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Die Mutter des Erfolgs - Die Mutter des Erfolgs

Titel: Die Mutter des Erfolgs - Die Mutter des Erfolgs Kostenlos Bücher Online Lesen
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ihr Talent, blickte aber darüber hinaus; sie war es, die in Sophia die Liebe zur Musik weckte.
    Für Sophia war die Suzuki-Methode perfekt. Sie lernte wirklich schnell und konnte über lange Zeitspannen hinweg bei der Sache bleiben. Auch hatte die Methode einen großen kulturellen Vorteil: Die meisten Schüler des Instituts hatten liberale westliche Eltern, die willensschwach und nachsichtig waren, wenn es ums Üben ging. Ich weiß noch, dass ein Mädchen, Aubrey hieß es, täglich eine Minute für jedes Lebensjahr üben musste. Das Mädchen war sieben. Andere Kinder wurden mit riesigen Eisbechern und Lego-Bausätzen bestochen, damit sie übten. Und viele waren an dem Tag, an dem der Unterricht stattfand, überhaupt vom Üben befreit.
    Ein wesentliches Merkmal der Suzuki-Methode ist, dass die Mitarbeit der Eltern erwartet wird: Bei jeder Unterrichtsstunde ist ein Elternteil anwesend und überwacht dann auch das Üben zu Hause. Das bedeutete, dass ich jede Sekunde, die Sophia am Klavier saß, bei ihr war und mitlernte. Ich hatte als Kind Klavierunterricht gehabt, doch für einen guten Lehrer hatte das Geld nicht gereicht; also lief es darauf hinaus, dass ich von einer Nachbarin unterrichtet wurde, die manchmal während meiner Stunde Tupperware-Partys veranstaltete. Bei Sophias Lehrerin lernte ich vieles über Musiktheorie und Musikgeschichte, was mir bis dahin völlig unbekannt gewesen war.
    übte Sophia mindestens neunzig Minuten täglich, auch am Wochenende. An den Tagen, an denen Unterricht war, übten wir doppelt so lang. Ich ließ Sophia alles auswendig lernen, auch wenn das gar nicht vorgeschrieben war, und zahlte ihr nie einen Cent. Auf diese Weise galoppierten wir durch die Suzuki-Bände. Andere Eltern veranschlagten pro Band ein Jahr. Wir begannen mit den Variationen von Twinkle, Twinkle, Little Star (Band 1), drei Monate später spielte Sophia Schumann (Band 2), weitere sechs Monate später eine Sonatine von Clementi (Band 3). Und ich fand noch immer, dass wir zu langsam vorwärtskamen.
    Dies scheint mir der richtige Zeitpunkt für ein Geständnis. Die Wahrheit ist, dass es für Sophia nicht immer angenehm war, mich als Mutter zu haben. Sie erinnert sich, dass ich, während ich sie beim Üben beaufsichtigte, beispielsweise zu ihr sagte:
     
    1. Oh mein Gott, du wirst immer nur schlechter und schlechter.
    2. Ich zähle jetzt bis drei, dann erwarte ich Musikalität!
    3. Wenn das beim nächsten Mal nicht PERFEKT ist, NEHME ICH DIR SÄMTLICHE STOFFTIERE WEG UND VERBRENNE SIE .
     
    Im Nachhinein scheint diese Form der Lernhilfe ein bisschen extrem. Andererseits war sie äußerst wirkungsvoll. Sophia und ich waren ein tolles Mutter-Tochter-Team. Ich hatte die Überzeugung und den Tunnelblick, Sophia besaß die Reife, die Geduld und das Einfühlungsvermögen, die ich hätte haben sollen und nicht hatte. Sie akzeptierte meine Prämisse, dass ich wusste, was für sie das Beste war – unddrückte ein Auge zu, wenn ich schlecht gelaunt war oder Verletzendes sagte.
    Als Sophia neun war, gewann sie ihren ersten lokalen Klavierwettbewerb mit einem Stück des Norwegers Edvard Grieg: «Schmetterling» ist eins von Griegs sechsundsechzig Lyrischen Stücken , Miniaturen, deren jede eine bestimmte Stimmung, ein bestimmtes Bild heraufbeschwören will. Der «Schmetterling» soll leicht und sorglos klingen – und bis es so klingt, braucht es Stunden um Stunden mörderischen, stumpfsinnigen Drills.
    Spaß macht gar nichts, solange man nicht gut darin ist; chinesische Eltern wissen das. Um auf irgendeinem Gebiet gut zu werden, muss man sich anstrengen, und von selber haben Kinder grundsätzlich keine Lust, sich anzustrengen – deshalb ist es ja so immens wichtig, dass man sich über ihre natürlichen Tendenzen hinwegsetzt. Von den Eltern erfordert dies Stärke und Standhaftigkeit, denn das Kind leistet selbstverständlich Widerstand. Am schwersten ist es immer am Anfang; westliche Eltern geben deshalb oft auf. Aber konsequent durchgeführt, erzeugt die chinesische Strategie einen Circulus virtuosus, eine Aufwärtsspirale zum Erfolg. Beharrliches Üben, Üben, Üben ist das Fundament herausragender Leistung; die Wirkung des sturen Wiederholens wird in Amerika unterschätzt. Sobald ein Kind auf irgendeinem Gebiet – sei es Klavier, Weitwurf oder Mathematik – exzellente Leistungen zu erbringen beginnt, erntet es Lob, Bewunderung und Befriedigung. Das stärkt das Selbstvertrauen, und auf einmal macht eine Tätigkeit, die erst

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