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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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- irgendjemand spazierte am Heiligabend den Hume entlang.
    Danny trat auf die Bremse. Sein altes orangefarbenes Fließheck kreischte wie unter Schmerzen, als er es auf den Seitenstreifen lenkte. Er ließ den Motor laufen, stieg aus, lehnte sich mit den Armen gegen den Türrahmen und wartete.
    Die Allgemeinheit riet davon ab, Anhalter mitzunehmen, aber er wusste, wie es sich anfühlte, einsam und pleite zu sein; er wusste, wie es war, ignoriert zu werden. Schließlich war Weihnachten. Es war seine Pflicht, seinem Nächsten (oder, in diesem Fall, seiner Nächsten) zu helfen.
    Die Frau schlich mit gesenktem Kopf am Straßenrand entlang, und erst als sie nur noch einen Meter vom Mazda entfernt war, blickte sie zu Danny auf. Sie starrte ihn abwesend an. Sie trug eine rosafarbene Uniform und eine blaue Baseballmütze, die ihr viel zu groß war; über ihrer Schulter hing ein Rucksack.
    »Wollen Sie mitfahren?«, fragte Danny.
    Die Frau runzelte die Stirn.
    Die Frage war nicht kompliziert, aber vielleicht war sie es einfach nicht gewohnt, dass jemand anhielt und ihr eine Mitfahrgelegenheit anbot. Schließlich hielten heutzutage nicht mehr viele Leute an, um Anhalter mitzunehmen.
    Sie schob die Mütze ein Stück nach oben und nickte ohne allzu große Begeisterung.
    »Toll, springen Sie rein. Tür ist offen.« Danny hüpfte wieder in den Wagen und warf den Aktenkoffer auf den Rücksitz, als die Frau einstieg. Sie schloss die Tür mit mehr Schwung, als das Auto gewohnt war.
    Danny zuckte zusammen, sagte aber nichts. Er wollte nicht, dass sie ihn für irre hielt, wo sie sich doch gerade erst kennengelernt hatten. Das würde sie später, ganz ohne Zweifel, sowieso noch tun.
    »Ich bin Danny«, sagte er und wandte sich der Frau zu.
    Sie saß da und starrte auf das Armaturenbrett, drückte ihren
    Rucksack fest gegen ihre Brust und sagte kein Wort. Ihr Gesicht war blass, ihre Wangen knochig und ihre Lippen sehr dünn Aufgrund der Mütze konnte Danny nicht sehen, welche Farbe ihr Haar hatte oder wie lang es war. »Und Sie sind?«
    Es folgte eine lange Pause, bevor die Frau antwortete: »Ist das wichtig?«
    Ihre Stimme war tief und rau, so als habe sie sich eben erst ein Footballspiel angeschaut und mitgebrüllt. Er hatte erwartet, dass diese zierliche Frau mit der zu großen Mütze und dem eiskalten Ausdruck eine hohe, sanfte Stimme haben würde.
    Die Menschen überraschten ihn immer wieder. Das war einer der Gründe, weshalb er Anhalter mitnahm. Wenn man pleite war und keine Freunde hatte, boten sich nicht allzu viele Gelegenheiten, die Menschen zu studieren und etwas über ihre Eigenarten, Vorlieben und Abneigungen zu erfahren - all die unerlässlichen Zutaten, um die Figuren in einer Geschichte zum Leben zu erwecken. Tramper waren der perfekte Ersatz.
    »Nun, ich muss Sie ja irgendwie ansprechen«, sagte Danny lächelnd.
    Die Frau seufzte. »Nennen Sie mich Betsy.« »Gut, Betsy, und wo wollen Sie hin?« »Wo fahren Sie denn hin?« »Chiltern.«
    »Lassen Sie mich in Albury raus.«
    Danny nickte. »Geht klar. Haben Sie da Familie?«
    »Nein.«
    »Besuchen Sie einen Freund?«
    Wieder seufzte Betsy. »Nein, ich ... ich kann sonst nirgendwo hin.«
    Danny zog sich die Kehle zusammen. Hätte er ein Lächeln im Gesicht gehabt, es wäre ihm herausgefallen. Er hatte vielleicht nicht viele Freunde, aber wenigstens hatte er seine Mum. Sie war halbsenil, aber sie war das Wichtigste in seinem Leben, viel wichtiger als irgendein Buch oder sogar sein Manuskript. Nichts und niemanden zu haben, zu dem man an Heiligabend gehen konnte - das brach ihm das Herz.
    »Also Albury«, sagte Danny, als er wieder auf den Highway auffuhr.
    »Was ist in Chiltern?«, fragte Betsy.
    »Meine Mutter.«
    »Besuchen Sie sie über Weihnachten?«
    »Ja. Ich wohne in Sydney, deshalb kann ich nicht so viel Zeit mit ihr verbringen, nur an den Feiertagen.«
    »Und was machen Sie?«
    »Ich bin Schriftsteller.«
    Er fühlte sich erst seit einiger Zeit selbstsicher genug, um das zu sagen.
    »Das ist... aufregend«, sagte Betsy vollkommen unaufgeregt. »Wurde schon irgendwas von Ihnen veröffentlicht?«
    Ihm ging nicht mehr aus dem Kopf, was Betsy gesagt hatte: Ich kann sonst nirgendwo hin.
    »Ein paar Kurzgeschichten in Zeitschriften, die nur echte Horrorfans lesen. Und die nur mit Belegexemplaren bezahlen.«
    »Dann schreiben Sie Horrorgeschichten? Wie Stephen King?«
    »Ganz genau. Haben Sie schon viele Horrorgeschichten gelesen?«
    »Nein, nie. Ich lese nicht.«
    »Also,

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