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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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für eine widerliche Angewohnheit und mir kam zu keinem Zeitpunkt der Gedanke, meine Regel zu brechen.
    Ich hatte mich eben auf die Toilette gesetzt, als das Telefon klingelte. Der Anrufbeantworter sprang nach viermal Klingeln an - ich musste zu viel Kaffee loswerden und es war völlig unmöglich, mittendrin abzubrechen. Ich konnte eine Stimme hören, erkannte aber nicht, wer es war.
    Als ich auf der Toilette fertig war, hatte der Anrufer aufgelegt. Ich wusch mir die Hände und rannte ins Wohnzimmer. Das rote Licht des Anrufbeantworters blinkte.
    Ich wollte nicht, dass es Rebecca war. Ich wollte, dass sich jemand verwählt hatte oder irgendeine Telefongesellschaft mich als Kunden werben wollte. Ich wollte mit meiner Tochter sprechen und keine aufgezeichnete Nachricht abhören. Ich spulte zurück und drückte auf »Play«. Es war Rebeccas süße Stimme. Sie klang glücklich. Im Hintergrund war viel Lärm, und manchmal war Rebeccas Stimme nur schlecht zu verstehen, aber ich hörte aufmerksam zu, und dabei rannen Tränen über meine Wangen. Hinterher blieb ich neben dem Telefon stehen. Meine Brust krampfte sich zusammen. Ich hatte ein ungutes Gefühl. Mein mütterlicher Instinkt sagte mir, dass mein Baby in Schwierigkeiten war.
    Ein Mann. Ein ruhiger Mann. Ein Mann mit einem Tattoo nahm Rebecca den ganzen Weg nach Sydney mit. Nein, es ging mir überhaupt nicht gut. Ich versuchte noch den ganzen Tag, sie auf dem Handy zu erreichen. Ich hinterließ ihr etwa zwanzig Nachrichten, aber Rebecca hat nie wieder angerufen.
    Als die Nacht hereinbrach und ich noch immer nichts von ihr gehört hatte, hatte ich solche Angst, dass ich mich körperlich krank fühlte. Ich dachte daran, Burt anzurufen, aber ich kam zu dem Schluss, dass es sinnlos war. Er wusste nicht, dass sie unterwegs zu ihm war, und wäre sie schon bei ihm angekommen, gab es keinen Grund, weshalb sie nicht hätte anrufen sollen. Burt mag ein Mistkerl gewesen sein, aber er war kein Mörder. Davon abgesehen, kannte ich seine Adresse nicht und hatte keine Ahnung, wo er in Sydney wohnte. Ich wusste, dass es schwierig sein würde, seine Nummer herauszufinden, selbst wenn ich ihn anrufen wollte.
    Ich saß die ganze Nacht am Küchentisch. Ich hatte den ganzen Tag nichts gegessen und nur Kaffee getrunken. Ich zitterte, befürchtete das Schlimmste und betete für das Beste. Um acht rief ich die Polizei an.
    Auch wenn Rebecca erwachsen und erst seit vierundzwanzig Stunden weg war, nahm die Polizei die Tatsache, dass sie sich nicht mehr gemeldet hatte, ernst. Rebecca hatte noch nie zuvor so etwas getan, und sie war per Anhalter unterwegs. Ich erzählte ihnen nichts von ihrem Anruf.
    Die nächsten paar Tage waren die schlimmsten, die ich je durchleben musste, jede Minute, die verging und keine Nachricht von Rebecca brachte, fühlte sich an, als sterbe ein kleiner Teil von mir.
    Die Polizei nahm Kontakt zu Burt auf. Er sagte, er habe keine Ahnung gehabt, dass Rebecca auf dem Weg zu ihm war und bekräftigte, dass er sie nicht gesehen hatte. Sie glaubten ihm - sie hatten keinen Grund, es nicht zu tun.
    Ich habe in den Tagen, bevor Rebeccas Leiche gefunden wurde, wenig geweint. Ich war wie betäubt, gefangen in einem seltsamen Nichts, das weder Traurigkeit noch Verzweiflung noch Resignation war. Ich wollte einfach nur wissen, was mit meiner geliebten Tochter passiert war.
    Am dritten Morgen, nachdem ich Rebecca als vermisst gemeldet hatte, klopfte es an der Tür. Ich saß am Küchentisch, umklammerte eine Tasse lauwarmen Kaffee und hatte Angst, aufzumachen. Ich wusste, wer es war - ich hatte keine Freunde und keine Familie, und alle Freunde von Rebecca hatten sich schon gemeldet Nur die Polizei konnte an der Tür geklopft haben.
    Es konnten ja auch gute Neuigkeiten sein, redete ich mir ein.
    Aber mein Bauch sagte mir etwas anderes.
    Ich stand auf, schnürte den Bademantel enger und nahm den weiten Weg zur Haustür auf mich.
    Ich wurde von zwei uniformierten Beamten begrüßt. Die Frau hatte ihr Haar zu einem strengen Knoten zusammengebunden. Sie war hübsch, auch ohne Make-up. Der Mann sah noch sehr jung aus. Er hatte sanfte Augen und war vermutlich nicht viel älter als Rebecca.
    Sie baten mich, eintreten zu dürfen, und nachdem sie mein Angebot, ihnen etwas zu trinken zu bringen, abgelehnt hatten, teilten sie mir mit, dass in einem Waldstück an irgendeinem See eine Leiche gefunden worden war, auf die Rebeccas Beschreibung passte.
    Ich fiel in Ohnmacht - zum ersten Mal in meinem

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