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Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition)

Titel: Die myrrhischen drei Könige: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Seth Grahame-Smith
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unähnlich war. Und nun wusste Balthasar, was in Wirklichkeit hinter dem Ganzen steckte:
    Sie waren in einen Hinterhalt geraten.
    Die Römer hatten gewusst, dass sie sich auf dem Weg nach Ägypten befanden, und hatten sie – wieder einmal – überholt. Sie hatten – wieder einmal – auf der Lauer gelegen. Und hier sprangen sie – wieder einmal – mit ihren Schwertern und Pfeilen aus ihren Verstecken, aufs Höchste mit sich selbst und ihrer schlauen List zufrieden.
    Es reichte.
    Es war ermüdend. Balthasar war es so etwas von leid, überrascht zu werden, und irgendwie überraschte es ihn, dass er überhaupt überrascht war.
    Natürlich lauern sie uns auf. Sie machen schon die ganze Zeit über nichts anderes. Warum greifen sie uns nicht einfach frontal an und sparen allen die Mühe?
    Und schon steckte ein Römer den Kopf aus dem geöffneten Eingang und kam schnell, aber unbeholfen auf sie zu. Er bewegte sich wie ein übergroßes Insekt über die Felsen der Schlucht. Doch bei genauerem Hinsehen keimten wieder einmal Zweifel in Balthasar auf. Denn das Geschöpf, das auf sie zugekrochen kam – zu schnell … es bewegt sich zu schnell –, war kein Römer. Es war kein Soldat. Es war noch nicht einmal ein Mensch.
    Es war ein Leichnam.
    Weiteres Stöhnen gesellte sich zu dem ersten, als Steinplatten überall um sie her aufgestoßen wurden. Ein Toter nach dem anderen kam aus den schattigen Tiefen seines Grabes. Dutzende. Die mumifizierten sterblichen Überreste von Männern, Frauen und Kindern traten in den vor langer Zeit eingebüßten Sonnenschein, endlich befreit vom Gefängnis des Schlafes, und bewegten sich mit ungewöhnlicher Schnelligkeit auf die Flüchtlinge zu, indem sie nach Art der Insekten durch die Schlucht krochen.
    Ihre Körper befanden sich in unterschiedlichen Verwesungsstadien, doch sie alle wirkten dank des jahrhundertelangen Zerfalls spröde und ledern. Ihre Augen und Gehirne waren aus ihren Schädeln gefault. Die Haut spannte über ihren Gesichtern, und die Zähne waren in ekelhaften Grimassen zur Schau gestellt. Die Toten bewegten sich mit Bedacht, bildeten Reihen und kamen immer näher, als stünden sie unter der Kontrolle eines einzelnen, unsichtbaren Geistes, genau wie es bei den Heuschrecken der Fall gewesen war. Doch anders als bei den Heuschrecken schwante den Flüchtlingen, dass dieser Schwarm großes Interesse daran hegte, ihnen Schaden zuzufügen, und er befand sich weniger als hundertfünfzig Meter von ihnen entfernt.
    »Balthasar?«, fragte Josef.
    »Ich weiß.«
    »Was machen wir?«
    »Eine Minute …«
    »Aber sie kommen näh…«
    »Eine Minute, habe ich gesagt,.«
    Er musste sich konzentrieren, musste die Panik niederkämpfen und sich einen Plan einfallen lassen. Doch er konnte nur zusehen, wie eine Woge wieder zum Leben erweckter Geschöpfe näher gekrochen kam, und Angst packte ihn. Er konnte nur untätig beobachten, wie die Horde unnatürlich schnell auf sie zukam. Zu schnell, als dass die anderen ihnen davonlaufen könnten. Die trockenen Sehnen knackten bei jeder Bewegung so laut, dass man es klar und deutlich in der Schlucht vernahm.
    Balthasar war in den letzten Tagen viel in sich gegangen und hatte sich mit seinen Zweifeln beschäftigt. Er hatte versucht, das, woran er glaubte, mit dem unter einen Hut zu bringen, was er in den letzten Tagen mit eigenen Augen gesehen hatte.
    Es war eine Wanderung durch seinen eigenen Geist gewesen. Ziellos. Ergebnislos. Doch jetzt war er an einer Weggabelung angekommen.
    Entweder musste er akzeptieren, dass er tot war oder träumte, was bedeutete, dass alles egal war und seine Handlungen keinerlei Auswirkungen hatten, oder er musste akzeptieren, dass das, was er gerade sah, real war. Was bedeutete, dass alles, woran er glaubte, falsch war, und er wahrscheinlich dazu verdammt war, auf ewig in den Flammen der Hölle zu schmoren. Doch die Ewigkeit würde warten müssen. Es war Zeit, sich zu entscheiden.
    Besser gehe ich auf Nummer sicher und tue so, als wäre es real, stimmt’s? Außerdem wird sich doch bestimmt etwas Wundersames ereignen, wenn es keine Hoffnung mehr zu geben scheint. Ich bin mir sicher, dass wir noch mal in letzter Sekunde davonkommen. Läuft es in letzter Zeit nicht ständig so? Vielleicht wird die Rettung diesmal eine Überschwemmung sein. Eine Wasserwand aus dem Nichts, die durch das Tal donnert und diese Dinger wegschwemmt, uns allerdings irgendwie verschont. Ja, so wird es ganz bestimmt geschehen. Eine

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