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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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wenig wütend, zog die Tür zu und reihte sich wieder in den Verkehr auf dem Freeway ein.
    Sie blickte in den Rückspiegel und sah, wie sich die Frau wieder an den Straßenrand stellte und den Daumen ausstreckte.
    Einige Frauen betteln doch regelrecht um Ärger, dachte Helen, während sie eine Handvoll Papiertücher aus der Box nahm und begann, ihren Lippenstift abzuwischen.
     
    SHAUN, DAS GEBURTSTAGSKIND
     
    »Hey, Mann, wie wär's denn mit der da?«
    Shaun schaute durch das getönte Fenster des Commodore, doch als er die Frau sah, die Paul gemeint hatte, stöhnte er nur. »Die ist alt. Sieht aus wie deine Mum.« Paul wirbelte herum und warf seine leere Bierdose nach Shaun, der sie mit seinem rechten Arm abwehrte. »Sag das nicht. Ich krieg keinen hoch, wenn ich dauernd an meine Mutter denken muss.«
    »Komm schon«, sagte Jimmy. »Versuch's doch mal. Die Alten sind die Besten. Die wissen, wie man fickt.«
    Shaun warf Jimmy einen finsteren Blick zu. »Was weißt du schon darüber, wie alte Frauen ficken?« »Sie geht, Shaun. Mach schon. Jetzt oder nie.« Shaun war zunächst begeistert gewesen, als Paul ihnen vorhin seine Idee unterbreitet hatte, aber er hatte sich eigentlich irgendein junges Ding mit dicken Titten und straffem Hintern angeln wollen. Die Frau, die da mit zwei Plastiktüten zwischen den Zapfsäulen verschwand, war nicht gerade das, was er sich vorgestellt hatte. Doch es war halb neun an einem Freitagabend, er war betrunken und geil und es würde noch drei Stunden dauern, bis sie Melbourne erreichten.
    »Ja, okay. Aber wenn ich sie klarmache, müsst ihr noch was für eine Nutte obendrauf legen. Ich will 'nen Dreier.« »Klar«, versicherte Paul. »Abgemacht«, pflichtete Jimmy ihm bei. Ethan, der vorne auf dem Beifahrersitz saß, schnarchte. »Ich bin sicher; Ethan ist einverstanden«, sagte Paul. »Geh schon, Mann, bevor wir sie verlieren.«
    Shaun öffnete die Tür und trat aus dem Wagen. Die frische Herbstluft, die ihm ins Gesicht blies, wirkte ernüchternd, aber der Benzingeruch drehte ihm den Magen um. Er hasste Benzingeruch. Er räusperte sich, ging auf die Frau zu und schnitt ihr den Weg ab, bevor sie die Straße erreichte. »Entschuldigung.« Von Nahem sah sie gar nicht so alt aus, und sie war kein bisschen hässlich. Sie trug ein weites Sweatshirt und alte Jeans, aber sie war nicht dick; eigentlich sah es eher so aus, als habe sie einen ziemlich guten Körper. In ihren Augen lag jedoch eine Dunkelheit, die nicht zu ihrem blonden Haar passen wollte. Sie erinnerte Shaun an Sharon Stone, mit kürzeren Haaren und eckigerem Gesicht.
    »Kann ich dir helfen?«
    Shaun lächelte, nett und höflich. »Ja, hi. Mein Name ist Shaun. Das kommt vielleicht ein bisschen ... plötzlich, aber ich hab mich gefragt, ob du vielleicht Lust hättest, eine Runde mit mir zu drehen.«
    Er war immer noch in der Übungsphase. Normalerweise übernahm Paul das Reden. Er konnte ungeheuer charmant sein, wenn er wollte - aber auch sehr gewalttätig.
    »Du willst, dass ich mit dir in ein Auto steige? Ich kenn dich doch gar nicht.« Die Frau schien sich, im Gegensatz zu den anderen, mit denen er heute Abend schon gesprochen hatte, von Shauns Vorschlag nicht abschrecken zu lassen. Die anderen hatten ihm entweder ins Gesicht gelacht oder ihm gesagt, er solle verschwinden. Diese Frau sah amüsiert, sogar ein bisschen neugierig aus.
    »Ja, ich weiß. Aber ich bin wirklich nett.«
    »Wie alt bist du?«
    »Achtzehn, seit heute.« Er lächelte und war erleichtert, als sie sein Lächeln erwiderte.
    »Heute ist dein Geburtstag?«
    »Jep. Ich fahre nach Melbourne, um mich mit ein paar Freunden zu treffen. Wir wollen feiern gehen, das wird ein Riesenspaß. Wäre toll, wenn du mitkommst Wir hätten jede Menge Spaß, versprochen.«
    Zu viel des Guten?, fragte er sich. Drauf geschissen. Wenn sie mir sagt, dass ich verschwinden soll, ist das auch kein großer Verlust. Die Jungs werden mich so richtig runtermachen, aber das ist ja auch nichts Neues.
    »Ich bin alt genug, um deine Mutter zu sein«, erwiderte die Frau. Sie betrachtete ihn von oben bis unten. »Bietest du vielen Fremden an, sie mitzunehmen?«
    »Nur, wenn ich sie hübsch finde.« Die Frau lachte.
    Der war gut, dachte er. Das klang nach einem Spruch, den Paul auch benutzt hätte. Es lief besser, als er erwartet hatte.
    »Du bist charmant, das muss ich dir lassen. Hör zu, ich wohne im Best Western auf der anderen Straßenseite. Wieso kommst du nicht einfach mit auf mein Zimmer

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