Die Mutter
trüben Augen auf, als die Gestalt vor ihm stehen blieb. Er sah eine Frau von unendlicher Schönheit und Reinheit, die ein Ring aus glänzendem Licht umrahmte. Sie schien nur einen Hauch über dem Boden zu schweben.
Sie begann zu sprechen, aber Heath konnte nicht verstehen, was sie sagte. Nicht, dass das eine Rolle spielte - ihre Stimme klang wohltuend, beinahe kindlich, und sie erfüllte ihn mit glühender Wärme.
Vielleicht träume ich ja, dachte er.
Wenn es ein Traum war, dann der beste, den er je gehabt hatte.
Wenn er wirklich träumte, dann wollte er nie mehr aufwachen.
War das das Zeichen, nach dem er sich immer gesehnt hatte? Sprach Gott endlich zu ihm?
Das ätherische Wesen streckte einen Arm nach ihm aus.
Wärme strahlte durch Heaths Körper.
Er konnte spüren, wie ihre heilenden Kräfte durch jede Faser seiner Seele flossen und hörte sich sagen: Heilige Mutter Maria? Bist du gekommen, um dich um mich zu kümmern?
Die Gestalt begann wieder zu sprechen, und ihre Worte durchströmten ihn wie eine warme Sommerbrise. Dann richtete sie sich wieder auf, drehte sich um und segelte davon, und sie nahm die Wärme und das Licht mit sich ...
Heath erwachte mit dröhnenden Kopfschmerzen und dem Bedürfnis, sich zu übergeben. In derselben Sekunde, in der er die Augen öffnete, fuhr er blitzschnell auf und spuckte saures, wässriges Erbrochenes über sich selbst und den Boden des Motelbalkons.
Als diese Unannehmlichkeit überstanden war, hatte er einen widerlichen Geschmack im Mund und noch schlimmere Kopfschmerzen.
»Ist alles okay?«, fragte eine hohe, stockende Stimme.
Immer noch im Sitzen und unfähig aufzustehen, solange die Welt sich weiterdrehte, wischte Heath sich den Mund ab und blickte zu einer kleinen asiatischen Frau hinauf, die vor der
offenen Tür von Zimmer 15 stand, eine Hand an ihrem Reinigungswagen, während sie mit der anderen ein paar Putztücher gegen ihre Brust drückte, die Augen vor Angst und Abscheu weit aufgerissen. »Soll ich einen Arzt für Sie rufen?« Heath schüttelte den Kopf, bedauerte dies aber sofort. »Mir ... geht's gut«, sagte er und spuckte einen Klumpen Schleim aus. »Nur eine üble Nacht.« »Wohnen Sie im Motel?«, fragte das Zimmermädchen. Heath musste sich anstrengen, um sich zu erinnern. Schließlich nickte er sehr, sehr vorsichtig. »Zimmer... Zimmer 16.«
Und genau in dem Moment traf ihn die Erinnerung an die letzte Nacht wie ein Blitz: wie er aus dem Zimmer getreten war, um die Frau in Zimmer 15 zu besuchen; wie sie mit Gott über ihn gesprochen hatte - oder über jemand anderen; wie er sich aus seinem Zimmer ausgesperrt hatte; sein bizarrer Traum von der Jungfrau Maria; und dass er sich das Gehirn hatte wegpusten wollen, dann aber eingeschlafen war ... Die Waffe!
Heath schaute sich um, konnte seine Magnum aber nirgendwo entdecken. Er sah die leere Flasche Jose Cuervo neben seiner Tür liegen, aber keine Waffe.
Wut stieg in ihm auf. Nicht nur, dass die Waffe teuer gewesen war, sie war vor allem von größtem Nutzen für Heath.
»Ist... alles in Ordnung?«, fragte das Mädchen, blieb aber in sicherer Entfernung hinter ihrem Wagen stehen und sah aus, als sei sie bereit, im Ernstfall sofort wegzurennen.
Hör auf, das zu fragen! Siehst du denn nicht, dass hier gar nichts in Ordnung ist? Scheiße, wo ist meine Waffe?
Heath öffnete den Mund, um das Mädchen zu fragen, ob sie seine Waffe gesehen habe, aber dann dachte er, es sei besser, ihr nicht noch mehr Angst einzujagen, als sie ohnehin schon hatte.
»Äh, ja, alles in Ordnung«, antwortete er und versuchte aufzustehen.
Er war sehr wacklig. In seinem Kopf drehte sich alles, und er übergab sich erneut, dieses Mal über das Balkongeländer und
auf einen Geländewagen, der darunter stand, aber wenigstens gelang es ihm, auf den Beinen zu bleiben.
»Ich sollte wohl besser den Manager holen«, sagte das Mädchen und warf die Putzlappen auf den Wagen.
»Nein, warten Sie«, sagte Heath. »Wie spät ist es?«
»Fast sieben.«
Das Mädchen sah Heath an, als habe er tatsächlich eine Waffe und ziele damit direkt auf sie.
»Und die Frau, die in Zimmer 15 gewohnt hat, ist die weg?«
Sie nickte schnell.
»Wann ist sie gegangen?«
»Gegen halb sieben.«
Heath fragte sich, ob die Frau wohl seine Waffe mitgenommen hatte.
Nein, sicher nicht.
Aber wo war sie dann?
Vielleicht hatte das Zimmermädchen sie sich geschnappt, kurz bevor er aufgewacht war, weil sie dachte, dass er sie damit bedrohen würde.
Er
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