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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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finde ich, dass ich das Recht habe, es ein bisschen zu übertreiben, wenn ich ihn mal sehe.« »Ist sie eine gute Mutter? Ich will nicht neugierig sein ...« »Schon okay, das stört mich nicht. Sie ist ein bisschen übervorsichtig und kann ziemlich selbstsüchtig sein, aber zumindest ist sie eine bessere Mutter als Ehefrau.« Hoffe ich.
    Bill ermahnte sich, Gloria nicht niederzumachen, nicht gegenüber einer Fremden. Er ließ sich seinem Bruder gegenüber schon genügend über sie aus. »Haben Sie Kinder?«, fragte er. »Nein.«
    Merkwürdig. Bill hätte geschworen, dass sie Kinder hatte. Sie sah wie der mütterliche Typ aus - wenn es überhaupt einen »Typ« gab -, aber was wusste er schon?
    Der Verkehr wurde dichter. Das war seltsam, da bis Albury, also für ungefähr eine Stunde, keine Ampeln mehr kamen. Der
    Victoria-Abschnitt des Hume führte durch keine größeren Städte, da gab es eigentlich nur Wangaratta, und auch dort tobte nicht gerade das wilde Leben. Er verringerte seine Geschwindigkeit, bis er nur noch etwa sechzig fuhr. Als er den Stau vor sich sah, brummte er vor sich hin und drückte den Fuß auf die Bremse.
    »Ungewöhnlich, dass hier draußen ein Stau ist«, sagte Joan.
    Sie klang nicht annähernd so wütend, wie Bill sich fühlte.
    Schließlich kam Bills Jaguar hinter einem roten Sedan voller Kinder zum Stehen.
    Auf dem linken Seitenstreifen mahnte ein Schild sie, sich links zu halten, sofern sie nicht überholten.
    »Was zum Teufel ist da los?«, grummelte Bill, während er den Schalthebel auf Parken stellte und die Handbremse anzog.
    »Wahrscheinlich ein Unfall.«
    »Muss ein großer Unfall sein.«
    Der Verkehr in Richtung Melbourne war ebenfalls zum Stillstand gekommen. Er drehte das Radio leiser. Er hörte keine Sirenen.
    Wenn es wirklich einen Unfall gegeben hatte, war es kein gutes Zeichen, dass er keine Polizei- oder Notarztsirenen hörte. Wie weit entfernt wird es wohl passiert sein?, fragte sich Bill.
    »Verdammt.« Bill seufzte und schnallte sich ab. »Wir könnten noch Stunden hier festsitzen.«
    »Ich bezweifle, dass es noch so lange dauert«, entgegnete Joan. »Ich bin mir sicher, dass sie eine Spur durchlassen. Es kann schon noch ein bisschen dauern, aber spätestens in einer Stunde bewegt sich der Verkehr garantiert wieder.«
    »Sie wissen ja wirklich 'ne Menge über Verkehrsunfälle. Sind Sie Polizistin oder so?«
    Joan gab ein Geräusch von sich, das irgendwo zwischen lachen und würgen lag. »Wohl kaum. Ich bin nur viel auf Highways unterwegs, das ist alles.«
    »Dann reisen Sie viel?«
    »Ich schätze, das könnte man sagen.«
    Draußen begannen die Leute, ihre Autotüren zu öffnen. Einige stiegen aus und streckten sich, andere stellten sich auf
    die Zehenspitzen, um zu sehen, warum es nicht weiterging, aber die meisten saßen einfach nur verschwitzt und gereizt in ihren Fahrzeugen.
    Die Klimaanlage des Jaguars arbeitete gut, aber Bill wusste, dass es dem System nicht sonderlich gut tat, weiter Benzin zu pumpen, während das Auto stand. Wenn sie sich nicht bald wieder in Bewegung setzten, würde er die Klimaanlage und den Motor abstellen müssen, da dieser sonst ebenfalls Gefahr lief, zu überhitzen.
    »Das sieht nicht gut aus. Es bewegt sich kein einziges Auto.« Bill spürte, dass er zu glühen begann und nervös wurde, obwohl ihm die kühle Luft noch ins Gesicht blies.
    Joan nahm ihre Sonnebrille ab und drehte sich zu ihm um. Zum ersten Mal sah Bill ihre Augen. Sie waren grün, wie bei einer Katze; sie wären wirklich hübsch gewesen, hätte nicht dieser tiefe Kummer in ihnen gelegen. Er erkannte Intelligenz in ihnen, aber nur wenig Mitgefühl.
    »Keine Sorge, Ihr Sohn ist auch noch da, wenn Sie ein paar Stunden zu spät kommen.«
    Bill stellte sich Marks rundes Gesicht und seine großen blauen Augen vor, so voller Enttäuschung. Mark regte sich schon auf, wenn Bill nur eine halbe Stunde zu spät kam. Bill konnte sich nur allzu gut ausmalen, wie traurig er sein würde, wenn er erfuhr, dass sein Dad eine Stunde oder mehr zu spät kommen würde.
    »Ich warte zehn Minuten«, sagte Bill. »Wenn es dann noch nicht weitergeht, steige ich aus und schaue nach, was zur Hölle da los ist.«
    »Sie können da nicht viel tun. Wir sind von allen Seiten zugeparkt.«
    Bill wandte sich ab und sah aus dem Fenster. Er schaute auf ein Meer aus stehenden Fahrzeugen.
    Er drehte sich wieder um und schlug aufs Lenkrad. »Das ist wirklich toll.«
    »Hey, wenigstens haben Sie Gesellschaft«,

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