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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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noch nicht gestillt. Sein Körper war an ausschweifende Mahlzeiten nach Mitternacht gewöhnt.
    Er lehnte sich über das Bett und nahm seine Brieftasche vom Nachttisch. Er zählte achtzehn Dollar. Das letzte Geld, das ihm auf dieser Welt noch geblieben war. Er konnte sich noch mehr Fastfood holen, aber kein Koks.
    In Fußentfernung befand sich ein McDonald's, aber bevor er sich auf den Weg machte, brauchte er einen Schluck Wasser, also warf er seine Brieftasche aufs Bett und ging ins Badezimmer. Er drückte auf den einzigen Lichtschalter. Das grelle Licht tat ihm in den Augen weh, und er musste sie zusammenkneifen.
    »Beschissenes Billigmotel mit seinem beschissenen Billiglicht«, murmelte er. Blinzelnd ging er zum Waschbecken hinüber und drehte den Kaltwasserhahn auf. Er spritzte sich eiskaltes Wasser ins Gesicht, dann schluckte er Unmengen des kühlen Nass' hinunter, bis er sich ganz aufgedunsen fühlte und den Wasserhahn wieder abstellte. Als sich die Augen endlich an die Helligkeit gewöhnt hatten, erblickte er sein Spiegelbild und erschrak über das, was er sah. Er sah aus wie sein Vater, als er bereits alt und halbtot war. »Gott«, sagte Heath, schwankte aus dem Bad und schaltete das Licht wieder aus.
    Er drehte die Lautstärke des Fernsehers leiser, da das fortdauernde Geräusch des sinnlosen Lärms an seinen Nerven zerrte, und legte sich wieder aufs Bett. Das Wasser hatte seinen Hunger gedämpft, und so verwarf er die Idee, noch einmal loszuziehen und fragte sich stattdessen, was Glenda wohl gerade tat. Es war halb zehn, Freitagabend. Heath nahm an, dass sie
    sich wohl gerade mit ihren dümmlichen Freunden amüsierte den Poolboy vögelte oder Gott weiß was tat - höchstwahrscheinlich high von Heaths Vorrat und nicht im Geringsten daran interessiert, wo er steckte.
    Nicht daran interessiert, dass er in irgendeinem vergammelten Motelzimmer saß und Nutten dabei zuhörte, wie sie sich ein Schreiduell mit ihrem Zuhälter lieferten, oder dass sein Leben vorbei war.
    Du hast wirklich alles versaut, Kumpel. Hast weit über deine Verhältnisse gelebt.
    Sicher, er hatte es versaut, aber Glenda war auch nicht viel besser. Gott, sie hatte ja noch nicht mal einen Job, den sie verlieren konnte; sie hatte Daddys Millionen geerbt, und ganz sicher vögelte auch sie munter durch die Gegend. Der einzige Unterschied zwischen ihr und Heath war, dass sie ihren Hobbys weiterhin nachgehen konnte, zumindest im Moment, und dass sie sich nie fürs Spielen interessiert hatte.
    Er überlegte, zurück nach Hause zu fahren und alles wieder in Ordnung zu bringen, dafür zu sorgen, dass Glenda ihre Meinung über sie beide noch einmal änderte, und falls ihm das nicht gelang ...
    Nein, sagte er sich, unfähig, den Gedanken zu Ende zu bringen. Er war kein Mörder. Er wäre niemals in der Lage, jemandem so etwas anzutun, nicht mal ihr. Trotzdem: So, wie er sich im Augenblick fühlte, war er froh, dass Glenda nicht in der Nähe war.
    Und dennoch, so verrückt das auch klang, ein Teil von ihm vermisste sie.
    Ob sie mich vermisst? Nach all der Scheiße, die zwischen ihnen gelaufen war, nach all dem Schmerz - vermisste sie ihn da, wenn auch nur ein bisschen?
    Vielleicht hatte sie ja jetzt, nachdem sie eine Weile voneinander getrennt gewesen waren, ihre Meinung über die Scheidung geändert.
    Vielleicht musste sie sich ja nur beruhigen und brauchte nur ein wenig Zeit für sich allein.
    Es hatte keinen Sinn, sie jetzt aufzusuchen, nicht in diesem Zustand - das würde alles nur schlimmer machen.
    Aber nichts konnte ihn davon abhalten, sie anzurufen. Er kroch über das Bett zum Nachttisch, nahm den Telefonhörer ab, drückte die Null und, als er ein Freizeichen hörte, wählte er ihre Festnetznummer. Sie nahm das Telefon nach dem fünften Klingeln ab. »Hallo?« Seine Frau klang entweder betrunken oder stoned - gut möglich, dass sie beides war. Heath schwieg. Plötzlich war ihm übel. Der Hörer fühlte sich glitschig in seiner Hand an. Gott, er brauchte eine Line.
    »Hallo?«, fragte Glenda erneut, und in ihrer Stimme war ein Anflug ihrer charakteristischen schlechten Laune zu erkennen. »Wer ist da? Heath? Bist du das?«
    Heath schluckte und zuckte zusammen, als er den bitteren Geschmack in seinem Mund schmeckte. »Ja, ich bin's.«
    Glenda seufzte. »Verdammter Irrer, du hast mich zu Tode erschreckt. Was willst du?«
    Heath hatte hundert Antworten auf diese Frage - sein Haus, sein Geld, seine Drogen, seine Würde, seinen Job, sein Leben, sie -

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