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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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die so freundlich waren, einen Fremden an Heiligabend zu sich nach Hause einzuladen.
    Aber in Betsys Gesicht lagen weder Freude noch Dankbarkeit. Sie sah verängstigt aus. Ihre Hände zitterten, und sie drückte ihren Rucksack fest gegen die Brust. War es falsch gewesen, sie einzuladen?
    Er wollte sie gerade fragen, was los war, aber ein plötzlicher Knall ließ ihn verstummen, bevor er die Möglichkeit dazu hatte Das Auto machte einen Satz nach rechts. Der erstickende Geruch von brennendem Gummi erfüllte den Wagen.
    Er nahm den Fuß vom Gas und versuchte mit zusammengebissenen Zähnen, das Auto nach links zu steuern. Das Lenkrad zitterte heftig in seinen Händen, und der Wagen fuhr in die entgegengesetzte Richtung, als die, in die er eigentlich wollte. Wenigstens waren keine anderen Fahrzeuge in der Nähe, die seinem ausbrechenden Mazda in die Quere kommen konnten.
    Schließlich brachte er den Wagen wieder unter Kontrolle. Er lenkte ihn an den Straßenrand, hielt an und schaltete den Motor ab. Zitternd atmete er aus. »Verdammte Scheißkarre.« Er drehte sich zu Betsy um. »Geht's Ihnen gut?«
    Sie nickte. Die Mütze war ihr über die Augen gerutscht, und sie schob sie wieder hoch. »Gut«, sagte er. Der Schock legte sich langsam. »Zeit, meine Reifenwechselkünste zu testen.« Danny hüpfte aus dem Wagen und ging auf wackeligen Beinen zum Kofferraum. Er öffnete die Klappe und hob die Abdeckung an, unter der das Ersatzrad lag. »Scheiße«, stöhnte er angesichts des platten Reifens.
    Er war kein besonderer Autonarr; selten kontrollierte er den Ölstand oder die Bremsflüssigkeit ... oder den Zustand des Ersatzrads. Er hatte noch nicht einmal eine Luftpumpe oder eins von diesen Dingern dabei, mit denen man einen Platten mit klebrigem Schaum füllen konnte.
    Mit gequältem Grinsen bemerkte Danny das Schild vor sich: Unfälle können auch Sie treffen. Fahren Sie langsamer.
    Er ging mit schweren Schritten zur Beifahrertür und stellte sich neben das offene Fenster. »Das Ersatzrad ist platt. Schönes Pech, wie?« Betsy schaute zu ihm hoch. Danny zitterte. »Haben Sie eine Pumpe?«
    Er schüttelte den Kopf. »Ich schätze, ich könnte den platten Reifen nach Woomargama rollen und von einer Tankstelle oder einem Restaurant aus die Pannenhilfe rufen.«
    Die Vorstellung begeisterte ihn nicht gerade. Jahrelang am Schreibtisch zu sitzen, war seiner Fitness nicht unbedingt zuträglich gewesen. Er war zwar schlank - was er allein guten Genen zuschrieb - aber er hatte seine Gesundheit vernachlässigt und konnte froh sein, wenn er zwanzig Minuten laufen konnte, bevor sich seine Lungen anfühlten, als würden sie explodieren.
    Betsy schüttelte den Kopf. »Woomargama ist nur ein ganz kleiner Ort. An Heiligabend sind alle Läden geschlossen. In Holbrook auch, nicht mal die Restaurants haben geöffnet. Albury ist so ungefähr der einzige Ort in Fußentfernung, an dem überhaupt irgendwas geöffnet sein dürfte.«
    Danny seufzte. »Es würde ewig dauern, nach Albury zu gehen. Es gibt noch eine andere Möglichkeit - wir könnten warten, ob ein Auto anhält. Die haben dann hoffentlich eine Pumpe dabei, oder, wenn nicht, nehmen uns mit nach Albury. Mir persönlich gefällt die Idee.«
    »Da hoffen Sie aber auf einiges.«
    »Na ja, immerhin ist Weihnachten ... da hält doch bestimmt jemand aus Nächstenliebe an.« Er ging vorne um das Auto herum, stieg wieder ein und schaltete den linken Blinker an. »Vielleicht haben wir ja Glück und müssen nur zehn Minuten warten.«
    »Erwartet Ihre Mum Sie nicht zu einer bestimmten Zeit?«
    »Nicht wirklich. Sie weiß, dass ich immer trödele.«
    Eine glatte Lüge: Seine Mum war extrem streng, wenn es darum ging, dass er pünktlich zum Essen erschien. Er hatte Angst davor, was es in ihr auslösen würde, wenn er nicht um sechs bei ihr zu Hause war. Die Uhr im Wagen zeigte 17.34 Uhr - er war jetzt schon spät dran.
    »Haben Sie kein Handy?«
    »Ich kann mir gerade mal Benzin für den Wagen leisten, geschweige denn ein Handy«, gab Danny zu. »Ich schwimme nicht unbedingt im Geld, falls Sie sich das nicht sowieso schon
    gedacht haben. Ich kriege Arbeitslosenhilfe, solange ich auf meinen großen Vertrag bei einem Verlag warte.«
    »Glauben Sie, dass es dazu kommen wird?«
    »Klar. Das muss es. Das ist mein Leben.« Danny wollte ihr von seinem Roman erzählen, aber er hatte Angst vor spöttischen Bemerkungen, selbst von jemandem, den er eben erst kennengelernt hatte. Aber er wollte auch eine zweite

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