Die Mutter des Erfolgs - Die Mutter des Erfolgs
Einsamkeit.
23 Pushkin
Meine zwei schönen Schneehunde
«Welcher ist unserer?», fragte Jed.
Es war im August 2008, und Jed und ich waren in Rhode Island. Uns allen, mich eingeschlossen, war schleierhaft, weshalb ich unbedingt einen zweiten Hund brauchte, aber jetzt waren wir hier, bei denselben Züchtern, von denen wir Coco hatten. In einem rustikal eingerichteten Zimmer mit Holzfußboden trabten drei große, königliche Samojeden hin und her. Zwei von ihnen, erfuhren wir, waren die stolzen Eltern des neuen Wurfs; der dritte war der Großvater, ein souveräner, herrischer Rüde im ehrwürdigen Alter von sechs Jahren. Zwischen den erwachsenen Hunden tobten vier ungestüme Welpen herum, jeder ein entzückender kläffender Wattebausch.
«Ihrer ist dort drüben», sagte die Züchterin, «unter der Treppe.»
Wir drehten uns um und entdeckten, allein für sich und völlig verschieden von seinen Geschwistern, einen fünften Welpen. Er war größer, schlanker, weniger pelzig – und weniger süß. Seine Hinterbeine waren gut fünf Zentimeter länger als die Vorderbeine, was eine seltsame Schieflage verursachte. Seine Augen waren schmal und sehr schräg gestellt, die Ohren eigenartig vorstehend. Seine Rute war länger und voller als bei den anderen, bog sich aber, vielleicht wegen des größeren Gewichts, nicht nach oben über den Rücken, sondern schwang seitlich hin und her wie ein Rattenschwanz.
«Ist das wirklich ein Hund?», fragte ich zweifelnd. Die Frage war weniger absurd, als sie vielleicht klingt, denn das Wesen ähnelte noch am ehesten einem neugeborenen Lamm, und nachdem die Züchter auf ihrem Gelände auch landwirtschaftliche Nutztiere hielten, hätte es ja sein können, dass sich ein Lämmchen ins Haus verirrt hatte.
Aber die Züchterin war sich sicher. Augenzwinkernd sagte sie: «Warten Sie ab, sie wird einmal eine große Schönheit. Sie hat diese großartige hohe Samojedenkruppe, genau wie ihre Großmutter.»
Wir nahmen unseren neuen Welpen mit nach Hause und nannten ihn Pushkin – abgekürzt Push –, obwohl es eine Hündin war. Als unsere Verwandten und Freunde sie zum ersten Mal zu Gesicht bekamen, hatten sie direkt Mitleid mit uns. Als Welpe hüpfte Push herum wie ein Kaninchen und fiel ständig über die eigenen Füße. «Könnt ihr sie zurückgeben?», fragte meine Mutter irgendwann, als sie Push mit Wänden und Stühlen kollidieren sah. «Ich weiß, was mit ihr los ist – sie ist blind!», dämmerte es Jed eines Tages, und er fuhr sofort mit ihr zum Tierarzt, der aber zu dem Schluss kam, dass mit Pushs Augen alles in Ordnung war.
Die Unbeholfenheit blieb ihr. Auch als sie größer wurde,konnte sie kaum eine Treppe hinuntergehen, ohne zu stolpern. Ihr Rumpf war so lang, dass sie ihren Hinterleib nicht vollständig im Griff zu haben schien und sich mit einem interessanten Hüftschwung fortbewegte. Überhaupt war sie eigenartig gelenkig; bis heute ist es eine ihrer bevorzugten Schlafstellungen, sich flach, alle Gliedmaßen von sich gespreizt, mit dem Bauch an kühle Fliesen zu drücken – als wäre sie aus den Wolken gefallen und platsch auf dem Boden gelandet (und wir nennen sie auch «Platsch», wenn wir sie so liegen sehen).
In einem hatte die Züchterin allerdings recht: Push war ein hässliches Entlein, das sich binnen eines Jahres in einen so atemberaubend prächtigen Hund verwandelt hatte, dass beim Spazierengehen ständig Autos anhielten und die Leute sie bewunderten. Sie war größer als Coco (die infolge der verschlungenen Wege bei der Hundezucht Pushs Großnichte war) und hatte ein schneeweißes Fell und die Augen einer exotischen Katze. Mit der Zeit hatten sich irgendwelche schlummernden Muskeln entwickelt, denn nun bog sich ihre Rute hoch über den Rücken wie ein gewaltiger Federbusch.
Was ihre Fähigkeiten betraf, blieb Push allerdings beharrlich im untersten Bereich. Coco war schon nicht besonders beeindruckend, aber im Vergleich mit Push war sie ein Genie. Aus irgendeinem Grund konnte Push, obwohl noch lieber und sanftmütiger als Coco, nichts von dem, was normale Hunde können. Sie konnte nicht apportieren und rannte nicht gern. Immer wieder passierte es, dass sie sich irgendwo verhedderte oder verfing – unter dem Spülbecken, im Beerengestrüpp, mit der vorderen Körperhälfte in der Badewanne – und befreit werden musste. Anfangs verdrängte ich, dass mit Pushkin etwas anders war, und unternahm allerlei Erziehungsversuche, die aber alle völlig
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