm jemand ein großes Kompliment gemacht.
«Ihr lasst mich so über Eure eigene Mutter sprechen? In ihr Gesicht?», fragt Edward, die Stimme brüchig vor Wut. «Habt Ihr denn keinen Stolz?»
«Meine Mutter ist nicht auf Eure gute Meinung angewiesen», sagt Anthony eisig. «Uns ist vollkommen gleichgültig, was Ihr denkt.»
« Eurer Mutter geht es gut», sage ich freundlich zu Edward. «In Ludlow war sie verzweifelt, weil sie in großer Gefahr zurückgelassen wurde, aber mein Gemahl, Lord Rivers, hat sie und Eure Schwester Margaret sowie Eure Brüder George und Richard in Sicherheit gebracht. Mein Gemahl, Lord Rivers, hat sie beschützt, als die Stadt von der Armee gestürmt wurde. Er hat dafür gesorgt, dass niemand sie beleidigt. Der König zahlt ihr eine Pension, sie muss nicht Not leiden. Vor einer Weile habe ich sie selbst gesehen, und sie hat mir gesagt, sie bete für Euch und Euren Vater.»
Der Schreck verschlägt ihm die Sprache. «Ihr seid meinem Gemahl Dank schuldig für ihren Schutz», verlange ich.
«Er ist von niederer Geburt», sagt Edward, als wiederhole er mechanisch eine Lektion.
Ich zucke die Schultern, denn es bedeutet mir nichts. «Wir sind in Eurer Hand», sage ich nur. «Von hoher oder von niederer Geburt. Und Ihr habt keinen Grund, Euch über uns zu beschweren. Gewährt Ihr uns sichere Überfahrt nach England?»
«Schafft sie fort», fährt der Earl of Salisbury auf.
«Ich hätte gerne meine üblichen Gemächer», sagt Richard. «Mehr als vier Jahre war ich Hauptmann dieser Burg, und ich habe sie für England gehalten. Normalerweise stehen mir die Räume zu, die auf den Hafen hinausblicken.»
Der Earl of Warwick flucht wie ein Bierkutscher.
«Schafft sie fort», wiederholt Salisbury.
Natürlich bekommen wir nicht die Räume des Kommandanten der Burg, aber wir haben gute Gemächer, die auf den Innenhof gehen. Sie halten uns nur zwei Tage dort fest, dann erscheint eine Wache und erklärt, ich solle per Schiff nach London gebracht werden.
«Was ist mit uns?», fragt mein Gatte.
«Ihr seid Geiseln», antwortet der Soldat. «Ihr habt hier zu warten.»
«Werden sie auch ehrenvoll behandelt? Sind sie hier sicher?», beharre ich.
Er nickt Richard zu. «Ich habe unter Euch gedient, Sir. Ich bin Abel Stride.»
«Ich erinnere mich an dich, Stride», sagt mein Gemahl. «Wie lautet der Plan?»
«Meine Befehle lauten, Euch hier festzuhalten, bis wir weiterziehen, und Euch dann unverletzt zu entlassen», sagt er. «Und das tue ich und sonst nichts.» Er zögert. «Es gibt keinen Mann in der Garnison, der Euch etwas zuleide tun würde, Sir, und Eurem Sohn auch nicht. Mein Wort darauf.»
«Danke», sagt Richard. Mir flüstert er zu: «Geh zur Königin und erzähl ihr, dass sie eine Invasion vorbereiten. Versuch die Schiffe im Hafenbecken zu zählen. Erzähl ihr, ich glaubte nicht, dass sie viele Männer haben, vielleicht nur etwa zweitausend.»
«Und was wird aus dir?»
«Du hast gehört, was er gesagt hat. Ich komme nach Hause, sobald ich kann. Gott segne dich, Geliebte.»
Ich küsse ihn. Ich wende mich meinem Sohn zu, der sich für meinen Segen auf ein Knie herablässt, bevor er aufsteht und mich in den Arm nimmt.
«Euer Gnaden, Ihr müsst jetzt mitkommen», drängt die Wache.
Ich muss die beiden verlassen. Ich weiß nicht, wie ich die Planke des Handelsschiffes hochgehe oder in die kleine Kabine komme. Aber ich muss die beiden verlassen.
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Coventry
FRÜHJAHR 1460
D er Hof ist in Coventry und bereitet sich auf den Krieg vor, als ich nach England komme und der Königin die Nachricht überbringe, dass unsere Feinde meinen Gemahl und meinen Sohn in Calais gefangen halten und sie auf jeden Fall in diesem Jahr einfallen
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