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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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»Arschloch « sagte, und dann gingen sie und knallten die Tür kräftig zu.
    Heath blieb noch lange Zeit auf dem Boden liegen, und das Brummen des Kühlschranks klang wie ein Moskito in seinen Ohren. Einmal musste er sich übergeben. Dann, als er schließlich zu dem Ergebnis gekommen war, dass dies der Zeitpunkt war, dass er jetzt unmöglich noch tiefer fallen konnte, nahm er seine ganze Willenskraft zusammen, rappelte sich auf und humpelte zu seinem Koffer hinüber, um nach seiner Waffe zu suchen.
    Heath hatte seine Waffe letztes Jahr gekauft - eine 657 Magnum, Kaliber 41. Laut Colin, seinem Bekannten aus dem Fitnessstudio, das Ultimative in Sachen »Heimsicherheit«. Wie passend oder ironisch es doch war, dass er sie gegen sich selbst einsetzen wollte, weil er eben jenes Haus verloren hatte, das er mit ihrer Hilfe hatte beschützen wollen.
    Er wühlte sich durch seine hektisch eingepackten Klamotten, bis er sie fand. Er hielt sie ganz fest, legte sich aufs Bett, öffnete den Mund und wollte gerade mit seinen Lippen den kalten Edelstahllauf umschließen, als er jemanden weinen hörte. Er hielt inne.
    Das Weinen kam aus dem Zimmer nebenan - es war eine Frau.
    »Beschissenes Billigmotel mit seinen beschissenen Billigwänden«, sagte er, als das Weinen lauter wurde.
    Er fragte sich, ob es sich um dieselbe Frau handelte, die er vorhin draußen hatte schreien hören, »die Hure«. War der Streit in Gewalt ausgeartet? Wenn dem so war, wieso hatte er dann nichts gehört? Wenn die Wände so dünn waren, dass er sogar jemanden weinen hören konnte, dann hätte er doch bestimmt gehört, falls jemand verprügelt worden war.
    Hatte die Frau Heaths Zusammenstoß mit Hope und ihrem Beschützer gehört?
    Wahrscheinlich, nahm Heath an.
    Dann kam ihm ein anderer Gedanke. Vielleicht war sie wirklich eine Hure und hatte heftige Gewissensbisse. Sie hatte gerade einen Freier gevögelt und erinnerte sich plötzlich an ihre Zeit in der katholischen Mädchenschule, und nun war sie wegen dem, was aus ihr geworden war, voller Schuld und Hass auf sich selbst.
    Heath war auf eine katholische Jungenschule gegangen, und er wusste ein oder zwei Dinge über Schuld.
    Vielleicht sollte ich rübergehen, damit wir gemeinsam unser beschissenes, sündiges Leben beweinen können. Vielleicht macht sie's mir ja umsonst, als Dankeschön, als allerletztes Geschenk.
    Oder noch besser - sie könnte auch abhängig sein und vielleicht ein bisschen Koks haben.
    Vergiss es, Kumpel. Keine Crackhure ist so großzügig. Gratissex vielleicht. Gratiscrack - vergiss es.
    Der Revolver fühlte sich schwer in seinen klammen Händen an, als Heath an seine Zeit als Christ und seine alte Angst vor der Hölle und dem Leben nach dem Tod zurückdachte. Als Kind hatte er oft nachts im Bett gelegen und sich vorgestellt, wie die Hölle wohl aussehen mochte, denn wie alle anderen, die er kannte, sündigte er ununterbrochen, sodass er mit Sicherheit in die feurigen Gräben hinabfahren würde. Er fluchte, er dachte an Mädchen, er log, er masturbierte - er tat all die Dinge, die als falsch galten, sich aber so verdammt gut anfühlten.
    Im Lauf der Zeit vergaß er irgendwann die Verdammnis und gab sich diesen Lastern voll und ganz hin. Allerdings legte er noch einen drauf und dachte nicht nur an Mädchen, er fickte sie auch - und nicht nur eine, manchmal auch zwei oder drei gleichzeitig. Und anstatt nur zu fluchen, stieg er die Karriereleiter immer weiter hinauf, was, wie er annahm, einem kategorischen »Fickt euch!« an seine Mitmenschen gleichkam. Und was das Lügen anging - darauf hatte er sein Leben aufgebaut.
    Aber diese Sünde, dieser selbstsüchtige, amoralische Akt der Selbsttötung, war sogar für ihn neu, und auch wenn er nicht mehr an Gott, ein Leben nach dem Tod oder an die Hölle glaubte, legte er die Pistole wieder hin.
    Er wollte voll und ganz bereit sein, wenn er die Tat ausführte, und einer Frau durch die Wand eines billigen Motels beim Heulen zuzuhören, waren nicht gerade die Umstände, die er sich für sein Dahinscheiden aus dieser Welt, so beschissen sie auch sein mochte, vorstellte.
    Zuerst mal brauchte er was zu trinken. Also holte er die Flasche Cuervo wieder hervor - er beglückwünschte sich dazu, sie sicher verstaut zu haben, bevor diese beiden Diebe aufgetaucht waren - streckte sich auf dem Bett aus und kippte einen Schluck Tequila.
    Er rann mit Leichtigkeit seine Kehle hinunter, und so schickte er gleich noch ein paar Schlucke hinterher.
    Vorsichtig,

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