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Die Mutter

Die Mutter

Titel: Die Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brett Mcbean
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Schluchzer.
    Heath wich zurück. Er fühlte sich, als habe man ihm in die Eier getreten. Hatte sie von ihm gesprochen? Sicher nicht.
    Das war nicht möglich - sie hatten sich nie getroffen. Es klang aber ganz so, als spreche sie von ihm! Er verdient es nicht, zu leben. Er hat gesündigt, und muss da fü r bezahlen...
    Heath wurde plötzlich schwindelig. Er wirbelte herum und stürzte zum Balkongeländer. Er lehnte sich darüber und erwartete eigentlich, dass er die unten stehenden Autos mit einer
    halben Flasche erbrochenen Tequilas begießen würde, aber seine Übelkeit verflog wieder und er holte so tief Luft, dass ihm die Kehle schmerzte. Er blieb stehen, blickte ungefähr zehn Minuten über den Parkplatz des Motels und das verschlafene Städtchen Goulburn. Er versuchte zu verdauen, was er eben gehört hatte und sich davon zu überzeugen, dass die Frau sich mit Gott nicht über ihn unterhalten hatte. Sie musste von jemand anderem gesprochen haben - vermutlich von der Person, die sie so zum Weinen gebracht hatte.
    Trotzdem gelang es Heath nicht, ihre Worte aus seinem Kopf zu verbannen. Er konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob sie vielleicht ein Zeichen von ganz oben gewesen waren.
    Er trank noch mehr Tequila, drehte sich um und dachte: Ich sollte sie fragen. Ich sollte an die Tür klopfen, und wenn sie öffnet, sollte ich sie ganz direkt fragen: >Haben Sie von mir gesprochen? Denken Sie, ich verdiene, zu sterben? Denken Sie, meine Sünden verdienen diese Art der Bestrafung? <
    Sein Mund war trocken, und er nahm noch einen Schluck Cuervo.
    Als er jung war, hatte er Gott oft um ein Zeichen dafür gebeten, dass er tatsächlich existierte. Er hatte gebetet, gebettelt, gefleht und, als er ein wenig älter war, gehandelt, aber er hatte rein gar nichts bekommen.
    Vielleicht hatte er jetzt endlich eines erhalten.
    Es gab nur einen Weg, das herauszufinden.
    Heath trat wieder an die Zimmertür der Frau. Er lehnte sich zur Tür und lauschte.
    Drinnen war alles ruhig: kein Weinen, kein Reden, nur Stille.
    Er stürzte noch mehr Tequila hinunter und verschüttete etwas auf seinem Hemd.
    Vorsicht, gleich bist du wieder besoffen.
    Er wollte die Frau nur ungern stören, falls sie schlief. Und davon abgesehen: Wollte er wirklich ehrlich wissen, ob die Frau von ihm gesprochen hatte?
    Vielleicht blieben einige Dinge besser ungeklärt.
    Scheiß drauf. Ich bin nur paranoid. Sie hat nicht von mir gesprochen. Da ist unmöglich.
    Mit schwerem Kopf und müden Augen taumelte Heath wieder zu seinem Zimmer hinüber, griff nach dem Türknauf und drehte ihn um. Die Tür weigerte sich stur, aufzugehen.
    Er blickte auf die Zimmernummer, um sich zu vergewissern dass er nicht zu weit über den Balkon getorkelt war.
    Die Nummer 16 starrte ihn an, lachte ihn aus, machte sich über ihn lustig.
    Er drehte erneut am Türknauf; rüttelte und zog wie wild daran, aber die Tür blieb verschlossen.
    Er warf den Kopf zurück und lachte und weinte gleichzeitig -etwas, das er bis zu diesem Moment immer für unmöglich gehalten hatte.
    Du bist wirklich total im Arsch. Erst wirst du aus deinem eigenen Haus geworfen, dann sperrst du dich aus deinem Motelzimmer aus. Du verdienst es nicht, zu leben. Die Welt wäre besser dran ohne Heath Sangram, der nur Scheiße baut.
    Verschwitzt und klebrig von dieser bescheidenen Anstrengung, taumelte Heath rückwärts, prallte gegen das Geländer und schüttete wunderbar wohltuenden Tequila in seine Kehle. Er trank, was noch in der Flasche war, und ließ sich auf den Boden fallen.
    Der Griff der Waffe bohrte sich in seine Rippen. Er ließ die leere Flasche Cuervo los und hörte, wie sie über den Balkonboden rollte und gegen die Wand prallte.
    Er tastete nach dem Revolver und zog ihn aus der Hose. Mit einem Arm, der sich anfühlte, als bestehe er aus Ziegelsteinen, führte er die Waffe an seine rechte Schläfe, aber irgendetwas -Erschöpfung? Trunkenheit? Gott? - kam dazwischen. Er verlor das Bewusstsein, bevor er den Abzug drücken konnte.
    Er wurde von Licht geweckt, aber es war kein Sonnenlicht. Es war heller als Sonnenlicht und irgendwie reiner, aber es tat ihm nicht in den Augen weh, als er in die Strahlen blickte. Er versuchte, sich zu bewegen, aber ihm war, als klebe er fest. Eine Gestalt trat aus dem Licht - sie schien auf ihn zuzuschweben.
    »Hallo?«, sagte Heath. Zumindest dachte er, er hätte es gesagt
    - er war sich nicht sicher, ob die Worte auch wirklich über seine Lippen gekommen waren.
    Heath blickte mit

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