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Die Mutter der Königin (German Edition)

Die Mutter der Königin (German Edition)

Titel: Die Mutter der Königin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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Abscheu vor diesen Verbrechen zu bekunden.»
    «Ich verabscheue es. So sehr, dass ich gehen möchte.»
    «Halt den Kopf hoch. Lauf weiter. Besonders du musst als Feindin dieser Art von Umtrieben hier gesehen werden.»
    «Besonders ich?» Ich rege mich auf. «Es ist so abstoßend, dass mir schlecht wird.»
    «Man erzählt sich, Herzogin Eleanor habe ihren Gemahl mit einem Liebestrank dazu gebracht, sie zu heiraten; er hätte ihr gar nicht widerstehen können. Und dass du dasselbe getan hättest, als du ein junges Mädchen warst und mein Lord, der Herzog, untröstlich über den Tod seiner Gemahlin Anne war.»
    Ich wende die Augen von der geschmolzenen Wachsfigur ab. «Richard …»
    «Ich beschütze dich», schwört er. «Du bist meine Lady und meine einzige Liebe. Ich beschütze dich, Jacquetta. Niemals wirst du vergeblich nach mir Ausschau halten.»

    Als wir von der Zurschaustellung Bolingbrokes zurückkommen, sind die Gemächer der Herzogin leer. Die Tür zu ihrem Privatgemach steht offen, ihre Kleidertruhen sind umgeworfen, die Schränke geplündert, ihre Schmuckkassetten verschwunden, und sie selbst ist fort.
    «Wo ist die Herzogin?», fragt mein Gemahl die Kammerzofe.
    Sie schüttelt den Kopf, sie kann nicht aufhören zu weinen. «Fort.»
    «Wohin?»
    «Fort», ist alles, was sie hervorbringt.
    «Gott schütze uns, das Kind ist ein Dummkopf», fährt Richard auf. «Frag du sie.»
    Ich packe sie bei den Schultern. «Ellie, sag mir, hat man Ihre Gnaden verhaftet?»
    Sie sinkt in einen Knicks. «Sie ist geflohen, Euer Gnaden. Ins Asyl. Sie sagt, sie wollen sie töten, um ihren Gemahl zu bestrafen, sie wollen ihn vernichten, indem sie ihr etwas antun. Es wäre ein gemeiner Anschlag gegen ihn, der ihr Untergang sei. Sie sagt, Kardinal Beaufort werde sie beide in den Abgrund stoßen.»
    Ich wende mich an meinen Mann. «Asyl?»
    Sein Gesicht ist grimmig. «Ja, aber sie täuscht sich. Es wird ihr nichts nützen.»
    «Sie können sie nicht als Hexe beschuldigen, wenn sie sich auf heiligem Boden versteckt und den Schutz der Kirche anruft.»
    «Dann werden sie sie beschuldigen, eine Ketzerin zu sein», erwidert er. «Eine Ketzerin hat keinen Anspruch auf kirchlichen Schutz. Wenn sie also um Asyl bittet, klagen sie sie als Ketzerin an; das ist die einzige Möglichkeit, sie wieder herauszubekommen. Vorher hätten sie sie der Wahrsagerei angeklagt. Doch jetzt werden sie sie der Häresie beschuldigen, und das ist ein schlimmeres Verbrechen. Sie hat sich in eine aussichtslose Lage manövriert.»
    «Die Gesetze von Männern lassen Frauen immer in schlimme Umstände geraten!», mache ich meinem Ärger Luft.
    Richard schweigt.
    «Sollen wir fortgehen?», frage ich ihn leise. «Komm, lass uns nach Hause gehen.» Ich sehe mich in dem verwüsteten Raum um. «Ich fühle mich hier nicht mehr sicher.»
    Er verzieht das Gesicht. «Wir können jetzt nicht fort. Es würde so aussehen, als hätten wir etwas zu verbergen. So wie es einem Schuldeingeständnis gleichkommt, wenn die Herzogin in einer Freistatt Zuflucht sucht. Wir tun besser daran hierzubleiben. Wenigstens können wir von hier im Notfall ein Schiff nach Flandern nehmen.»
    «Ich kann doch die Kinder nicht verlassen!»
    Er achtet nicht auf meine Worte. «Wenn nur dein Vater noch lebte, dann könntest du ihn besuchen.» Er drückt mir die Hand. «Du bleibst hier. Ich suche William de la Pole auf, den Earl of Suffolk. Vielleicht erfahre ich von ihm, was im Rat vor sich geht.»
    «Und was soll ich tun?»
    «Warte hier», sagt er ernst. «Nutze diese Gemächer wie deine eigenen. Verhalte dich, als sei alles in bester Ordnung. Du bist jetzt die Erste Lady des Königreichs, die einzige königliche Herzogin, die übrig ist. Befiehl den Ladys, hier aufzuräumen, und dann sollen sie mit dir nähen. Eine soll euch aus der Bibel vorlesen. Heute Abend gehst du in die Kapelle. Halt allen vor Augen, dass du unschuldig bist.»
    «Aber ich bin unschuldig», sage ich.
    Er sieht mich finster an. «Ich zweifele nicht daran, dass sie genau dasselbe sagt.»

    Aber sie sagt nicht dasselbe. Sie schleppen Roger Bolingbroke zu ihr, mitsamt dem Horoskop, das sie in Auftrag gegeben hat, den magischen Instrumenten, die die Werkzeuge seines Berufes als Erforscher unbekannter Reiche waren, und der missgestalteten Wachsfigur, von der sie sagen, sie sei das Abbild des Königs. Und sie beichtet die Sünde der Hexerei und Verstöße gegen die Kirche. Sie gibt zu, «schon lange mit der Hexe von Eye» Zauberei

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