Die Mutter
Meinung, und so nahm er seinen ganzen Mut zusammen und fragte: »Wollen Sie wissen, worum es geht?«
Betsy rutschte in ihrem Sitz hin und her. Sie sah nervös aus, wie ein eingesperrtes Tier, das aus seinem Käfig hinaus wollte. »Alles okay?«
»Mir geht's gut«, versicherte sie, obwohl offensichtlich war, dass das nicht stimmte. »Erzählen Sie mir von Ihrem Buch.«
»Okay, es hört sich vielleicht ein bisschen albern an, aber es liest sich viel besser als es klingt. Okay. Es ist der erste Teil einer düsteren Horror-Fantasy-Trilogie über einen Planeten, der von zwei verschiedenen Arten von Kreaturen bewohnt wird. Die einen sind so was wie Vampire, nur, dass sie fledermausmäßiger sind als die traditionellen Dracula-Vampire. Die anderen sind wie Werwölfe, nur wolfsartiger. Beide Arten entführen Menschen, die sie in einer riesigen Höhle auf ihrem Planeten halten. Sie brauchen das Fleisch und das Blut, um zu überleben, verstehen Sie? In dem Roman geht es um eine Gruppe von Menschen, die in dieser Höhle gefangen sind, und um ihre Fluchtversuche, währenddessen führen die Kreaturen draußen einen Krieg gegeneinander, der ihre Welt zerstören könnte. Außerdem gibt's noch Zombies, die den Vampiren als Sklaven dienen. Sie spielen eine wichtige Rolle im zweiten Teil der Geschichte. Das ist eigentlich schon alles. Aber das ist nur der erste Teil: Ich fange bald mit dem zweiten an. Also, was denken Sie? Klingt das okay?«
Er atmete tief ein - er brauchte dringend Luft - und wartete auf Betsys Antwort.
Sie sagte: »Ich fühle mich nicht gut dabei, so in Ihr Weihnachtsfest reinzuplatzen. Lassen Sie mich einfach in Albury raus, ich komme dann schon zurecht.«
Danny war etwas gekränkt von Betsys Desinteresse an seiner Geschichte, aber er nahm an, dass sie einfach Wichtigeres im Kopf hatte als Vampire und Werwölfe. »Ich möchte, dass Sie mit mir kommen. Glauben Sie mir, meiner Mum wird es nichts ausmachen. Es wird sie wirklich nicht stören.«
»Es gibt keine Mutter«, murmelte Betsy.
»Hä?«
»Nichts.« Wieder war ihr die Mütze über die Stirn gerutscht, sodass ihre Augen fast ganz bedeckt waren, aber dieses Mal schob sie sie nicht wieder hoch.
»Woher haben Sie die Mütze?«
Leise antwortete sie: »Von einem Freund.«
»Ihr Freund muss einen großen Kopf gehabt haben«, kicherte Danny.
Betsy schaute Danny mit dunklem, durchdringendem Blick an. »Sprechen Sie nicht so über Blake.«
Danny hob die Hände. »Ich hab mich doch nur unterhalten, solange wir warten. Es tut mir leid, ich hab mir nichts dabei gedacht.«
Ihre Augen durchbohrten ihn noch immer, aber schließlich wandte sie doch den Blick ab. Danny war erleichtert »Es ist eine schöne Mütze«, log er. Er drehte sich weg, sah aus dem Fenster, schaute den vorbeifliegenden Autos nach und wünschte sich, eines von ihnen möge anhalten.
»Ziehen Sie Ihr T-Shirt aus.«
»Wie bitte?«, erwiderte Danny und schaute zu Betsy hinüber, sicher, dass er sie eben falsch verstanden hatte.
»Ziehen Sie Ihr T-Shirt aus«, wiederholte sie und atmete dabei unruhig. »Ich muss es wissen.«
Sollte das eine Anmache sein? War das ihre Art, ihm zu sagen, dass sie ihn attraktiv fand und mit ihm vögeln wollte?
Er hatte es noch nie mit jemandem getan, der es auch gewollt hatte. Seine erste und einzige sexuelle Erfahrung hatte er an seinem 21. Geburtstag gemacht, als er noch ein bisschen Geld hatte und sich selbst eine Nacht im Puff gönnte. Es war schnell, ordinär und kaum erinnerungswürdig gewesen. Je weniger Geld er anschließend gehabt hatte, desto weiter waren auch seine
Chancen geschrumpft, Sex zu haben, ohne dafür zu bezahlen und er hatte gelernt, mit den Freuden der Hand zu leben.
»Äh ... okay«, sagte er. Jetzt hoffte er, es würde niemand anhalten; zumindest nicht in den nächsten fünf Minuten. Obwohl er sich ziemlich unwohl fühlte, zog er sein grünes Revolution- T-Shirt aus.
Betsy starrte ihn an, aber in ihrem Blick lagen weder Lust noch Zuneigung, sondern nur Traurigkeit. Sie schüttelte den Kopf und wandte sich ab. Dann öffnete sie die Beifahrertür.
»Hey, wo wollen Sie denn hin?« Er nahm an, sie habe nur einen Blick auf seinen blassen, dürren Körper geworfen und beschlossen, ein Baumstamm sei allemal ansprechender, aber er wollte nicht, dass sie ging. Sie sah aus, als könne sie eine ordentliche Mahlzeit vertragen, und es tat ihm wirklich leid, dass sie Heiligabend allein verbringen musste. Er lehnte sich hinüber und packte sie an
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