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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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Die nackten Füße zerschnitten und blutig, der Körper triefend vor Schweiß. Der Vollmond strahlte hell genug, damit sie erkennen konnte, wohin sie lief. Das war gut - so würde sie nicht gegen irgendwelche Bäume rennen - aber es bedeutete auch, dass der Mann sie besser sehen konnte. Sie machte ohnehin schon zu viel Lärm, wenn sie auf die trockenen Blätter trat, und Vollmond oder nicht, ihr war klar, dass sie möglichst bald Hilfe finden musste.
    Ihre Lungen brannten; sie blieb stehen, atmete ein paarmal tief ein und schaute sich um. Sie sah nur Bäume und die schwarzen Streifen dazwischen, und plötzlich spürte sie, dass ihr Tränen über die Wangen strömten - oder war es Blut? Sie horchte nach dem Mann, konnte aber nur das Geräusch der Grillen hören. Sie entschloss sich, die Richtung zu ändern, dann rannte sie weiten Während sie durch den Wald stolperte, spürte sie unsichtbare Augen auf sich gerichtet. Auch wenn sie sie nicht sah, fühlte sie, dass sie sie beobachteten, sich förmlich in sie bohrten, und sie fragte sich: Sind es die Augen des Mannes oder die eines Tieres?
    Wahrscheinlich war sie inzwischen noch orientierungsloser als zuvor; soviel sie wusste, konnte sie auch ebenso gut im Kreis gelaufen sein. Es gab keinen Ausweg; ein Baum sah aus wie der andere und verströmte denselben süßen Eukalyptusduft.
    Das Hupen eines Trucks durchbrach ihre Gedanken, und sie blieb stehen. Das Geräusch war schwach - sehr schwach -gewesen, aber sie hatte es gehört. Ihr Herz klopfte schnellen
    Sie vergaß ihren Schmerz und ihre Angst und konzentrierte sich darauf, ihre Beinmuskeln zu bewegen und in die Richtung zu laufen, aus der, wie sie glaubte, das Hupen erklungen war. Schon bald sah sie ein Licht durch die Lücken zwischen den Bäumen.
    Das müssen Scheinwerfer sein, dachte sie hoffnungsvoll. Unbewusst stieß sie einen Freudenseufzer aus. Sie legte sofort eine Hand auf den Mund, spürte, wie die Augen sich ihr näherten, ignorierte sie und lief in Richtung des Lichts.
    Der Schein wurde heller.
    Als ihr klar wurde, dass das Licht von einer Taschenlampe und nicht von Scheinwerfern stammte, war es zu spät. Die Taschenlampe fuhr durch die Luft, sauste auf ihren Kopf nieder und versetzte ihr einen stechenden Schmerz, der sie zu Boden zwang.
    Sie blieb bei Bewusstsein. Das grelle Licht verschwand und wurde durch den sanften Schein des Mondes ersetzt Über sich hörte sie tiefes, heftiges Atmen; dann: »Tut mir leid, Schätzchen. Du kannst davonlaufen, aber du kannst dich nicht verstecken.«
    Ihr nackter Rücken kratzte über Steine und andere scharfe Dinge auf dem Untergrund, als der Mann das Seil packte, das um ihren Hals hing und es um ihre Füße knotete. Sie war zu benommen, um sich zu wehren. Mit dem Rest des Seils fesselte er ihre Hände. Als er fertig war, stopfte er ihr einen Stofffetzen in den Mund und band ihr ein Stück Stoff um den Kopf. »Das hätte ich gleich machen sollen«, keuchte er.
    Sie war nun in einer seltsamen, unbequemen Position gefesselt: die Beine in der Luft zusammengeknotet, während ihre Arme ihr die Brust zerquetschten. Dieses Mal gab es kein Entfliehen.
    Sein Schatten glitt über sie hinweg. Weinend schloss sie die Augen.
    Eine Bewegung im nahen Gebüsch zwang sie, die Augen wieder zu öffnen. Sie starrte in die Schatten und war sich sicher, dass sie dort Augen sah, die sie beobachteten.
    Der Mann hatte das Rascheln offensichtlich nicht gehört. Als er sein Hemd auszog, kniff Barbara erneut die Augen zusammen, um ihn oder die leuchtenden Augen im Gebüsch nicht sehen zu müssen.
    »Wir wollen doch nicht, dass meine Klamotten ganz blutig werden, oder?«, sagte der Mann und kicherte leise.
    Die Nacht war schwül, die Hitze erdrückend, aber als sie dort auf dem Boden lag, begann Barbara zu zittern. Sie dachte an ihre Familie zu Hause in Manchester... an ihren Hund Sammy... an das Haus, in dem sie aufgewachsen war und an die grauenhafte Tapete in ihrem Zimmer, die sie immer schon hasste und hatte ändern wollen. Sie dachte an die Augen im Gebüsch und fragte sich, wieso die Person ihr nicht half. Dann kam ihr der Gedanke dass dort vielleicht gar niemand war. Sie würde ihre Augen jedoch nicht öffnen, um nachzusehen - denn dann hätte sie auch ihn ansehen müssen.
    Sie konnte ihn neben sich spüren, seine Hitze. Sie roch seinen Schweiß, und das war schlimm genug. Als seine Hand sich in ihren Schritt legte und seine Finger etwa so behutsam in sie eindrangen, als grabe er ein Loch in

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