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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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von der Stirn und wünschte sich inständig, er wäre wieder in seinem klimatisierten Wagen unterwegs - allein. »Sie wissen doch gar nichts über Glen. Ich hab seine Frau kennengelernt, und um Ihnen die Wahrheit zu sagen, sie klang wie eine ziemliche Schlampe. Ich wette, dass sie mehr Schuld an den unnatürlichen Vorlieben des Kindes trägt als Glen.«
    »Das bezweifle ich. Weshalb, glauben Sie, spricht das Gericht bei Scheidungsfällen meistens der Mutter das Sorgerecht zu, und nicht dem Vater?«
    Bill fühlte sich, als habe jemand ein Loch in seine Brust gehauen, sein Herz gepackt und es herausgerissen. »Was wollen Sie damit sagen? Dass alle Väter schlecht sind? Dass wir alle unsere Kinder schlagen und misshandeln? Wollen Sie damit sagen, ich sei ein schlechter Vater?« Sein Hemd war klitschnass. Sein Herz schlug wie wild - nicht sehr empfehlenswert bei hohem Blutdruck. Dr. Enticott wäre ganz und gar nicht zufrieden mit ihm gewesen, er hatte ihn schon mehrfach vor zu viel Stress und Aufregung gewarnt
    »Ich will damit nur sagen, dass ich glaube, dass Mütter der bessere Elternteil sind. Das geht nicht gegen Sie, Bill.«
    »Oh, na dann vielen Dank.«
    »Ich meine, Ihre Frau hat das Sorgerecht für Ihren Sohn. Was sagt Ihnen das?« »Dass die Gerichte ein Witz sind und die Gerechtigkeit ein Spiel ist.«
    »Da stimme ich Ihnen zu«, sagte Joan, und in ihre leiser werdende Stimme legte sich ein Anflug von Bitterkeit.
    »Meine Exfrau ist nicht gerade eine Supermutter, das kann ich Ihnen sagen. Eigentlich ...«Er bremste sich, bevor er sich noch mehr echauffierte; er hatte schon zu viel gesagt.
    »Was eigentlich?«, wollte Joan wissen.
    Bill schüttelte den Kopf. »Nichts, ich hätte nichts sagen sollen. Vergessen Sie's.«

»Sie können es mir sagen.«
    »Ich hab keine Ahnung, wieso ich überhaupt etwas gesagt habe. Vielleicht ist es gar nicht wahr.«
    »Sie wollen mit jemandem darüber sprechen, deshalb. Und die Fahrt bis Sydney ist noch lang.«
    Bill seufzte. »Nun, Ihr ganzes Gerede über schlechte Väter hat mich wirklich wütend gemacht und ich musste daran denken, dass nicht alle Väter Mistkerle sind und nicht alle Mütter Heilige.« Er atmete tief ein und war überrascht, wie schwer es ihm fiel, auszusprechen, was er schon seit so langer Zeit in sich trug. »Ich bin mir nicht sicher, aber ich glaube, meine Exfrau misshandelt unseren Sohn.«
    Joan nickte. Sie schien nicht beunruhigt über seine Äußerung - es war fest so, als habe sie es die ganze Zeit gewusst. »Welche Art von Misshandlung? Körperlich? Geistig? Sexuell?«
    Bill wand sich in seinem Sitz und zog das nasse Hemd von seiner feuchtkalten Haut. »Ach, Scheiße, ich weiß es auch nicht. Vielleicht stimmt es ja auch gar nicht. Vielleicht mache ich ja auch eine Mücke zu einem Elefanten.«
    »Hat er denn schon mal was zu Ihnen gesagt?«
    »Nein.«
    »Vielleicht hat er ja Andeutungen gemacht.«
    »Zum Beispiel?«
    »Hat er von angeblichen Freunden gesprochen, die von ihrer Mutter misshandelt werden oder darüber geklagt, dass ihm die Arme oder Beine wehtun?«
    Bill zuckte die Achseln. »Nicht, dass ich mich erinnern könnte.
    Es ist eher, weil ich weiß, wie aufbrausend Gloria sein kann, und Mark ist in letzter Zeit so ruhig. Normalerweise ist er ein ziemlich aufgewecktes Kind. Hier und da hab ich einen blauen Fleck bemerkt, aber wenn ich ihn frage, dann zuckt er nur mit den Schultern und sagt, er habe in der Schule Fußball gespielt. Kann ja sein, dass er die Wahrheit sagt und gerade nur eine stille Phase durchmacht, aber der Gedanke daran, dass Gloria ihn misshandelt, zerreißt mich innerlich.«
    »Alle liebenden Eltern würden sich so fühlen.« Joan seufzte und schüttelte den Kopf. »Ich kann nur einfach nicht glauben, dass eine Mutter ihrem Kind so etwas antun würde. Sie sollten das melden.«
    »Da gibt's nichts zu melden. Sie hat ja nichts getan - jedenfalls nichts, wovon ich wüsste. Ich habe nur dieses unbestimmte Gefühl.«
    »Nun, der Instinkt eines Elternteils sollte genügen. Eltern wissen, wenn etwas mit ihrem Kind nicht stimmt. Unglücklicherweise ist Instinkt aber etwas, worauf die Polizei nichts gibt. Ich habe immer geglaubt, nur Mütter hätten ihn, aber ich sehe jetzt, dass es den auch bei Vätern gibt.«
    Joans Worte verstärkten bei Bill das Gefühl, sie sei der mütterliche Typ. Irgendetwas an ihr wirkte wie eine Mutter; sie wusste einfach zu gut, wie es war, Kinder zu haben. Sie hatte zwar behauptet, sie habe keine, aber das

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